Mar 10, 2023
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OTS: Genossenschaftsverband Bayern e.V. / Bayerische Volks- und …

Written by pinmin


Bayerische Volks- und Raiffeisenbanken mit solidem Wachstum in

schwierigem Umfeld / Kreditvergabe und Einlagen steigen – Aber hohe

buchhalterische Abschreibungen auf Wertpapieren

München (ots) – In einem herausfordernden Umfeld haben die Volksbanken und

Raiffeisenbanken in Bayern ihr operatives Ergebnis im Jahr 2022 erneut steigern

können. “Bei ausgereichten Krediten, Kundeneinlagen und Bilanzsumme konnten die

genossenschaftlichen Institute im Freistaat erneut zulegen”, fasste Gregor

Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), die Bilanzzahlen

der Bankengruppe am Freitag in München zusammen. Lediglich Abschreibungen im

Wertpapiergeschäft drücken auf das Ergebnis. “Die Banken haben in einem

anspruchsvollen Umfeld solide gewirtschaftet bei gleichzeitig nur moderaten

Kostensteigerungen. Volksbanken und Raiffeisenbanken leisten damit einen nicht

zu unterschätzenden stabilisierenden Beitrag zur Finanzierung von Mittelstand,

Handwerk und Privatpersonen”, sagte Scheller.

Das operative Ergebnis kletterte auf 1,8 Milliarden Euro, dies entspricht 0,88

Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Zu dem Plus trugen insbesondere der

um 9,5 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro gestiegene Zinsüberschuss sowie der

leicht um 2,1 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro gestiegene Provisionsüberschuss

bei.

Belastet wird das positive Ergebnis allerdings von zinsanstiegsbedingten

Abschreibungen auf Wertpapiere. Hier mussten die Institute angesichts der im

vergangenen Jahr gesunkenen Kurse Wertberichtigungen in Höhe von 1,6 Milliarden

Euro vornehmen. “Bei den Abschreibungen handelt es sich aber um rein

buchhalterische Werte”, stellte Scheller klar, bedingt durch eine

Stichtagsbetrachtung bei der Bewertung von Wertpapieren. Da es sich bei einem

Großteil der Wertpapiere um Anleihen handelt, erhalten die Banken die

Anlagesumme bei Fälligkeit zum Nennwert plus vereinbarter Zinszahlung zurück.

Der Jahresüberschuss sinkt damit leicht von 410 Millionen Euro auf 391 Millionen

Euro im Jahr 2022.

Starke Kreditvergabe

Bei der Kreditvergabe legten die Volks- und Raiffeisenbanken um 7,8 Prozent,

beziehungsweise knapp zehn Milliarden Euro auf einen Bestand von nun 136,8

Milliarden Euro zu. Kredite an Firmenkunden stiegen um 5,5 Milliarden Euro (plus

8,2 Prozent) auf 72,8 Milliarden Euro. Kredite an Privatkunden machen 60,4

Milliarden Euro aus, ein Plus von 4,1 Milliarden Euro (plus 7,3 Prozent). Die

Einlagen wuchsen um 6,4 Milliarden Euro auf nun 157,9 Milliarden Euro – ein Plus

um 4,2 Prozent. Firmenkunden legten im vergangenen Jahr 44,4 Milliarden Euro bei

bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken an. Das entspricht einem Zuwachs um 6,6

Prozent, beziehungsweise 2,7 Milliarden Euro. 102 Milliarden Euro entfielen auf

Einlagen von Privatkunden – 2,9 Milliarden Euro (plus 3 Prozent) mehr als vor

einem Jahr. Die Bilanzsumme der Institute stieg um 3,9 Prozent auf jetzt 208,9

Milliarden Euro (plus 7,9 Milliarden Euro).

Solide und zuverlässige Finanzpartner in der Region

“Die positive Entwicklung ist ein erneuter Vertrauensbeweis der Kundinnen und

Kunden in die Volks- und Raiffeisenbanken”, folgerte Scheller. “Vor dem

Hintergrund hoher Inflation, den Verunsicherungen im Zuge des Ukraine-Kriegs und

schwieriger Prognosen bleiben die Volks- und Raiffeisenbanken zuverlässige und

solide Finanzierungspartner der Menschen und Unternehmen in der Region. Ein

anspruchsvolles Jahr, das für die Institute mehr an Herausforderungen

bereitgehalten hat als so mancher bankenregulatorische Stresstest, haben die

Volks- und Raiffeisenbanken überzeugend gemeistert”, lobte er.

