• Tech-Titel 2022 stärkste Verlustbringer
• US-Tech-Aktien sind nicht die teuerste Branche
• Energiesektor besonders niedrig bewertet
Einen guten Eindruck vom Aktienmarkt in aller Welt und allen Branchen vermittelt der MSCI ACWI-Index. ACWI steht dabei für “All Countries World Index”. Der Index umfasst 2.900 der größten börsengehandelten Unternehmen aus 23 Industrie- und 24 Schwellenländern. Anders als im MSCI World enthält er also nicht nur Aktien aus den Industrienationen, sondern auch aus Schwellenländern wie China, Indien und Südkorea. Im vergangenen Jahr nun hat der MSCI ACWI fast 13 Prozent an Wert eingebüßt.
Technologieaktien waren größte Verlustbringer
Pascal Kielkopf hat den globale Aktienindex im Hinblick auf seine elf Sektoren sowie die vier großen Anlageregionen Nordamerika, Europa, Pazifik und Schwellenländer untersucht. Das Ergebnis konnte kaum überraschen: “Nach langer Outperformance kamen die Aktien aus Nordamerika im Jahr 2022 am stärksten unter die Räder”, zitiert “Institutional Money” den Kapitalmarktanalysten von HQ Trust. “Durch ihr hohes Gewicht waren sie entsprechend auch für den MSCI ACWI der größte Verlustbringer […]. Europäische Aktien sowie Papiere aus den Schwellenländern trugen jeweils rund 1,5 Prozent-Punkte zu den Verlusten bei, was aber auch am deutlich geringeren Gewicht dieser Regionen liegt.”
In Bezug auf die verschiedenen Sektoren stellte Kielkopf fest: “Wenig überraschend steuerten die mit Anfang 2022 noch fast 24 Prozent Indexanteil hoch gewichteten Technologieaktien am meisten zu den ACWI-Verlusten bei. Sie machten alleine fast die Hälfte des Indexminus aus. Vergleichsweise hoch waren die Rückgänge und entsprechenden Verlustbeiträge auch bei den Nicht-Basiskonsumgütern und den Aktien aus dem Bereich Kommunikation.” Die einzigen Aktien, die sich nennenswert gegen die Verluste stemmten, waren 2022 die Energietitel.
Welche Sektoren sind am teuersten?
Für Anleger interessant ist auch die Frage, welche Aktien am teuersten sind. Dazu nahm Pascal Kielkopf die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) im MSCI ACWI zum Jahresende 2022 unter die Lupe. Grundsätzlich gilt: Je niedriger diese betriebswirtschaftliche Kennzahl, welche den Börsenkurs einer Aktie dem Gewinn je Aktie gegenüberstellt, desto günstiger ist die Aktie. Dabei sehen Marktteilnehmer im Normalfall eine Aktie mit einem KGV unter 12 als preiswert an, ab einem KGV von etwa 25 gilt sie dagegen als eher teuer.
Ein Blick auf die KGVs liefert das überraschende Ergebnis, dass US-Tech-Aktien nicht die teuerste Branche sind: “Von den drei am höchsten bewerteten Branchen der Welt kommt derzeit keine aus Nordamerika: Zyklische Konsumgüterhersteller aus den Schwellenländern, gefolgt von Gesundheitsunternehmen aus der Pazifikregion und den Schwellenländern sind allesamt teurer”, sagte Pascal Kielkopf laut “Institutional Money”. Deren KGVs liegen bei 32,6, bei 32,2 und bei 28,2 – daneben kam der US-Technologiesektor nur auf ein KGV von 25,0. Selbst europäische Tech-Aktien haben mit einem KGV von 25,6 eine etwas höheres Bewertung als ihre nordamerikanischen Pendants.
Der Energiesektor sticht auf der anderen Seite mit besonders niedrigen Bewertungen hervor: In Nordamerika (9,1), im Pazifikraum (6,3) sowie in den Emerging Markets (7,2) weist er das jeweils geringst KGV aller elf Branchen aus. In Europa kam zum Jahreswechsel lediglich der Immobiliensektor (6,7) auf ein niedrigeres KGV als die Energie (8,0).
Die Bedeutung der Gewichtung
Pascal Kielkopf betont jedoch auch, dass es wichtig ist, die Hintergründe zu kennen: “Anleger sollten nicht nur auf Länder- oder Sektoren-KGVs schauen, sondern darauf achten, wie die Ergebnisse zustande kamen. So haben einzelne Aktien in bestimmten regionalen Sektoren ein enormes Gewicht. Die australische Woodside Energy etwa macht allein fast die Hälfte – 43,5 Prozent – der pazifischen Energieunternehmen aus. Entsprechend sind es oft auch nur wenige Unternehmen, die die Bewertung des Sektors bestimmen.” Ein weiteres Beispiel: “In der aktuell teuersten regionalen Branche der Welt – den zyklischen Konsumgüterherstellern aus den Schwellenländern – sind fast ausschließlich die drei chinesischen Onlinehändler Alibaba, Meituan und JD.com für die außerordentlich hohe Bewertung verantwortlich.”
Redaktion finanzen.net
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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