• Skeptische Analystenkommentare lassen Kurse von Tourismusaktien im Dezember kurzfristig einbrechen
• Guter Ausblick für 2023 dank robuster Reisenachfrage
Der Investmentanalyst Caio Reimertshofer vergleicht für The Motley Fool zwei Aktien aus der Tourismusbranche: Airbnb und Booking. Die Ähnlichkeit der Geschäftsmodelle macht die Unternehmen gut vergleichbar im Hinblick auf die längerfristige Entwicklung der Papiere.
Beide Unternehmen verdienen mit der Vermittlung von Unterkünften und Reiseangeboten auf ihren Plattformen. Reimertshofer sieht in dem Plattformmodell, das beide Anbieter jeweils betreiben, ein smartes Geschäftsmodell, das zukünftiges Wachstum verspricht. Denn im Gegensatz zu Fluggesellschaften oder Hotels benötigen die Vermittler zunächst keine hohen Kapitalinvestitionen in Gebäude oder Flugzeuge.
Booking-Aktie: Bekannter Markenname und lukratives Geschäftsmodell
Für die Booking-Aktie spreche, so der Analyst, vor allem die Marke. Der weltweit bekannte Markenname stelle die Grundlage für das lukrative Geschäftsmodell dar. Der Fokus liegt auf der Vermittlung von Hotelzimmern und Flügen und ist so in erster Linie Anlaufstelle für klassische Urlaubs- oder Geschäftsreisen. In Deutschland wurden laut Handelsblatt 2021 rund 30 Prozent der Hotelübernachtungen online gebucht, führend dabei ist Booking.
Im dritten Quartal 2022 hat Booking alle Erwartungen der Analysten übertroffen und einen Gewinn von 53,03 US-Dollar je Aktie erwirtschaftet – deutlich mehr im Vergleich zum Vorjahresquartal, da waren es 37,70 US-Dollar. Der Umsatz stieg um satte 29,43 Prozent auf 6,05 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an.
In den letzten drei Monaten ist die Booking-Aktie um 37,76 Prozent gestiegen und konnte somit ihre Verluste auf ein Jahr gerechnet auf 6,1 Prozent begrenzen. Die Anteile des Zimmervermittlers notieren derzeit bei 2.301,34 US-Dollar (Schlusskurs vom 13. Januar 2023).
Airbnb-Aktie: Geschäftsmodell mit vielversprechenden Wachstumsaussichten
Investmentanalyst Caio Reimertshofer favorisiert eindeutig die Airbnb-Aktie, da er die Vermittlung von individuellen Unterkünften für das zukunftsträchtigere Geschäftsmodell hält. Besonders hervor hebt er hier die Netzwerkeffekte, die sich bei Interessenten und Vermietern ergeben sowie das schier unbegrenzte Wachstum des Angebots. Des Weiteren biete Airbnb deutlich bessere Möglichkeiten für Langzeitaufenthalte: Denn durch den Trend zum mobilen Arbeiten profitierten nicht nur Freiberufler von den Möglichkeiten eines temporären Ortswechsels. Zudem hält er Airbnb für die modernere Marke mit schnellem Wachstum.
Die Airbnb-Aktie verzeichnete zwar in den letzten Handelstagen Zuwächse, hat im Gegensatz zum Konkurrenten Booking in den vergangenen drei Monaten jedoch 8,05 Prozent und auf 12-Monatssicht 38,8 Prozent verloren. “Die Airbnb-Aktie schwächelte in den letzten Monaten, was in meinen Augen eine spannende Kaufchance für langfristige Investoren eröffnet”, schreibt Reimertshofer.
Skeptische Analystenkommentare
Anfang Dezember ließen skeptische Analystenkommentare der US-Bank Morgan Stanley und von Wolfe Research zur künftigen Entwicklung der Tourismusbranche die Aktienkurse einbrechen, darunter auch die der beiden Plattformen: “Die Analystenstudien drehen sich um denselben Angelpunkt: Die Sorge um die Nachfrage in Zeiten hoher Inflation, einer schwächelnden Konjunktur und sinkender Kaufkraft”, schreibt die Nachrichtenagentur dpa-AFX. Wolfe Research revidierte laut MarketScreener seine Einschätzung der Booking-Aktie nach unten und stufte sie auf “Neutral” ab. Morgan-Stanley-Analyst Brian Nowak sieht bei Airbnb eine sinkende Nachfrage und einen Beleg dafür, dass sich das Wachstum verlangsamt habe und stufte die Aktie auf “Underweight” ab.
Ende Dezember hingegen attestierte Tigress Financial Partners der Booking-Plattform laut MarketScreener eine gute Entwicklung für 2023 dank einer robusten Nachfrage und der Wiederöffnung Chinas. Neben einem Nachholeffekt sehen die Analysten in der Erweiterung des Portfolios auf “nicht-traditionelle” Hotelunterkünfte Gründe für die starke Kaufempfehlung. Nach dem Maßstab des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) gilt das Papier der Buchungsplattform als unterbewertet und wird von den Analysten auf AktienCheck mehrheitlich mit “Buy” (15 Buy, 7 Hold, 0 Sell) bewertet.
Mehrwertsteuerstreit mit der EU
Nach einer Mitteilung Anfang Dezember will die EU künftig Vermittlerportale als Inkassostellen verpflichten, wie das Handelsblatt berichtet. So sollen sie Mehrwertsteuer auch bei Vermietungen kassieren, die eigentlich davon ausgenommen sind (etwa Bagatellgrenzen in Deutschland) und so geschätzt jährlich 18 Milliarden Euro mehr Umsatzsteuer abführen. Eine Airbnb Sprecherin kritisiert dieses Vorhaben mit dem Hinweis, dass dies Airbnb dann zu einem Beherbergungsbetrieb machen würde. Bislang muss die Mehrwertsteuer nur auf die Servicegebühr, also auf rund 17 Prozent der Übernachtungspreises bezahlt werden. Durch einen höhere Besteuerung würden sich Übernachtungen in privaten Unterkünften merklich verteuern.
Redaktion finanzen.net
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