Die UBS ziehe es vor, sich auf ihr eigene Strategie zu konzentrieren und zögere, Risiken im Zusammenhang mit der Credit Suisse (CS) zu übernehmen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf gut informierte Kreise. Der Rivale Credit Suisse will sich dagegen laut dem Bericht Zeit lassen, um den Turnaround zu schaffen, nachdem er von der SNB eine Liquiditätshilfe erhalten hat.
UBS sowie Credit Suisse sähen eine Übernahme nur als möglichen letzten Ausweg an, berichtet die Agentur weiter. Denn eine solche Transaktion wäre mit erheblichen Hürden und Überschneidungen verbunden.
Schweizer Regierung bespricht Credit Suisse mit Finma und SNB
Die Schweizer Regierung (Bundesrat) hat sich am Donnerstag mit der Situation der krisengeplagten Credit Suisse beschäftigt.
“Der Bundesrat hat sich heute Nachmittag von der Finanzmarktaufsicht und der Schweizerischen Nationalbank über die Situation der Credit Suisse orientieren lassen”, erklärte eine Regierungssprecherin am Donnerstag auf Anfrage. “Über den Inhalt dieser Sitzung wird nicht informiert.” Die Bundeskanzlei verwies auf die gemeinsame Mitteilung von Finma und SNB am Mittwochabend, wonach die Notenbank dem Institut bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellt.
Wenige Stunden nach der Veröffentlichung der Mitteilung kündigte Credit Suisse an, dass sie bei der SNB Kredite im Volumen von bis zu 50 Milliarden Franken aufnehmen will. Anleger sind aber nicht sicher, ob die Bank damit die Abflüsse von Kundengeldern stoppen und in ruhigere Gewässer steuern kann. Als ein mögliches Szenario zur weiteren Stabilisierung der Lage gilt Staatshilfe.
Credit Suisse wieder deutlich im Minus
Die Aktien der stark angeschlagenen Credit Suisse sind am Freitagmittag wieder deutlich unter Verkaufsdruck geraten.
Am Freitag notieren die CS-Aktien der Schweizer Börse SIX nach anfänglichen Gewinnen nun zeitweise 9,55 Prozent tiefer bei 1,829 Franken. Papiere der UBS verlieren daneben zeitweise 2,28 Prozent auf 16,915 Franken.
Vom Rekordtief am Mittwoch bei 1,55 Franken bleiben die CS-Aktien aber noch ein Stück entfernt.
Die Anleger bleiben nervös, zumal in der gesamten Bankenbranche nach dem Zusammenbruch einer US-Regionalbank Unruhe herrscht. Die Beruhigung vom Donnerstag dank Krediten von bis zu 50 Milliarden Franken von der Schweizerischen Notenbank an die Credit Suisse scheint verpufft.
Bereits am Vortag hatte Susannah Streeter vom Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown darauf hingewiesen, dass das Rettungspaket zwar die Sorgen über einen größeren Ansturm auf die Credit Suisse dämpfe, die Ankündigung, Notfallmittel der Schweizerischen Nationalbank in Anspruch zu nehmen, unterstreiche zugleich aber auch, wie fragil der Kreditgeber geworden sei.
Nur ganz Mutige trauen sich denn auch, die Aktien der Bank zu kaufen, die laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg vom Freitagmorgen weiter auf einen eigenständigen Turnaround setzt. Ein Zwangszusammenschluss mit der UBS stößt informierten Kreisen zufolge jedenfalls auf Ablehnung.
Mittlerweile wird die Kursentwicklung wohl auch stark von Spekulanten getrieben, insbesondere von Leerverkäufern, die auf fallende Kurse setzen.
Anleger ziehen Geld aus Credit-Suisse-Fonds ab
In der ersten Wochenhälfte haben private und Profi-Anleger unter dem Strich hunderte von Millionen Dollar aus gut 300 in den USA und Europa verwalteten Fonds der Credit Suisse abgezogen.
Vom 13. bis zum 15. März summierten sich die Abflüsse auf mehr als 450 Millionen Dollar, wie Morningstar Direct am Freitag mitteilte. Daten für die Zeit nach dem 15. März waren noch nicht verfügbar, so Morningstar. Zudem berichteten nicht alle Fonds der Credit Suisse täglich über Zu- und Abflüsse. Im Sog der Krise rund um die Silicon Valley Bank erodierte das Vertrauen in Credit Suisse im Verlauf der Woche, sodass die Großbank in der Nacht auf Donnerstag einen Rettungsring der Schweizerischen Nationalbank ergriff.
Vertrauen in Credit Suisse bröckelt erneut
Die Credit Suisse kommt trotz der Stützungsaktion der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nicht zur Ruhe.
Die Aktien setzen ihre Achterbahnfahrt fort: Am Freitag ging es wieder um zehn Prozent auf 1,82 Franken nach unten, nachdem die Papiere der angeschlagenen Großbank tags zuvor 20 Prozent zugelegt hatten. “Das Grundproblem der Credit Suisse bleibt das mangelnde Vertrauen der Kunden”, erklärte Analyst Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. Das spiegelt sich auch in den Bewegungen bei rund 300 börsennotierten (ETF) und anderen Fonds von Credit Suisse in Europa und in den USA wider: Am Dienstag und Mittwoch zogen Kunden daraus nach Daten von Morningstar Direct insgesamt mehr als 465 Millionen Dollar ab.
