Frankfurt (Reuters) – Ein Kursrutsch bei BASF hat die Anleger an den europäischen Aktienmärkten am Freitag umgetrieben.
Zum Jahrestag des Ukraine-Krieges zeigen sich zudem die Folgen für die deutsche Wirtschaft deutlicher als zunächst angenommen: das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von Oktober bis Dezember überraschend stark um 0,4 Prozent zum Vorquartal. “Die Inflation hat ihre Zähne gezeigt und zugebissen. Im vierten Quartal knickte die Inlandsnachfrage unter der Last der Preissteigerungen ein”, erläuterte Ökonom Andreas Scheuerle von der Deka-Bank. Dax und EuroStoxx erwiesen sich trotz des Gegenwindes als relativ widerstandsfähig und lagen gegen Mittag mit 15.455 und 4255 Punkten nahezu unverändert. Der Euro notierte mit 1,0590 Dollar auf Vortagesniveau.
An den Ölmärkten gewann die Nordseesorte Brent rund ein Prozent auf 83,16 Dollar je Fass. “Höher als erwartete US-Vorräte stellen weiterhin die Aussichten für die Ölnachfrage infrage, aber die Erwartungen einer geringeren russischen Produktion wirken sich ausgleichend aus”, sagte Yeap Jun Rong, Marktstratege beim Broker IG. Die US-Lagerbestände sind auf dem höchsten Stand seit Mai 2021.
BUBA-CHEF BEREITET MÄRKTE AUF WEITERE ZINSSCHRITTE VOR
Auch an der Zinsfront zeichnet sich keine Entspannung ab. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel schließt angesichts des anhaltend kräftigen Inflationsdrucks weitere deutliche Zinserhöhungen im Euroraum nach März nicht aus. Es scheine sich abzuzeichnen, dass die Kerninflation, in der unter anderem die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert bleiben, über den März hinaus auf einem sehr hohen Niveau verharren und nur langsam zurückgehen werde, sagte Nagel auf dem G20-Treffen in indischen Bangalore. An den Anleihemärkten notierte die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere mit 2,472 Prozent kaum verändert.
Wie sich die Inflationslage in den USA darstellt, werden Verbraucherpreis-Daten am Nachmittag verraten. Der “PCE”-Deflator wird als Lieblingsindex der US-Notenbank Fed angesehen, weswegen sich die Anleger im Vorfeld nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen wollten. “In den vergangenen Monaten ist das Pendel zwar aus dem Gefahrenbereich einer zu hohen Inflation zurückgeschwungen, aber die Kerninflation ist in den USA nur halb so stark gefallen wie die Gesamtrate”, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. “Das ist ein Grund zur Besorgnis und könnte hohe Zinsen für längere Zeit notwendig werden lassen, um auch hartnäckige Faktoren wie Mietzinsen oder Löhne abzukühlen.”
BASF RUTSCHEN AB – IAG TROTZ GEWINNSPRUNGS SCHWÄCHER
Schlechte Nachrichten für BASF-Aktionäre: Anteilsscheine des Chemiekonzerns brachen bis zu sieben Prozent auf ein Siebeneinhalb-Wochen-Tief von 48,52 Euro ein. “Vor dem Hintergrund, dass die Energiepreise noch lange auf einem hohen Niveau bleiben dürften, liegen vor dem Unternehmen weiterhin große Herausforderungen und vor den Aktionären schwierige Zeiten”, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege vom Broker RoboMarkets. Die Analysten von Baader Helvea verwiesen auf das vorzeitige Ende der Aktienrückkäufe und das unter den Analystenerwartungen liegende Nettoergebnis im vorigen Jahr.
Aktien des Software-Entwicklers Nagarro tauchten im SDax um bis zu 17 Prozent ab. Mit 90,10 Euro standen sie so tief wie seit viereinhalb Monaten nicht mehr. Einem Händler zufolge sorgte ein Medienbericht für schlechte Stimmung.
Europas Bausektor wurde dagegen von einem Kurssprung bei Saint-Gobain beflügelt. Die Aktien des Baustoff-Konzerns stiegen in Paris um bis zu 6,3 Prozent auf 56,74 Euro. Damit erreichten sie den höchsten Stand seit knapp neun Monaten. Der Umsatz des französischen Unternehmens wuchs im vergangenen Jahr um knapp 16 Prozent auf 51,2 Milliarden Euro und damit stärker als von Analysten erwartet.
(Bericht von Anika Ross. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
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