Die Kosten setzt der Softwarekonzern SAP mit 250 bis 300 Millionen Euro an, die zum Großteil im ersten Quartal verbucht werden sollen. Einsparungen werden nach Aussage von Finanzvorstand Luka Mucic im laufenden Jahr noch relativ gering ausfallen. Ab 2024 seien aber 300 bis 350 Millionen Euro zu erwarten. Die Auswirkungen seien sowohl im Ausblick 2023 als auch in den Mittelfristzielen berücksichtigt.
Deutschland werde von den Maßnahmen mit rund 200 Mitarbeitenden unterproportional betroffen sein, so Mucic. Die Restrukturierung werde sich weltweit auf ausgewählte Bereiche beziehen. Ziel sei ein “stärkerer Fokus auf strategische Wachstumsbereiche und beschleunigte Transformation zu einem Cloudunternehmen”.
SAP überrascht mit Verkaufsplänen für Qualtrics
SAP prüft überraschend den Verkauf der 2021 in den USA an die Börse gebrachten Tochter Qualtrics. Dies erfolge “im Einklang mit der strategischen Initiative der SAP, ihr Portfolio zu straffen”, so der Softwarekonzern. Das Management zeigte sich überzeugt, dass diese potenzielle Transaktion beiden Unternehmen wie auch ihren Aktionären erheblichen Mehrwert bieten könnte. SAP könne sich dann stärker auf ihr grundlegendes Wachstum in der Cloud und Profitabilität konzentrieren. Qualtrics würde dies helfen seine Marktposition auszubauen.
Eine finale Entscheidung, die Bedingungen und der Zeitpunkts sei abhängig von der Marktlage, behördlichen Genehmigungen und der Zustimmung des Aufsichtsrats der SAP. Als Berater für die Transaktion hat der Konzern Morgan Stanley engagiert.
SAP schafft im Quartal Rückkehr zu kleinem Gewinnwachstum
SAP hat zum Jahresende die angekündigte Rückkehr zum Gewinnwachstum auf operativer Ebene erreicht, wenngleich dieses mit 2 Prozent noch äußerst verhalten ausfiel. Unter dem Strich sank der Gewinn allerdings sowohl im Quartal wie auch Gesamtjahr um rund die Hälfte. Dank des anhaltend strammen Wachstums im Cloudgeschäft und der (üblichen) Auftragswelle in den Schlussmonaten legte der Umsatz deutlich zu.
Damit erreichte der Softwarekonzern eine operative Marge von 30,6 Prozent im Quartal und 26,0 Prozent im Gesamtjahr. Die Margen-Prognosen der Analysten von 30,4 bzw 26,0 Prozent wurden übertroffen bzw erreicht, die entsprechenden Vorjahreswerte von 30,9 bzw 29,6 Prozent allerdings verfehlt. Diese wie die weiteren Angaben sind auf Non-IFRS-Basis, wie in der Softwarebranche üblich.
Im laufenden Jahr soll sich das Wachstum des Betriebsgewinns wieder auf eine zweistellige Rate beschleunigen. Die angepeilten 8,8 bis 9,1 (2022: 8,03) Milliarden Euro entsprechen einem währungsbereinigten Plus von 10 bis 13 Prozent. Die Einnahmen im Cloudgeschäft sollen 15,3 bis 15,7 Milliarden Euro erreichen, ein Plus (währungsbereinigt) von 22 bis 25 Prozent.
Der Antrieb beim Umsatz 2022 kam wie erwartet von den Cloudapplikationen mit einem Erlösplus von 33 Prozent auf 12,556 Milliarden Euro und damit weiter über 30 Prozent, bzw mit exakt plus 30 Prozent im Quartal. Analysten hatten mit einem Zuwachs von jeweils rund 34 Prozent kalkuliert.
Eine Fortsetzung ist absehbar, da der Auftragsbestand zur Abarbeitung auf Sicht eines Jahres – der sogenannte Current Cloud Backlog, um 27 Prozent auf 12,03 Milliarden Euro zulegte. Die Mittelfristziele für 2025 hat der Konzern bestätigt. Zugleich kündigte er für das erste Halbjahr eine Aktualisierung an.
Sapphire Ventures belastet SAP-Ergebnis kräftig
Erneut hat Sapphire Ventures, die SAP-Beteiligungsgesellschaft in den USA, das Ergebnis des Softwarekonzerns in einem Quartal spürbar belastet. Das Nettoergebnis nach IFRS rutschte im Quartal wie im Gesamtjahr um mehr als die Hälfte ab. Die rückläufigen Bewertungen für Technologieunternehmen insgesamt seit Jahresbeginn hat der Walldorfer Softwarekonzern damit wie bereits im zweiten und dritten Quartal zu spüren bekommen.
