Zu den wesentlichen Antriebskräften für Kursbewegungen zählen vor allem Angst und Gier. Während Angst die Menschen zum Verkaufen bewegt, führt Gier die Menschen zum Kaufen. Mit am stärksten lassen sich die meisten Menschen von ihrem Gefühl lenken, wenn es ums Thema Geld geht – also ausgerechnet bei dem Thema, bei dem der Verstand anstelle des Bauchgefühls regieren sollte.
Zu den häufigsten Fehlern zählen:
- Selbstüberschätzung
- Falsche Anlageaufteilung (Asset Allocation)
- Hektik
- Herdentrieb
- Angst vor Fehlern
1. Selbstüberschätzung:
Vor allem Anleger, die bereits einmal an der Börse einen hohen Gewinn erzielt haben, fühlen sich bestätigt und neigen zur Selbstüberschätzung. Sie glauben, die Entwicklungen von Märkten und Branchen prognostizieren zu können, und investieren in blindem Vertrauen auf ihr eigenes Urteilsvermögen. Doch übertriebene Zuversicht endet vor allem nach einer Glückssträhne oft mit hohen Verlusten. Denn eine Fehlinvestition mit einer hohen Anlagesumme reicht häufig aus, um viele kleinere Gewinne komplett zu vernichten.
Daher sollten Anleger ihr Vermögen nie in eine einzelne Anlage stecken. Sparpläne oder die Stückelung größerer Beträge in mehrere Teilbeträge, die über einen längeren Zeitraum angelegt werden, können ein Schutz vor Selbstüberschätzung sein.
2. Falsche Anlageaufteilung (Asset Allocation)
Ein weiterer Fehler ist, dass viele Anleger ihre Depots ausschließlich nach Performance zusammenstellen. Eine einseitige Performance-Orientierung führt zwangsläufig zu einem hohen Risiko, denn die Rendite einer Anlage ist immer das Spiegelbild des zugrunde liegenden Risikos.
So sollten sich Anleger über die genauen Ziele ihrer Geldanlage bewusst sein. Man unterscheidet grundsätzlich:
- Sicherheit, das heißt, die Anlage soll möglichst sicher sein. Die Wahrscheinlichkeit eines Verlusts des eingesetzten Kapitals soll minimiert oder gar ausgeschlossen werden.
- Rendite, das heißt, die Anlage soll einen möglichst hohen Ertrag abwerfen.
- Liquidität, das heißt, die Anlage soll bei Bedarf möglichst schnell wieder verkauft werden können.
Erfahrungsgemäß können diese Ziele in Kombination nie komplett erfüllt werden. Anleger müssen also abwägen, welche Ziele ihnen wichtiger sind als andere. Bei der Zusammenstellung ihres Depots sollten Investoren beachten, dass das Risiko im Depot auch der tatsächlichen Risikobereitschaft entspricht. Dabei ist auch das Verhältnis der einzelnen Anlagen zueinander zu beachten. Um ein Depot ausgewogen aufzustellen, spielt die Vermögensaufteilung (Asset Allocation) in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Renten, Fonds, ETFs und Zertifikate, aber auch die Streuung in Branchen, Regionen, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle eine maßgebliche Rolle.
3. Hektik
Es sind meistens die hektischen Zeiten, die Anleger dazu verleiten, Fehler zu machen. Wer zum Beispiel sein Depot bei jeder kleinsten Nachricht überstürzt umschichtet, zahlt in der Regel so viele Gebühren und Transaktionskosten, dass ein erreichter Gewinn schnell wieder zunichtegemacht werden kann. So gilt auch heute noch die alte Börsenweisheit »Hin und her macht Taschen leer«.
Anleger sollten sich daher sorgfältig informieren, wie zum Beispiel Marktchancen aussehen, und sich nicht hektisch und unüberlegt von einer in die nächste Anlage stürzen.
4. Herdentrieb
Zu den häufigsten Fehlern gehört das sogenannte »prozyklische Verhalten« von Anlegern. Das bedeutet, dass Anleger dann an der Börse kaufen, wenn alle kaufen und umgekehrt (Herdentrieb). Der Grund dafür liegt im Vertrauen, denn erst wenn die Börse eine gewisse Zeit gut gelaufen ist, haben Investoren genügend Vertrauen aufgebaut, um selbst zu investieren. Vom Amsterdamer Tulpenwahn im 17. Jahrhundert bis hin zur US-amerikanischen Immobilienkrise – die Ursache dieser Marktübertreibungen lag zum Großteil am Herdentrieb.
