Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)–Trotz wenig hoffnungsvoller Konjunkturerwartungen zeigen sich deutsche Unternehmen an internationalen Standorten laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) aktuell noch robust. So meldeten 45 Prozent eine gute Geschäftslage und damit ähnlich viele wie in der Vorumfrage mit 48 Prozent, ergab laut DIHK die aktuelle Auswertung des AHK World Business Outlooks – einer Befragung unter mehr als 3.100 im Ausland aktiven deutschen Unternehmen. Für ebenfalls 45 Prozent laufen die aktuellen Geschäfte immerhin befriedigend. Nur jedes zehnte Unternehmen berichtete von einer schlechten Geschäftslage.
DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier nannte einen Aufholeffekt von Auftragsstaus in der Industrie, einen Neustart für Dienstleister nach Beendigung der Corona-Einschränkungen sowie stellenweise Entspannungen bei den globalen Lieferketten als Gründe hinter der Entwicklung. Dies “darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch bei den deutschen Unternehmen im Ausland die angespannte Weltkonjunktur bemerkbar macht”, sagte Treier. “Abhängig von ihren jeweiligen internationalen Märkten, finden sie jedoch stabile, wenn nicht sogar vorteilhafte Bedingungen vor, die wiederum Zuversicht geben.”
Treier betonte allerdings bei einer Pressekonferenz in Berlin insgesamt schlechte Aussichten für die Weltwirtschaft. “Aus Sicht der internationalen deutschen Unternehmen mit dem Sitz im Ausland steht der Weltwirtschaft ein frostiger Winter und ein schwaches Konjunkturjahr 2023 bevor”, sagte er. Hauptgründe seien die ökonomischen Konsequenzen des russischen Kriegs gegen die Ukraine sowie die Null-Covid-Politik Chinas. Die international aktiven Unternehmen spürten “in nahezu jedem Winkel der Erde große Herausforderungen in ihrem geschäftlichen Umfeld”. Doch immerhin seien die wirtschaftlichen Perspektiven in vielen Regionen nicht so pessimistisch wie in Europa und Deutschland.
47 Prozent der Unternehmen rechneten mit einem konjunkturellen Abschwung an ihrem jeweiligen Standort. Lediglich im Frühjahr 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, seien mit 65 Prozent mehr Unternehmen von einer wirtschaftlichen Eintrübung ausgegangen. Demgegenüber erwarteten nur noch 17 Prozent nach zuvor 21 Prozent, dass sich die Konjunktur in ihrem Gastland in den nächsten zwölf Monaten verbessern werde. Während sich die Perspektiven vor allem in Europa verschlechterten, seien Unternehmen im Asien-Pazifik-Raum ohne China, in Afrika, Nah- und Mittelost, sowie Süd- und Mittelamerika und Nordamerika weniger pessimistisch.
Auslandsunternehmen zuversichtlicher als Betriebe im Inland
Die Unternehmen sind an ihren internationalen Standorten trotz Sorgen vor einem konjunkturellen Abschwung insgesamt noch überwiegend optimistisch mit Blick auf die Entwicklung der eigenen Geschäfte in den kommenden Monaten. 37 Prozent der Unternehmen nach 42 Prozent im Frühjahr erwarten in den kommenden zwölf Monaten bessere Geschäfte. 42 Prozent gehen immerhin ausgehend von der aktuellen Lage von einer gleichbleibenden Entwicklung aus, während 21 Prozent nach zuvor 15 Prozent weniger gute Geschäfte erwarten. Damit blickten die Auslandsunternehmen deutlich zuversichtlicher in die Zukunft als Betriebe im Inland, wo nur 8 Prozent bessere Geschäfte erwarten.
Auch unter den auslandsaktiven deutschen Unternehmen mehrten sich allerdings die Sorgenfalten. “Die aktuellen Krisen sind vielfältig und in ihren Auswirkungen nur schwer abzuschätzen”, erklärte Treier. “Unsere Unternehmen melden uns von Sorgen, die sie angesichts der geopolitischen Entwicklungen, einem fortschreitenden Decoupling und einer drohenden Rezession der Weltwirtschaft haben”. 42 Prozent nannten in der Umfrage vor dem Hintergrund der mehrwöchigen Lockdowns in China und der Auswirkungen der Corona-Pandemie weiterhin anhaltende Störungen in den Lieferketten als erhebliches Risiko für ihr Auslandsgeschäft. Hinzu kommen Turbulenzen auf den Weltmärkten für Rohstoffe und Energie, ausgelöst beziehungsweise verschärft durch den Krieg in der Ukraine.
Demzufolge klagt ein Großteil der Unternehmen über hohe Rohstoffpreise (42 Prozent) und hohe Energiepreise (41 Prozent) – allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden. Während in der Eurozone laut DIHK 57 Prozent in hohen Energiepreisen ein Hauptrisiko für ihr eigenes Geschäft sehen, sind es in Nordamerika nur 24 Prozent. Abgesehen davon mache sich immer mehr auch eine sinkende Nachfrage der Konsumenten bei den Unternehmen bemerkbar, da die Kaufkraft durch hohe Inflationsraten gemindert sei.
Im nordamerikanischen Markt fänden die Unternehmen vor allem wegen der vergleichsweise günstigen Energiepreise attraktive Bedingungen vor und bewerteten somit ihre eigene Geschäftslage beziehungsweise die künftige Geschäftsperspektive so optimistisch wie keine andere Region. 62 Prozent beurteilten demnach ihre eigenen Geschäfte als gut, nur 3 Prozent als schlecht. “Für die US-Unternehmen ist der Krieg in der Ukraine weit weg, die wirtschaftlichen Folgen somit weniger zu spüren”, erklärte Matthias Hoffmann, der Geschäftsführer der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer für den Süden der USA in Atlanta. “Auch hier in den USA kann eine Rezession nicht ausgeschlossen werden, aber die Regierung ergreift derzeit Maßnahmen, die den Markt stabilisieren und den Unternehmen Vertrauen in ihre weiteren Geschäfte geben.”
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