Das private Wohnbaukreditgeschäft entwickelte sich erneut stark mit einem Plus

von 8,3 Prozent auf 55 Milliarden Euro. Allerdings zeichnet sich für das

laufende Jahr ein deutlicher Rückgang ab. Viele Häuslebauer haben ihr Vorhaben

verschoben oder abgesagt, weil sich durch den Gleichlauf hoher Zinsen und hoher

Baupreise verbunden mit gestiegenen Energiekosten und weiteren Unsicherheiten

die Finanzierungsvoraussetzungen geändert haben. “Der Markt muss sich nun wieder

einpendeln”, sagte Scheller. Die sich abzeichnende allgemeine konjunkturelle

Aufhellung und das Ausbleiben einer befürchteten Rezession könnten dazu einen

wichtigen Beitrag leisten.

Zudem diversifizieren die Banken ihr Kreditportfolio. Schon heute macht der

Bereich IT und Datenverarbeitung die zweitstärkste Gruppe bei der

Darlehensvergabe aus, mit einem Kreditbestand in Höhe von 7,6 Milliarden Euro,

eine Steigerung um fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Steuerliche Erleichterungen für den Wohnungsbau

Um dem Wohnungsbau neuen Schwung zu verleihen, ist nach Ansicht des GVB auch die

Politik gefordert. Derzeit sei es auch für Menschen mit mittlerem Einkommen kaum

noch möglich, sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen.

“Steuerliche Erleichterungen wären ein hilfreiches Instrument”, mahnte Scheller.

So ließe sich die Grunderwerbsteuer beim Kauf einer Immobilie senken. Auch

Abschreibungen, wie es sie früher bereits gegeben hatte, könnten einen Beitrag

leisten. “Bei einer Kreditsumme von 400.000 Euro wären fünf Prozent Abschreibung

eine enorme Entlastung”, führte Scheller als Beispiel an. Zudem regte er an,

wieder verstärkt über alternative Wohnprojekte wie Mehrgenerationenhäuser

nachzudenken, bei denen Großeltern, Eltern, Kinder und Enkel vorhandenen

Wohnraum besser nutzen.

Notwendig sei es überdies, die Kreditvergabe nicht durch überzogene

regulatorische Vorgaben künstlich einzuschränken. Mit der Entscheidung der

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin), den sektoralen Kapitalpuffer

in Höhe von zwei Prozent für Wohnimmobilienfinanzierung anzuordnen, müssen

Banken zusätzliches Eigenkapital zur Risikovorsorge bilden, welches dann bei der

Kreditvergabe fehlt. “Die Risiken haben sich aber nicht erhöht”, stellte

Scheller klar. “Die Banken prüfen ihre Kreditbücher fortlaufend auf Risiken.

Eine Veränderung der Risikolage lässt sich nicht erkennen”, betonte der

GVB-Präsident. Die NPL-Quote (notleidende Kredite) ist zwischen 2020 und 2022

rückläufig und steht aktuell bei 1,02 Prozent.

Finanzierungen scheiterten derzeit nicht an mangelnden Sicherheiten, sondern an

gestiegenen Preisen, die die Finanzierung von vorneherein erschwerten. “Wenn es

das erklärte Ziel der Politik ist, Wohnungsbau voranzutreiben, ist die

Einführung zusätzlicher Kapitalpuffer kontraproduktiv”, mahnte Scheller. Auch

immer neue Vorgaben beim energetischen Standard treiben die Baukosten. “Wenn die

Politik gleichzeitig Klimaschutz und Wohnungsbau will, muss sie entsprechend

fördern, sonst bekommt sie beides nicht hin”, mahnte er.

Beim Eigenkapital konnten die genossenschaftlichen Kreditinstitute um 3,7

Prozent auf 20,5 Milliarden Euro zulegen. Die Gesamtkapitalquote liegt mit 16,9

Prozent nahezu auf Vorjahresniveau. “Die Eigenkapitalausstattung ist ein

entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit von Instituten. Die Volks- und

Raiffeisenbanken sind hier gut unterwegs – ein weiterer Beleg für ihre

Solidität.”

Banken haben Kosten im Griff

Erfreulich ist zudem, dass die Kosten der Volks- und Raiffeisenbanken nur

moderat gestiegen sind. “Nach wie vor investieren die Institute viel in die

Digitalisierung und damit in ihre Zukunftsfähigkeit”, sagte Scheller. Damit

wollen sie einerseits durch Standardisierungen zur weiteren Kostensenkung

beitragen. Andererseits wollen sie für Kundinnen und Kunden attraktiv bleiben.