Um zu zeigen, dass die CS liquide bleibt, auch wenn Kunden Geld abziehen, hatte die SNB ihr in der Nacht zum Donnerstag bis zu 50 Milliarden Franken an Krediten zur Verfügung gestellt. Die Bank akzeptierte die Liquiditätsspritze und zapft sie nun in Tranchen an. Entscheidend ist nun, wie sich die Kunden weiter verhalten. “Ob die Einleger ausreichend beruhigt sind, um die Abflüsse in den nächsten Tagen einzudämmen, ist unserer Ansicht nach eine Schlüsselfrage”, sagte Frédérique Carrier, Leiterin der Anlagestrategie bei RBC Wealth Management. “Die Märkte scheinen der Sache aber nicht wirklich zu trauen”, sagte Analyst Bosshard. Wenn sich die Lage nicht stabilisieren sollte, halten Experten Staatshilfen oder eine Übernahme für mögliche nächste Schritte.
Die Turbulenzen bei CS riefen auch die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) auf den Plan. Sie trafen sich einem Insider zufolge am Freitag zu einer Sondersitzung, kamen aber zu dem Schluss, dass die Stabilität der Banken in der Euro-Zone nicht beeinträchtigt sei. Deren Risiken im Zusammenhang mit der CS seien nur “unwesentlich”. Ansteckungsgefahren aufgrund der Pleite der Silicon Valley Bank (SVB), anderer US-Regionalbanken und der CS seien nicht zu erkennen. Die Notenbanker der EZB hatten in die Überlegungen zu ihrer Zinsentscheidung am Donnerstag die Stützungsaktion ihrer Schweizer Kollegen für die CS bereits einbezogen. Trotzdem bröckelten europäische Banken- und Finanztitel erneut deutlich ab.
Die ehemalige Mutter der kollabierten Silicon Valley Bank, XXX, hat Konkurs angemeldet. Der Konzern gab am Freitag bekannt, bei einem Gericht in New York Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts beantragt zu haben. Anders als der Mutterkonzern hatte die Silicon Valley Bank als Geschäftsbank und Teil des Federal Reserve Systems selbst kein Anrecht auf ein Insolvenzverfahren. Ihre Vermögenswerte wurden per regulatorischer Anordnung an die US-Einlagensicherung FDIC übertragen.
Seit Tagen bemüht sich die US-Regierung, die Lage zu entspannen – bislang hielt sich der Erfolg in Grenzen. Nach dem Zusammenbruch des Start-up-Finanzierers Silicon Valley Bank – dem größten Kollaps eines US-Geldhauses seit der Finanzkrise 2008 – hatte die US-Regierung am Wochenende mit einer weitreichenden Einlagengarantie versucht, die Nerven von Bankkunden im Land zu beruhigen. Am Donnerstag betonte Finanzministerin Janet Yellen bei einer Kongressanhörung in Washington erneut, dass das Bankensystem stabil und sicher bleibe und kein Grund zur Sorge um Einlagen bestehe. “Die Regierung hat entschiedene und energische Maßnahmen ergriffen”, sagte Yellen.
RATING AUF “BBB” GESENKT
Für neuerliche Verunsicherung bei den CS-Anlegern sorgte die Meldung, dass DBRS Morningstar als erste globale Ratingagentur das Rating der Bank auf “BBB” gesenkt hat. DBRS verwies auf eine Schwächung des Instituts durch anhaltende Fehltritte und Compliance-Verstöße. Man mache sich Sorgen, ob es Credit Suisse gelinge, “das Vertrauen der Stakeholder wiederherzustellen”. In den USA sieht sich die Bank unterdessen mit einer Klage von Aktionären konfrontiert, die ihr vorwerfen, finanzielle Probleme verheimlicht zu haben.
Die Credit Suisse ist mit mehr als 50.000 Mitarbeitern einer der weltgrößten Vermögensverwalter. Gerade bei diesen Kunden ist Vertrauen in die Stabilität der Bank entscheidend für den Erfolg. Allein im vierten Quartal 2022 hatten Anleger 110 Milliarden Franken abgezogen. Mit der Unsicherheit um die kalifornische Silicon Valley Bank griff aber erneut Verunsicherung um sich.
Nun steht eine zweite kleinere Bank in den USA im Fokus, die in Not geraten ist. Mehrere Großbanken legten zusammen und gaben der First Republic Bank eine weitere Finanzspritze von 30 Milliarden Dollar. Organisiert wurde die Rettungsaktion einem Insider zufolge unter anderem von US-Finanzministerin Janet Yellen, Notenbank-Chef Jerome Powell und JPMorgan-Chef Jamie Dimon. Neben JPMorgan Chase machten etwa Citigroup, Wells Fargo und Goldman Sachs mit. Die Aktien von First Republic waren seit Anfang der vergangenen Woche um 70 Prozent eingebrochen. Doch Investoren zeigten sich mit dem Umfang des Hilfspakets unzufrieden. Am Freitag verloren die Papiere des kalifornischen Geldhauses vorbörslich rund 20 Prozent.
ZÜRICH/LONDON (dpa-AFX/Reuters)
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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