Mar 30, 2023
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Zeit nach Bankenbeben und Rezessionssorgen: Großinvestoren stehen schon für die nächste Rally in den Startlöchern

Written by pinmin


• Märkte kämpfen noch mit Bankenkrise und Fed-Politik
• Großinvestoren bereiten sich bereits auf lockere Zinspolitik vor
• FOMO-Angst lässt Vermögensverwalter Positionen überdenken


Der Zusammenbruch der drei US-Banken Silvergate, Silicon Valley Bank (SVB) und Signature Bank sowie die anhaltenden Turbulenzen bei der First Republic Bank haben Anleger in den vergangenen Handelswochen beschäftigt und am Aktienmarkt für teils deutliche Verluste gesorgt. Auch nach Europa schwappte die Panik über: Nach einem massiven Kurssturz bei der Credit Suisse wurde das Schweizer Bankhaus von der heimischen Konkurrentin UBS übernommen.


Zeitgleich kämpfen die Währungshüter rund um den Globus weiter gegen die starke Inflation. Die EZB hatte darauf zuletzt mit einem großen Zinssprung reagiert, auch die US-Notenbank Federal Reserve hat ihren Leitzins einmal mehr angehoben, obwohl viele Anleger angesichts der Bankenturbulenzen auf eine Zinspause gehofft hatten. Die Notenbanken sind dabei weiterhin in einem Dilemma: Erhöhen sie die Leitzinsen nicht stark genug, bekommen sie den Anstieg der Verbraucherpreise nicht in den Griff und scheitern mit ihrer Hauptaufgabe, der Währungsstabilität. Wird der Leitzins aber zu stark angehoben, droht ein Abwürgen des Konjunkturmotors und gar eine Rezession – ein Szenario, das Währungshüter im besten Fall ebenfalls vermeiden wollen.

Großinvestoren schon einen Schritt weiter


Während Anleger in der aktuellen Gemengelage einen Weg durch das Investitionsdickicht suchen, sind Großinvestoren offenbar schon einen Schritt weiter. Billionen-Dollar-Fonds wie Franklin Templeton, Invesco und JPMorgan Asset Management sind Bloomberg zufolge bereits mitten in den Vorbereitungen für eine Börsenrally, da sie angesichts der Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität mit einer wieder lockereren Geldpolitik der Zentralbanken rechnen, die sich positiv auf die Aktienmärkte auswirken dürfte.


“Wenn Sie den Beginn der Rally verpassen, verpassen Sie den Großteil der Renditen“, zitiert Bloomberg Wylie Tollette, den Chief Investment Officer von Franklin Templeton Investment Solutions. “Es ist sehr schwierig, aufzuholen, wenn man die ersten ein oder zwei Wochen verpasst. Manchmal sind es nur Tage.”

Großinvestoren setzen auf Anleihen mit langen Laufzeiten


Dabei seien Großinvestoren insbesondere im Anleihenbereich aktiv und würden ihren Fokus dabei auf Anlagen mit längeren Laufzeigen legen. “Festverzinsliche Anlagen sind zurück”, bestätigte Tollette. Sein Unternehmen etwa habe sich mit länger laufenden Staatsanleihen aus den USA, Großbritannien und Deutschland eingedeckt.


Das bestätigte auch Bob Michele, der als Chief Investment Officer bei JPMorgan tätig ist: Das Unternehmen habe – trotz möglicher Verluste bei steigenden Zinssätzen – zuletzt verstärkt langlaufende Staatsanleihen erworben. Eine kurzfristige Abwertung nehme man dabei in Kauf angesichts der Gefahr, nicht im Anleihen-Boot zu sitzen, wenn die Fed ihre Zinspolitik anpasst und eine Marktrally auslöst: “Meine größte Sorge ist nicht, dass wir jetzt kaufen und die Renditen um weitere 50 Basispunkte steigen”, zitiert Bloomberg den Experten, der zudem darauf verwies, dass die Preise immer noch auf dem niedrigsten Niveau seit der Finanzkrise sind. Seine größte Sorge sei es, nicht im Markt zu sein, wenn sich das Blatt wendet.

Abgestrafte Techaktien wieder im Visier


Darüber hinaus rechnen Großinvestoren dem Bericht zufolge auch mit einer massiven Erholung bei 2022 deutlich unter Druck geratenen Tech-Aktien, wenn die US-Notenbank ihre Geldpolitik ändert und in einen Lockerungszyklus eintritt, der die Aktienmärkte anschiebt. “Wenn der Wirtschaftsabschwung in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 eintritt, erwartet den Aktienmarkt 2024 eine Erholung”, sagte Kristina Hooper, die Chefstrategin für globale Märkte des Fondsmanagers Invesco. “Tech-Namen reagieren sehr gut auf sinkende Renditen, was für Aktien insgesamt positiv ist”, so die Expertin gegenüber Bloomberg. Den Fokus wolle man bei Invesco auf zyklische Aktien und Small-Caps legen, wenn die Anzeichen für eine Wende der Fed deutlicher werden.


Rob Arnott, Vorsitzender und Gründer von Research Affiliates LLC, nehme dagegen dem Bericht zufolge Aktien mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis in entwickelten Märkten wie Europa, Großbritannien und Australien als “attraktive Gelegenheiten” wahr, während man sich bei Franklin Templeton darauf vorbereite, Aktien von einer Untergewichtung zu einer neutralen Position zu verlagern, um die Anfangsphase einer Rally nicht zu verpassen.

Selektiv riskantere Vermögenswerte


Zudem sind große Vermögensverwalter offenbar wieder bereit, beim Investieren größere Risikoanlagen ins Visier zu nehmen, um bei einer starken Markterholung im Boot zu sein. John Hancock Investment Management habe übergewichtete Positionen in Investment-Grade-Unternehmensanleihen, hypothekenbesicherten Wertpapieren und Kommunalschuldverschreibungen und plane, riskantere Schuldtitel wie hochverzinsliche Unternehmensanleihen hinzuzufügen, wenn sich verschlechternde wirtschaftliche Bedingungen einen Fed-Pivot vorziehen, zitiert Bloomberg Emily Roland, die Co-Chief Investment Strategin bei dem Vermögensverwalter.


Schwellenländer stehen dagegen offenbar bei Mohamed El-Erian, dem Chef von Gramercy Funds Management und Berater der Allianz SE, hoch im Kurs: “Gerade das Kreditsegment bietet attraktive Chancen”, sagte er. “Der Schlüssel hier ist eine Kombination aus sorgfältiger Namensauswahl mit Schwerpunkt auf Bilanzen”.

Privatinvestoren sollten sich bereit machen


Auch für Kleinanleger könnte das Verhalten der großen Vermögensverwalter eine Blaupause für ihre eigenen Investmententscheidungen sein. Laut Tollette von Franklin Templeton sollten Anleger auf den Privatmärkten und anderswo selektiv mit ihren Beständen umgehen, anstatt die Allokationen zu kürzen. “Vor der Morgendämmerung ist es immer am dunkelsten”, so der Experte. “Wenn Sie auf den eigentlichen Drehpunkt warten, kommen Sie zu spät. Man muss damit rechnen.”

Redaktion finanzen.net

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