Eine Studie der BSP Business School Berlin enthüllt: Gründer von Startups, die sich als “Manager” fühlen sind erfolgreicher als “Fachexperten”. Doch woran kann das liegen?
Großteil der Startups scheitert
Die Gründung eines Startups erfordert jedoch sehr viel Mut. Expertenschätzungen zufolge scheitern 80 bis 90 Prozent der Jungunternehmen am Markt. Das US-amerikanische Datenanalyse-Unternehmen CB Insights hat 101 Startups nach den Gründen ihres Scheiterns gefragt und herausgefunden, dass 42 Prozent der befragten Unternehmen ein Produkt herausgebracht haben, für das es keine Nachfrage auf dem Markt gab. Zweithäufigster Grund für das Scheitern waren den Startups zufolge Finanzierungsprobleme.
Studie untersucht Einfluss der Gründerpersönlichkeit auf Unternehmenserfolg
Ist ein Startup aber erfolgreich, sind meist eine Vielzahl von Faktoren dafür verantwortlich. Eine Studie der BSP Business School Berlin hat nun in Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität Frankfurt untersucht, inwieweit das Selbstverständnis der Unternehmensgründer den Erfolg der Jungunternehmen beeinflusst. Dafür wurden im Rahmen einer Online-Befragung knapp 600 Unternehmensgründer und -gründerinnen gefragt, ob sie sich in ihrer Tätigkeit eher als “Manager” oder als “Fachexperte” sehen.
Manager häufiger tätig als Geschäftsführung
Das Ergebnis war relativ eindeutig: So gaben 60,7 Prozent der Befragten an, eher “Manager” zu sein; 39,3 Prozent der teilnehmenden Unternehmensgründer bezeichneten sich hingegen eher als einen “Fachexperten”. Dieses Selbstverständnis korreliert eng mit den Tätigkeitsbereichen, die die Gründer in ihren jeweiligen Unternehmen übernehmen. Die selbst ernannten “Manager” agieren zu 95 Prozent in der Geschäftsführung; bei den “Fachexperten” sind es hingegen nur 86 Prozent. Die restlichen 14 Prozent haben die Leitung der Geschäfte an jemand anderen übergeben.
Die Fachbereiche Strategie, Vertrieb und Personal werden den Ergebnissen der Studie zufolge ungefähr gleich häufig von den “Managern” und “Fachexperten” übernommen. Wesentliche Unterschiede ergeben sich jedoch in anderen Teilgebieten: So sind “Fachexperten” deutlich häufiger in den Geschäftsfeldern Marketing, Einkauf, IT und Produktion tätig, während “Manager” diese Aufgaben oft viel früher abzugeben scheinen.
Startups von Managern sind erfolgreicher
Doch inwieweit hängt dieses Selbstverständnis nun mit dem Erfolg des Unternehmens zusammen?
Zur Beantwortung dieser Frage wurde zunächst das mittlere Umsatzwachstum aller Unternehmen bestimmt, dieses stieg bei den befragten Startups pro Jahr um durchschnittlich 77,3 Prozent.
Betrachtet man jedoch die “Manager”-Startups getrennt von den “Fachexperten”, zeigt sich, dass die Unternehmen von “Managern” ein um 24,5 Prozent höheres jährliches Umsatzwachstum vorweisen können als die von “Fachexperten”. So wuchs der Umsatz bei den selbst ernannten “Managern” im Mittel um 88,1 Prozent, bei den “Fachexperten” dagegen waren es pro Jahr nur 63,6 Prozent. Bei einem Jahresumsatz von drei Millionen Euro ergibt sich damit eine Wachstumsdifferenz von 735.000 Euro für das folgende Geschäftsjahr; in den kommenden Jahren wird dieser Unterschied noch deutlicher werden.
Gründe für Erfolgsunterschiede
Doch warum sind die Startups von “Managern” erfolgreicher als die von “Fachexperten”?
Lucas Fichter, Wirtschaftspsychologe an der Goethe-Universität Frankfurt, und Charlotte von Bernstorff, Personalpsychologin an der BSP Business School Berlin, versuchen diese Umsatzunterschiede zwischen den Startups mit der unterschiedlichen Arbeitsweise der Gründer zu erklären. Laut den Experten fokussieren sich die “Fachexperten” zu viel auf die “Perfektionierung” aller Tätigkeitsbereiche ihres Startups. Das führt dazu, dass sie nur wenig Verantwortung in den Fachbereichen abgeben und im Zuge dessen weniger Zeit haben, sich auf die Steuerung und auf das Wachstum ihres Unternehmens zu konzentrieren.
Außerdem sagt das Selbstverständnis der Gründer laut den Experten viel über ihre Persönlichkeit aus. So seien Gründer, die sich als “Manager” fühlen, in ihrer Art meist deutlich extrovertierter. Das führt dazu, dass “Manager” insgesamt sehr viel durchsetzungsfähiger und kontaktfreudiger sind als die introvertierten “Fachexperten”. Abgesehen davon verweisen die Experten darauf, dass “Manager” auch im Kontakt mit anderen Marktteilnehmern erwiesenermaßen mehr Erfolg haben, da ihnen das sogenannte Networking wesentlich leichter fällt.
Pauline Breitner / Redaktion finanzen.net
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