Jul 13, 2023
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Einige EZB-Ratsmitglieder wollten im Juni stärkere Zinserhöhung

Written by pinmin


Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)–Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist am 15. Juni nicht nur nicht dem Beispiel der US-Notenbank gefolgt, die am Tag zuvor eine Zinspause verkündet hatte – er hat bei den Beratungen am 14. und 15. Juni sogar über einen “großen Zinsschritt” diskutiert. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Sitzungsprotokoll außerdem hervorgeht, gab es zugleich Forderungen, den Abbau der APP-Anleihebestände nicht zu beschleunigen.

“Die von (EZB-Chefvolkswirt Philip) Lane vorgeschlagene Anhebung der Zinsen um 25 Basispunkte wurde von einem sehr breiten Konsens getragen, wobei anfangs auch eine Anhebung der EZB-Leitzinsen um 50 Basispunkte befürwortet wurde, da ansonsten die Gefahr bestehe, dass sich die hohe Inflation verfestige”, heißt es in dem Protokoll.

Die EZB hatte die Zinsen um 25 Basispunkte angehoben, und EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte später einen weiteren Schritt dieser Größenordnung für Juli in Aussicht gestellt. Geldpolitische “Falken” wie Bundesbankpräsident Joachim Nagel haben unterdessen Zinserhöhungen über den Sommer hinaus ins Spiel gebracht.

Der EZB-Rat hatte zudem beschlossen, die Wiederanlage von Tilgungsbeträgen fällig gewordener Anleihen aus dem APP-Kaufprogramm ab Juli einzustellen. Dies hatte das Gremium bereits im Mai in Aussicht gestellt. Einige Mitglieder des EZB-Rats forderten in den Beratungen im Juni aber, die endgültige Entscheidung hierüber hinauszuschieben, um abzuwarten, wie sich das Fälligwerden eines langfristigen Refinanzierungsgeschäfts (TLTRO) im Volumen von 477 Milliarden auf die Banken auswirke.

Die Tilgungsbeträge aus dem PEPP-Programm sollen dagegen weiterhin bis Ende 2024 wieder angelegt werden. Auch diesbezüglich gibt es aber Forderungen nach einem früheren Ende.

Der volkswirtschaftliche Stab der EZB hatte im Juni außerdem seine Inflations- und Kerninflationsprognosen für 2023 bis 2025 angehoben. Darüber und über die Wirksamkeit der geldpolitischen Maßnahmen diskutierte das Gremium intensiv, wobei die Befürworter einer eher straffen Geldpolitik weiterhin die Oberhand hatten – wenn auch nicht mehr so deutlich wie früher.

Die letzte EZB-Ratssitzung vor der Sommerpause findet am 26./27. Juli statt. Analysten und Marktteilnehmer erwarten überwiegend, dass die EZB ihren maßgeblichen Satz für Bankeinlagen um 25 Basispunkte auf 3,75 Prozent anheben wird.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/apo

(END) Dow Jones Newswires

July 13, 2023 08:43 ET (12:43 GMT)



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