“Die Banken bieten bei Service und Beratung alle Wege an, ob telefonisch, als

Videocall, im Chat oder persönlich in der Filiale”, ergänzte er. Erfreulich ist

aus Schellers Sicht auch, dass die Aufwand-Ertrags-Relation (CIR) sich um 1,9

Prozentpunkte auf 61,2 Prozent verbessert hat: “Dieser Wert beweist, dass das

Genossenschaftsmodell Zukunft hat.”

Wertpapiere bleiben gefragt

Wertpapiere bleiben wie schon in den vergangenen Jahren eine attraktive

Anlageform. Zwar ging der Nettoabsatz im Wertpapiergeschäft zurück, lag aber

weiter auf einem hohen Niveau. Dennoch bleibt es beim Trend der Vorjahre:

“Wertpapiere wie Aktien und Fonds gehören für viele Sparerinnen und Sparer

inzwischen zum normalen Anlageportfolio beim Vermögensaufbau”, sagte Scheller.

Zudem hätten viele Anleger dazugelernt und hielten auch Phasen sinkender Kurse

durch. Dies zeigt sich auch an der Anzahl der Ansparpläne. Diese hat seit 2019

um 38 Prozent zugenommen auf einen Gesamtbestand von jetzt 870.319 Stück. “Nach

wie vor stellen Wertpapiere eine renditestarke Alternative dar, was in Zeiten

hoher Inflation umso wichtiger ist”, ergänzte er. Auf den Rückgang der Kurse von

Fonds und Aktien im letzten Jahr lässt sich das um 4,3 Milliarden Euro

beziehungsweise 3,9 Prozent auf 105,7 Milliarden Euro gesunkene Anlagevolumen in

Depots und auf Investmentkonten der Volks- und Raiffeisenbanken zurückführen.

Damit wurden die Kursrückgänge durch das Neugeschäft zum Teil kompensiert.

“Für die kommenden Jahre bin ich optimistisch, dass die Volks- und

Raiffeisenbanken ihren soliden Erfolgskurs des vergangenen Jahrzehnts

weitergehen werden”, sagte Scheller. Und weiter: “Die Wirtschaft insgesamt und

insbesondere der Mittelstand haben bewiesen, dass sie sich neuen

Herausforderungen schnell anpassen können.” Dennoch brauche der Mittelstand –

der Motor der Wirtschaft – positive Rahmenbedingungen. Die Unternehmen müssten

dringend von überbordender Bürokratie entlastet werden. Stattdessen müssen

Innovationen stärker gefördert werden, damit Deutschland insgesamt bei

Produktivität und im internationalen Wettbewerb nicht zurückfällt.

“Die regionale Wirtschaft braucht auch in Zukunft verlässliche

Finanzierungspartner. Privatpersonen verlassen sich wie eh und je auf die

kompetente Beratung der Volks- und Raiffeisenbanken bei allen Finanzfragen”,

resümierte Scheller. Auch die Zinswende wird sich mittelfristig positiv auf die

Ertragskraft der Banken auswirken.

Die Zahl der Auszubildenden bei den bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken

stieg um 21 auf 1.653 Personen. “Das beweist, dass die Institute attraktive

Arbeitgeber sind”, betonte Scheller. Eine solide Ausbildung wie eine Banklehre

gilt nach wie vor als erstrebenswert. “Volks- und Raiffeisenbanken bieten auch

in der Region hoch qualifizierte und sichere Arbeitsplätze”, resümierte

Scheller.

Ein Thema, das die Banken belastet, ist ein mögliches Provisionsverbot bei

Bankgeschäften, wie es derzeit in der Europäischen Kommission diskutiert wird.

“Ein solches Verbot würde eine große Gruppe von Sparerinnen und Sparern von

Beratungsleistungen ausschließen und sie in beratungsfreie Angebote im Internet

beziehungsweise im Schattenmarkt drängen. Anstatt staatlicher Reglementierung

sollte es jedem freigestellt bleiben, ob er eine abschlussbasierte Beratung in

Anspruch nimmt oder im Vorfeld für Beratungsleistungen zahlen möchte”, sagte

Scheller.

Die digitale Pressemappe finden Sie hier (https://www.gv-bayern.de/presse.html)

.

Pressekontakt:

Dr. Gerald Schneider

Pressesprecher

Telefon: +49 89 / 2868 – 3402

Telefax: +49 89 / 2868 – 3405

E-Mail: mailto:presse@gv-bayern.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/24076/5460209

OTS: Genossenschaftsverband Bayern e.V.



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