Dec 6, 2022
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Bauwirtschaft erwartet Delle und real sinkende Umsätze

Written by pinmin


Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)–Die deutsche Bauwirtschaft erwartet aufgrund steigender Bau-, Finanzierungs- und Lebenshaltungskosten für das kommende Jahr sinkende Umsätze. Laut der neuen Prognose des Zentralverbands des deutschen Baugewerbes (ZDB) dürfte der Umsatz im Bauhauptgewerbe in diesem Jahr real, also inflationsbereinigt, um 5,5 Prozent sinken und im kommenden Jahr um 7 Prozent. Sorgenkind sei dabei vor allem der Wohnungsbau. Aber auch die beiden anderen Bausparten Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau sind laut ZDB stark rückläufig. Erstmalig seit 2009 drohe zudem die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe im kommenden Jahr um 7.000 auf 910.000 zu sinken.

Das nominale Umsatzvolumen ungeachtet der Inflation dürfte laut ZDB in diesem Jahr 157,9 Milliarden Euro nach 144,8 Milliarden Euro im Vorjahr erreichen. Der nominale Umsatz in der Bauwirtschaft wird laut der Prognose 2023 auf 154,6 Milliarden Euro fallen.

“Die Baukonjunktur verliert an Schwung. Die Rahmenbedingungen für die Bauwirtschaft haben sich markant verschlechtert und trüben die Aussichten für die Baukonjunktur in 2023 deutlich ein”, erklärte Reinhard Quast, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe. “Wenn es nicht gelingt, die Rahmenbedingungen für Bauinvestitionen zu stabilisieren, wird erstmalig seit 2009 wieder die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe sinken.”

Laut einer Umfrage des Verbands im November gehen über 60 Prozent der Unternehmen von einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten aus. Dies betreffe insbesondere die Geschäftserwartungen im Wohnungsbau, dem Stützpfeiler der Baukonjunktur der letzten Jahre, wie der ZDB erklärte. Quasi keines der Unternehmen erwarte hier eine bessere Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Hingegen gingen 74 Prozent der befragten Unternehmen im Wohnungsbau von einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung aus.

Genehmigungszahlen im Wohnungsbau weisen nach unten

Im Wohnungsbau dürften aufgrund voller Auftragsbücher zu Jahresbeginn 2022 in diesem Jahr noch rund 280.000 Wohnungen fertig gestellt werden. Die Genehmigungszahlen im Neubau weisen laut ZDB allerdings nach unten. Bis zum Jahresende sei daher ein Rückgang bei den Baugenehmigungen um etwa 32.500 Wohnungen gegenüber dem Vorjahr zu erwarten.

Der Umsatz im Wohnungsbau dürfte laut ZDB 2022 real um 4,5 Prozent sinken und 2023 um real 10 Prozent. Das Umsatzvolumen dürfte laut Verband in diesem Jahr etwa 60,7 Milliarden und in 2023 57,6 Milliarden Euro erreichen. Einem stärkeren Einbruch wirke die Nachfrage nach Sanierungen entgegen.

“Daher fordern wir auch die Förderbedingungen zeitnah, auskömmlich und niedrigschwellig zu gestalten. Es braucht schnell Klarheit über die konkrete Ausgestaltung der Förderprogramme. Dabei sollte das bisherige Fördervolumen von 10 Milliarden Euro gehalten werden”, forderte Quast. Die geplante Bindung der Förderung an das Niveau der Effizienzhaus-Stufe 40 hält der Verband hingegen für “zu ambitioniert”. Positiv sei aber die generelle Erhöhung der Abschreibung (AfA) im Mietwohnungsbau von 2 auf 3 Prozent sowie die Wiedereinsetzung der Sonder-Afa im Mietwohnungsbau zum 1. Januar 2023.

Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau schwächer

Die Investitionen im Wirtschaftsbau sind laut Verband vor allem durch die Konjunkturaussichten der deutschen Volkswirtschaft und damit durch die vorherrschende hohe Unsicherheit geprägt. Auch die Baukostenentwicklung wirke bremsend auf die Nachfrage nach Gewerbebauten. “Die rückläufige Orderentwicklung lässt in den nächsten Monaten eine rückläufige Umsatzentwicklung erwarten”, so der Verband. Der ZDB rechnet daher damit, dass die Umsätze in diesem Jahr im Wirtschaftsbau real um 5 Prozent niedriger ausfallen als in 2021. Für 2023 rechnet die Bauwirtschaft mit einem realen Rückgang beim Umsatz im Wirtschaftsbau um 6 Prozent.

Auch für den öffentlichen Bau rechnet der Verband mit real sinkenden Umsätzen und schätzt das Minus auf 6,6 Prozent in diesem und 4,5 Prozent in 2023.

Es sei zu befürchten, dass die Kommunen als anteilsstärkster öffentlicher Auftraggeber ihre Investitionen in 2023 nicht ausweiten könnten. Denn bei den Kommunen sei mit einem starken Anstieg ihrer laufenden Sach- und Personalaufwendungen sowie Sozialausgaben zu rechnen, der nicht durch den Anstieg der prognostizierten Steuereinnahmen gedeckt sei.

Die Investitionen des Bundes in die Infrastruktur erreichen nach Angaben des Verbands im laufenden Jahr offensichtlich nicht die eigenen Zielvorgaben. Insbesondere der avisierte Aufwuchs beim Brückensanierungsprogramm vermittelt sich in der Praxis nicht, so der ZDB.

Quast forderte, dass auch der Staat in seine Infrastruktur investieren muss: “Wir erwarten, dass die öffentliche Hand ihre Hausaufgaben macht und die ihr zur Verfügung stehenden Mittel in entsprechende Maßnahmen und Aufträge umsetzt.”

Aktuelle Delle verkraftbar

Insgesamt könne die Bauwirtschaft die aktuelle Konjunkturdelle aber verkraften, denn die Betriebe hätten in vergangenen Jahren ihr Eigenkapital gestärkt, so Quast.

“Aber wir brauchen jetzt kluge Investitionsanreize sowie öffentliche Investitionen damit es bei der Delle bleibt und damit wir unsere Fachkräfte in der Branche halten können. Denn die Baubedarfe sind ja unbestritten da, egal ob Infrastruktur, Wohnungsbau oder energetische Sanierung”, so das Fazit von Quast.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/kla

(END) Dow Jones Newswires

December 06, 2022 04:01 ET (09:01 GMT)



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