Sep 29, 2022
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Deutscher Startup Monitor 2022: „Wer Kapital aufnehmen muss, hat es schwer“: Gründerszene ist besorgt wegen Wirtschaftskrise

Written by Nadine Schimroszik


Berlin Angesichts der aktuellen konjunkturellen Lage trüben sich auch die Zukunftsaussichten bei Start-ups merklich ein. Das geht aus dem neuen Deutschen Startup Monitor (DSM) hervor, der dem Handelsblatt vorab vorliegt (zum Download). Der deutsche Start-up-Verband befragt in Zusammenarbeit mit der Prüfungsgesellschaft PwC jedes Jahr knapp 2000 Start-ups zu ihrer wirtschaftlichen Lage und politischen Einstellung.

Momentan bewertet etwa die Hälfte der Befragten die Geschäftslage als positiv. Der Blick in die Zukunft fällt allerdings deutlich pessimistischer aus als noch bei der letzten Erhebung 2021. So erwarten knapp 54 Prozent der Start-ups eine positive Entwicklung – im vergangenen Jahr waren es mit rund 72 Prozent noch deutlich mehr.

„Somit wird deutlich, dass die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen auch im Start-up-Ökosystem angekommen sind“, heißt es im DSM. Mit Blick auf die kommenden Monate sei die Geschäftsentwicklung für viele Gründerinnen und Gründer von Unsicherheit geprägt.

Zwei Punkte geraten dabei stärker in den Fokus: Finanzierung und Personalentwicklung. Beide Punkte betrachten mehr Start-ups als Herausforderungen als noch im vergangenen Jahr.

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Während vor einem Jahr viele Investoren noch geradezu euphorisch in neue Geschäftsideen investierten, sind die Geldgeber mittlerweile deutlich vorsichtiger geworden. Wurden im vergangenen Jahr in Europa noch Deals in Höhe von mehr als 105 Milliarden Euro abgeschlossen, werden es dieses Jahr laut Schätzungen des Branchenanalysten Pitchbook nur noch rund 54 Milliarden Euro sein.

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Diese Entwicklung beobachtet auch der Mitgründer des digitalen Vermögensverwalters Scalable Capital Erik Podzuweit. Die großen Fonds würden abwarten, wie sich die geopolitische Lage entwickle, glaubt er. „Wer Kapital aufnehmen muss, hat es schwer“, resümiert Podzuweit.

Der DSM zeigt, dass viele Start-ups in nächster Zeit Finanzierungsbedarf haben. Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen planen, im Laufe des Jahres Geld einzusammeln. Der durchschnittliche Kapitalbedarf liegt bei 3,1 Millionen Euro.

Scalable Capital selbst habe im Sommer 2021 eine Finanzierungsrunde abgeschlossen und brauche daher kein neues Geld, erklärt Podzuweit. Doch auf der Ausgabenseite ist er vorsichtig geworden. „Da keiner weiß, wie lange diese angespannte Funding-Situation anhält, geben wir nur Geld aus, wenn es unser Produkt verbessert.“ Marketingkosten beispielsweise seien eine gute Stellschraube, um Geld zu sparen, rät er.

Lang anhaltende Kapitalflaute

Christoph Schuh, Investmentpartner bei der Finanzfirma Lakestar, rechnet nicht damit, dass sich das allgemeine Investitionsklima in den nächsten zwölf Monaten kurzfristig verbessern wird. „Das Learning aus den Jahren 2000 und 2008 ist, dass sich die Investitionen von Wagniskapitalgebern in Europa für circa zwölf bis 18 Monate nach einem Peak reduzieren, bevor sie wieder nach oben anziehen“, analysiert Schuh. Doch Lakestar sieht diese Phase auch als Chance, sich jetzt die besten Start-ups zu sichern und zu investieren. „In Krisenzeiten sind bisher stets die besten Start-ups entstanden“, sagt er.

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Die gute Nachricht für Gründerinnen lautet momentan, dass die Investoren trotz der aktuellen Lage weiterhin in gute Geschäftsmodelle investieren wollen. Dominik Stein von EQT Growth sieht gute Finanzierungschancen für Produkte, die sich entweder stark abgrenzen oder der Konkurrenz weit überlegen sind.

Und Thomas Oehl, Partner bei Vsquared Ventures, hält es für richtig, dass sich der Markt ein wenig abkühlt. Die Bewertungen der Start-ups seien „einfach nicht mehr realistisch“ gewesen.

Neben der Finanzierung ist eine weitere große Unbekannte für die Start-ups die Suche nach neuen Talenten. Die Personalplanung bewerten 34 Prozent der im DSM befragten Gründer als Herausforderung – vor zwei Jahren waren es gerade einmal 17 Prozent.

Mitarbeiter in einem Start-up für Fleischalternativen

Die Personalsuche ist für Gründer eine Herausforderung.



(Foto: dpa)

Trotz der angespannteren wirtschaftlichen Lage planen die Start-ups, in Zukunft im Durchschnitt 9,2 Mitarbeiter neu einzustellen – 2021 lag dieser Wert noch bei 8,6. Im April hatten laut Start-up-Verband neun von zehn Start-ups offene Stellen ausgeschrieben.

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Gerade im Technologiesektor buhlen die neu gegründeten Unternehmen um Talente, die sie teilweise aus dem Ausland rekrutieren müssen. Die Hälfte der Gründerinnen und Gründer gab deshalb an, wegen Personalmangel schon einmal auf Wachstum verzichtet zu haben.

Grüne bauen Vorsprung aus

Laut DSM gehen die Start-ups davon aus, dass aufseiten der Politik vor allem die Grünen dabei helfen können, ihren Problemen am besten zu begegnen. Mit 50,8 Prozent Zustimmung holt die Ökopartei bei den Gründerinnen und Gründern die absolute Mehrheit und baut ihren Vorsprung zur zweitplatzierten FDP (26,4 Prozent) somit deutlich aus.

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Die Liberalen verloren in der Gunst der Gründerinnen und Gründer: Ihr Wert fiel um fünf Prozentpunkte im Vergleich zu 2021. Der CDU (zehn Prozent) und der SPD (5,9 Prozent) sprachen hingegen nur wenige Start-ups ihr Vertrauen aus.

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Die dringende Bitte an die Politik lautet vor allem, Verwaltungsprozesse zu vereinfachen. Das sahen neun von zehn Start-ups als wichtigen Hebel zur Stärkung des Start-up-Ökosystems an. Dahinter folgte die Vereinfachung der öffentlichen Vergabe von Aufträgen, um Start-ups einen einfacheren Zugang zu ermöglichen.

Eine gute Nachricht des diesjährigen DSM lautet, dass der Anteil der Frauen, die gründen, weiter gewachsen ist. Er liegt derzeit bei 20,3 Prozent (2021: 17,7 Prozent). Trotzdem fällt das Fazit des Start-up-Verbands nicht allzu enthusiastisch aus: „Frauen bleiben nach wie vor stark unterrepräsentiert und das vorhandene Potenzial wird noch zu wenig ausgeschöpft.“

Mehr: Wagniskapitalgeber drehen Tech-Start-ups den Geldhahn zu



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