Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung zeigt sich Krämer zuversichtlicher als zuletzt: “Die konjunkturellen Rahmenbedingungen haben sich deutlich entspannt.” Er erwarte im ersten Halbjahr 2023 zwar eine Rezession, aber keinen Kollaps der Wirtschaft. Im weiteren Jahresverlauf sollte sich die Konjunktur dann erholen.
Er verweist hier auf die umfassenden Unterstützungsmaßnahmen der Regierungen: “So dürfte die Bundesregierung am Ende mit ihren Rettungspaketen rechnerisch die Verteuerung der Energieimporte größtenteils übernehmen”. Zudem seien die Gas-Speicher gut gefüllt und die Probleme bei den Lieferketten hätten ihren Höhepunkt überschritten.
Da eine Gasmangellage in Deutschland mittlerweile unwahrscheinlich sei, erwarte man im kommenden Jahr nur noch einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 0,5 Prozent. Bisher hatte man ein Minus von 1,5 Prozent prognostiziert. Für die Eurozone erwartet die Commerzbank eine Stagnation, nachdem man zuvor ein Schrumpfen um 0,7 Prozent vorhergesagt hatte.
Die Inflation dürfte sich laut Krämer im kommenden Jahr wegen des nachlassenden Beitrags der Energiepreise abschwächen. Die Kerninflationsrate sollte jedoch “hartnäckig hoch” bleiben. Bei der Kerninflation werden schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet. Krämer verweist auf die hohen Inflationserwartungen. Er rechnet auch auf längere Sicht in der Eurozone mit Inflationsraten, die über drei Prozent liegen dürften. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt hingegen auf mittlere Sicht eine Rate von zwei Prozent an.
Die EZB wird laut Krämer ihren Einlagenzins von derzeit 1,50 Prozent auf 3,0 Prozent im Frühjahr des nächsten Jahres anheben und ihn dann länger dort belassen. “Zum einen wollen einflussreiche Ratsmitglieder die Zinsen so lange weiter erhöhen, bis die Kerninflation fällt, was aber erst zur Jahresmitte der Fall sein dürfte”, so der Ökonom. Zudem erwarte die EZB nur eine milde Rezession, die die Inflation nicht ausreichend senken würde. Nötig wäre laut Krämer aber ein Leitzins von 4,0 Prozent, um die Inflation wieder auf den Zielwert von zwei Prozent zu drücken.
An den Finanzmärkten erwarten die Commerzbank-Experten im kommenden Jahr eine gewisse Entspannung. So dürften die zuletzt deutlich gestiegenen Anleiherenditen wieder fallen, wenn die Notenbanken ihren Zinserhöhungszyklus beenden. Auch der Euro sollte sich erholen, da das Risiko einer Gasrationierung in Europa gesunken sei. Die Aktienmärkte sollten angesichts sinkender Unternehmensgewinne nervös bleiben. “Allerdings sind Rezessionen angesichts der niedrigen Bewertung von Aktien häufig gute Einstiegszeitpunkte”, so Krämer.
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FRANKFURT (dpa-AFX)
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