BERLIN (dpa-AFX) – Zivilschutz-Bunker für Millionen Menschen wird es in Deutschland nach den Vorstellungen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser auch in Zukunft nicht geben. Die vorhandenen Ressourcen sollten besser genutzt werden für eine effektive Warnung, für Notstromaggregate, Notbrunnen und Anlagen zur Aufbereitung von Trinkwasser sowie für mobile Unterkünfte zur vorübergehenden Unterbringung und Versorgung einer größeren Anzahl von Menschen, sagte die SPD-Politikerin am Montag bei einer Veranstaltung der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Auf die Frage, was mit der 2022 begonnenen Bestandsaufnahme zu Bunkern sei, antwortete sie: “Nein, das ist aus meiner Sicht nicht realistisch, dass das ein Szenario ist, sondern wir müssen uns auf andere Dinge konzentrieren.”
Außenministerin Annalena Baerbock besichtigte am Montagabend die riesigen Bunkeranlagen unter der finnischen Hauptstadt Helsinki. “In Sachen Zivilschutz ist Finnland Vorreiter in Europa und Vorbild für uns alle”, sagte sie. Die unterirdischen Anlagen böten 900 000 Menschen Platz – mehr als die Stadt Einwohner hat. In Friedenszeiten werden die Anlagen unter anderem als Sporthallen genutzt. In Finnland gibt es 50 500 Bunker, die fünf Millionen Menschen Schutz bieten. Das Land hat 5,5 Millionen Einwohner. Die Anlagen stammen aus der Zeit des Kalten Krieges. Finnland hat eine rund 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland.
Auf diese lange Grenze verwies Baerbock in einer Antwort auf die Frage, warum Deutschland solche Schutzanlagen nicht habe. Deutschland sei “zum Glück in der Vergangenheit diesem Risiko, dass wir selber verwundbar sind, nicht in dem Maße ausgesetzt” gewesen wie andere Länder, sagte sie. Sie betonte aber auch, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Zeitenwende bedeute. “Vorsorge ist gerade in diesen Zeiten der beste Schutz”, sagte sie.
In Deutschland war 2007 entschieden worden, die öffentlichen Schutzräume abzuwickeln. Dieser Prozess wurde im März 2022 – nach Beginn des Ukraine-Kriegs – zunächst gestoppt. Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, hatte im vergangenen Herbst in einem Interview gesagt, aktuell laufe eine Bestandsaufnahme der noch vorhandenen Bunker und Schutzkeller. 2023 solle dann geschaut werden, “welche davon sich theoretisch wieder reaktivieren lassen”. Tiesler wies zugleich darauf hin, dass es auch früher “nie mehr Schutzräume als für drei Prozent der Bevölkerung” gegeben habe./mfi/DP/men
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