BEIRUT (dpa-AFX) – Wegen Geldwäsche-Vorwürfen gegen den libanesischen Zentralbankchef Riad Salamah haben deutsche Ermittler mit Kollegen aus Frankreich und Luxemburg mit der Befragung hochrangiger Bankbeamte begonnen. In Anwesenheit zweier libanesischer Richter wurde am Montag in Beirut der ehemalige Vizegouverneur der Zentralbank, Saad Andari, angehört, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Justizkreisen erfuhr. Auch ein früherer Mitarbeiter der Bankenaufsicht sollte befragt werden. Aus gesundheitlichen Gründen sei der Mann aber nicht erschienen.
Der europäischen Justizbehörde Eurojust zufolge wurden in diesem Zusammenhang vergangenes Jahr fünf Immobilien in München, Hamburg und Paris sowie Bankkonten beschlagnahmt. Dabei handelte es sich nach Angaben von Eurojust um Vermögenswerte von 120 Millionen Euro. In den Hauptermittlungen wird fünf Verdächtigen vorgeworfen, im Libanon öffentliche Mittel von mehr als 330 Millionen US-Dollar (rund 300 Millionen Euro) veruntreut zu haben.
Salamah steht seit rund 30 Jahren an der Spitze der Zentralbank. Gegen ihn laufen auch in der Schweiz sowie im Libanon selbst Ermittlungen. Der Zentralbankchef wies die Vorwürfe mehrfach zurück. Seine Unterstützer sehen hinter den Ermittlungen politische Motive. Kritiker machen ihn für die Geldpolitik verantwortlich, die zur schweren Wirtschaftskrise in dem kleinen Mittelmeerland geführt hat.
Libanesischen Justizkreisen zufolge soll der 72 Jahre alte Salamah selbst in diesem Stadium der Ermittlungen nicht befragt werden. Am Dienstag und noch bis Freitag seien aber weitere Befragungen geplant./jot/DP/men
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