Anlagegenies im Härtetest, Kommentar zu den Hedgefonds von Andreas
Hippin
Frankfurt (ots) – Egal ob Bill Ackman, Chase Coleman oder Christopher Hohn – das
vergangene Jahr ist für eine ganze Reihe von bekannten Hedgefondsmanagern nicht
gut gelaufen. Für die vermeintlichen Anlagegenies, die mit ihren Vehikeln
versuchen, eine höhere Rendite als im Marktdurchschnitt zu erwirtschaften, war
das vergangene Jahr ein Härtetest sondergleichen.
Ackmans Pershing Square Capital fuhr den ersten Verlust seit 2018 ein. Colemans
Tiger Global verlor mehr als die Hälfte seines Werts. Hohns TCI Fund zeigte nach
13 profitablen Jahren ein Minus für 2022. Shareholder-Aktivisten, die in den
vorangegangenen Jahren große Erfolge feiern und sich der Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit erfreuen durften, konnten sich dem Abwärtssog an den
Aktienmärkten nicht entziehen. Der vom Marktforscher HFR ermittelte Index für
entsprechende Fonds verzeichnete einen Verlust von 16,2 Prozent. Damit schnitt
er nur wenig besser ab als der S&P 500, der Anlegern im vergangenen Jahr eine
Gesamtrendite von minus 17,7 Prozent bescherte. Der Fonds aller
Geschmacksrichtungen umfassende HFRI Fund Weighted Composite ging lediglich 4,6
Prozent schwächer ins neue Jahr. Damit stellte die Branche insgesamt unter
Beweis, dass sie durchaus in der Lage ist, marktunabhängige Renditen zu liefern.
Und das ist, was institutionelle Anleger von ihr erwarten.
Die Gewinner von 2022 waren Makrostrategien, die auch im laufenden Jahr eine
gute Performance liefern dürften. Dabei handelt es sich um mehr oder weniger
komplexe Wetten auf die Zinsentwicklung, Wechselkursschwankungen oder
Rohstoffpreise. Inflationsängste, der starke Dollar und stark schwankende
Gaspreise boten beste Voraussetzungen für außerordentliche Gewinne. AHL
Diversified, der Vorzeigefonds der börsennotierten Man Group, der mit Hilfe von
Computeralgorithmen Trends an den Finanzmärkten erkennen soll, warf 2022 eine
Rendite von 13,1 Prozent ab. Damit übertraf er den HFRI Macro Index, der um
knapp 9 Prozent zulegte. Der Hauptfonds von Ken Griffins Citadel, der über eine
ganze Reihe von Assetklassen hinweg investiert, schoss um 38 Prozent nach oben.
Am Ende helfen Indizes bei der Anlageentscheidung nicht viel, denn die
enthaltenen Vehikel verfolgen oft gegenläufige Anlagestrategien. Und manchmal
spielt das Genie des Managers eben auch eine Rolle. David Einhorns Greenlight
Capital hätte sich als Stockpicker eigentlich auf der Verliererseite
wiederfinden müssen. Doch des einen Leid ist des anderen Freud: Einhorns Wetten
gegen hochgejubelte Technologiewerte verschafften ihm eine Performance von 37
Prozent.
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