Um dem entgegenzuwirken, sollten Anleger versuchen »antizyklisch« zu investieren. Dabei spielt Disziplin eine entscheidende Rolle, denn wenn Optimismus und Euphorie ausbrechen, müssen Anleger lernen, sich rechtzeitig auch wieder von ihren Investments zu trennen. Die Wahrscheinlichkeit, an den tatsächlichen Hoch- und Tiefpunkten zu investieren, gilt eher als Glückstreffer – selbst bei professionellen Anlegern.
5. Angst vor Fehlern
Machen Anleger an der Börse einen Verlust, setzt häufig die Vernunft aus, denn ein Großteil neigt dazu, Verluste nicht so schnell zu realisieren wie Gewinne. Investoren wollen sich meist nicht eingestehen, einen Fehler gemacht zu haben, und solange ein Verlust nicht realisiert ist, müssen sie sich auch nicht eingestehen, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Der Fokus vieler Anleger liegt zudem zu stark auf dem Einstandspreis. Die meisten verkaufen erst dann ihr Investment, wenn der Einstandspreis erreicht wird. Daher ist es wichtig, sich auch bei Verlusten rechtzeitig von einer Anlage zu trennen. Denn der notwendige Gewinn zum Ausgleich des Verlusts nimmt mit sinkendem Preis überproportional zu. Anleger, die ein Minus von 50 Prozent erlitten haben, brauchen 100 Prozent Gewinn, um den Verlust wieder auszugleichen.
Wer sich vor der eigenen Unvernunft im Umgang mit Verlusten schützen will, kann zum Beispiel mit Verlustmarken wie Stop-Loss-Preisen arbeiten. Das bedeutet, dass die Anlage dann automatisch verkauft wird, wenn der Wert des Investments auf ein im Vorfeld festgelegtes Niveau gefallen ist.
Schritt für Schritt zum Erfolg
Der erste Schritt, um an der Börse erfolgreich zu sein, besteht darin, die fünf beschriebenen Fehler zu beachten und zu erkennen, wo gegebenenfalls Schwächen im eigenen Verhalten liegen. Denn nur Anleger, die sich und ihr Verhalten einschätzen können, sind in der Lage, bewusst mit den Gefahren an der Börse umzugehen. Doch neben den psychologischen Herausforderungen, sich bei der Geldanlage an bestimmte Spielregeln zu halten, dürfen auch die fachlichen Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. Denn gerade bei strukturierten Finanzprodukten (Derivaten) wie Optionsscheinen, Zertifikaten und Aktienanleihen sollten Anleger verstehen, wie ihr Investment funktioniert und welche Chancen und Risiken sich aus der jeweiligen Anlage ergeben.
Die Besonderheit bei Derivaten besteht darin, dass ihre Wertentwicklung sich aus der Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Basiswerts (zum Beispiel einer Aktie oder eines Index) ableitet (aus dem lateinischen »derivare« = ableiten).
Die Produktvielfalt und die Masse an strukturierten Produkten in Deutschland sind für Privatanleger Fluch und Segen zugleich: Zum einen bieten sich für jede Markterwartung Produkte mit den unterschiedlichsten Konditionen und Laufzeiten, die es Anlegern ermöglichen, gezielt ihre Erwartungen umzusetzen und ihr Wertpapierportfolio zu optimieren. Auf der anderen Seite entsteht aufgrund der Produktvielfalt eine fast unüberschaubare Menge an Finanzprodukten, über die man sich zunächst einen Überblick verschaffen muss.
Checkliste für Anleger
Hat man den Überblick einmal gewonnen, so können beispielsweise Optionsscheine, Zertifikate und Aktienanleihen eine sinnvolle Ergänzung eines Wertpapierdepots sein. Um Anlegern die Auswahl und Entscheidung zum Kauf eines Derivats zu vereinfachen, hat der Deutsche Derivate Verband (DDV) gemeinsam mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) eine Checkliste für Derivate-Anleger erarbeitet. Sie umfasst insgesamt 18 Fragen. Anhand dieser Fragen können Anleger die wichtigsten Punkte vor dem Kauf eines Optionsscheins, Zertifikats oder einer Aktienanleihe klären. Die Checkliste gibt dabei einen guten Überblick über die Informationen, die Investoren einholen sollten, bevor sie sich für den Kauf eines Produkts entscheiden.
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