Nov 23, 2022
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Genesis: Was passiert, wenn der Bitcoin-Broker fällt?

Written by pinmin


Wer am gestrigen Dienstag, dem 22. November, aufs Kurstableau blickte, sah rote Zahlen. Z Redaktionsschluss notiert die Krypto-Leitwährung Bitcoin 2 Prozent im Minus und bringt gerade einmal 15.700 US-Dollar (USD) auf die Waage. Warum?

Aktuell preist der Markt das Risiko weiterer Ansteckungen aus dem FTX-Fiasko ein; ganz konkret fürchtet der Sektor die drohende Insolvenz des Krypto-Brokers Genesis. Und darum gehts.

Genesis: Liebling institutioneller Investoren

Genesis ist ein sogenannter Krypto-Prime-Broker. Verkürzt gesagt ist Genesis die Onramp für institutionelle Investor:innen in den Krypto-Space schlechthin. Während unsereins ihre Coins auf Exchanges wie Kraken oder Coinbase an Land ziehen, kaufen Großanleger:innen bei dafür geeigneten Prime-Brokern wie eben Genesis, da dort in aller Regel auch zugeschnittene Dienste wie Custody oder Over-the-Counter (OTC, außerbörsliche Geschäfte) angeboten werden.

Genesis ist der einzige Full-Service-Prime-Broker im Bereich Krypto. Das Unternehmen spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, großen Institutionen den Zugang zu ermöglichen und Risiken zu managen,

schreibt Marktanalyst Ram Ahluwalia auf Twitter.

Doch Genesis schwimmt und hat aufgrund des FTX-Fiaskos akute Liquiditätsengpässe; das hauseigene Lending-Programm ist seit der letzten Woche eingestellt.

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Auf Twitter schreibt das Unternehmen am 16. November, dass man mit der “schwierigen Entscheidung, die Assets der Kund:innen schützen” wolle. Seither ist es relativ ruhig geworden um Genesis – doch ausgesessen ist die Sache längst noch nicht.

Nämlich: Genesis braucht dringend Geld. Mindestens eine halbe Milliarde USD, heißt es. Grund ist, man ahnt es, eine Ansteckung durch die Pleitebörse FTX. Dort hatte Genesis nämlich rund 175 Millionen US-Dollar geparkt.

Das ursprüngliche Liquiditätsgesuch von einer (!) Milliarde US-Dollar halbierte Genesis nur wenige Tage nach Bekanntwerden, da Binance als möglicher Kreditgeber auszuscheiden droht. Doch einen Geldgeber, der dem havarierten Broker eben mal 500 Millionen USD leiht, sucht Genesis ebenfalls vergebens.

Die Sache mit Grayscale

Bis Genesis die fehlende Liquidität mittels Notfallkredit nicht aufnehmen kann, bleiben Zweifel um die Solvenz des Prime-Brokers bestehen – und nähren Gerüchte um dessen Schwesterunternehmen Grayscale.

Denn: Unter dem Dach des Genesis-Mutterkonzerns, der Digital Currency Group (DCG), befindet sich neben Industrie-Schwergewichten wie Coindesk auch Grayscale und damit der größte institutionelle Krypto-Fonds der Welt.

Bitcointreasuries.org zufolge hält der Grayscale Bitcoin Trust 643.572 im Gesamtwert von 10 Milliarden US-Dollar – ein Blauwal unter den Krypto-Walen. So zumindest die Erzählung des Fonds selbst.

Von 643.572 BTC liegen mindesten 635.000 BTC bei Coinbase – sagt zumindest das Unternehmen. Quelle: Bitcoin Treasuries.

Denn es gibt ein Problem: Grayscale weigert sich, die Wallet-Adressen zu seinem Krypto-Vermögen offenzulegen. Auf Twitter verweist man auf “Sicherheitsbedenken”. Ein “Proof-of-Reserves” wird es bei Grayscale also vorerst nicht geben. Wie stichhaltig sind also Unternehmensaussagen, dass der Fonds tatsächlich zu 100 Prozent physisch gedeckt ist?

Schenkt man Coinbase Glauben: sehr stichhaltig. Denn wie Grayscale auf Twitter schreibt, verwahrt das Unternehmen die Coins nicht selbst, sondern verlässt sich auf Coinbase Custody. Und die bestätigen in einem Brief an Grayscale, den das Unternehmen am Freitag, 18. November, geteilt hat, dass Coinbase tatsächlich rund 635.000 BTC für Grayscale verwahrt; damit wäre ein Großteil des Bitcoin Trusts tatsächlich physisch gedeckt.

Trotzdem: Auch nur geringfügige Unsicherheiten um die Solvenz institutioneller Krypto-Konzerne wie das DCG-Konglomerat sorgen dieser Tage nicht gerade für euphorische Stimmung am Markt. Grayscale, Genesis und Co. haben es in der Hand für klare Verhältnisse zu sorgen und der fortschreitenden Ansteckungsgefahr im Kryptosektor endlich eine Brandmauer vorzuschieben.

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