Das Finanzergebnis, das wesentlich von Sapphire Ventures (durch deren Zeitwertanpassungen und Veränderungen im Portfolio) gespeist wird, war im vierten Quartal mit 880 (Vorquartal: 331) Millionen Euro negativ, nachdem es vor Jahresfrist noch 523 Millionen Euro beigesteuert hatte. Das schlug laut SAP auf den um knapp 62 Prozent gesunkenen Gewinn je Aktie (auf IFRS-Basis) durch. Im Gesamtjahr 2022 war das Finanzergebnis mit 1,385 Milliarden Euro negativ, nachdem es im Jahr zuvor noch eine starke Gewinnsäule mit knapp 2,2 Milliarden Euro gebildet hatte. In diesem Zeitraum fiel der Gewinn je Aktie um 56 Prozent.
SAP-CEO: Sind Plan für Ziele 2025 schon voraus
Nach dem starken Zuwachs der Clouderlöse und der Trendwende beim operativen Ergebnis im vergangenen Jahr ist SAP nach den Worten von CEO Christian Klein den Plänen für die Mittelfristziele 2025 bereits voraus. Finanzvorstand Luka Mucic betonte, ebenfalls auf der Bilanzpressekonferenz des Softwarekonzerns, dass Umsatz- und Gewinnwachstum auch nach 2023 absehbar ist.
Für das laufende Jahr hat sich SAP bei der Bilanzvorlage für 2022 recht ambitionierte Ziele gesetzt. Das Wachstum des Betriebsgewinns soll sich wieder auf eine zweistellige Rate beschleunigen. Die angepeilten 8,8 bis 9,1 (2022: 8,03) Milliarden Euro entsprechen einem währungsbereinigten Plus von 10 bis 13 Prozent. Die Einnahmen im Cloudgeschäft sollen 15,3 bis 15,7 Milliarden Euro erreichen, ein Plus (währungsbereinigt) von 22 bis 25 Prozent.
Große Zuversicht schöpft das Management aus dem hohen Auftragsbestand im Cloudgeschäft. Zum 31. Dezember steigerten sich die vertraglich zugesicherten Clouderlöse insgesamt um 35 Prozent auf 34,2 Milliarden Euro. Weiterer Faktor ist der zunehmende Anteil besser planbarer Umsätze, der 2022 um 4 Punkte auf 79 Prozent gestiegen ist.
Im ersten Halbjahr soll es eine Aktualisierung der Mittelfristziele geben. Zum einen soll nach Aussage von Klein das deutlich stärker als erwartete Cloud-Wachstum berücksichtigt werden. Zum anderen komme der Faktor Qualtrics hinzu. Diese Beteiligung hat SAP auf den Prüfstand gestellt. Ein Verkauf würde auf der einen Seite den Beitrag der US-Tochter bei Umsatz und Gewinn wegfallen lassen, zum anderen flösse aber der Verkaufserlös ein.
Ein erfolgreicher Verkauf würde SAP die Möglichkeit geben, so Mucic, gezielte Ergänzungen im Portfolio vorzunehmen und somit das Kerngeschäft zu stärken.
Auch wenn im laufenden Jahr Restrukturierungskosten von bis zu 300 Millionen Euro für den Abbau von rund 3.000 Positionen anfallen werden, die zum großen Teil im ersten Quartal verbucht werden und in der Prognose berücksichtigt sind, sind keine weiteren Belastungen durch den Rückzug aus Russland und Belarus zu erwarten. Sie hatten 2022 rund 290 Millionen Euro in Non-IFRS-Rechnung ausgemacht.
Die in Aussicht gestellte Anpassung der Mittelfristziele 2025 steht auch in Zusammenhang mit dem Antritt des neuen Finanzvorstands Dominik Asam im März. Dies wird für ihn quasi der Einstieg sein, wobei er mit Klein und dem scheidende Vorgänger Luka Mucic zusammenarbeiten wird. Mucic scheidet per Ende März bei SAP aus, der derzeitige Airbus- und frühere Infineon-CFO Asam wird am 7. März starten.
Für das Ziel, 2025 einen Cloudumsatz von mehr als 22 Milliarden Euro zu verbuchen, muss der Konzern ab 2021 eine durchschnittliche Zuwachsrate von jährlich 23 Prozent erreichen. Sie lag im Jahr 2021 bei 17 bzw währungsbereinigt 19 Prozent und im vergangenen Jahr bei 33 bzw 24 Prozent.
Anleger reagieren verschnupft auf SAP-Zahlen und Ausblick
Die Aktien von SAP haben nach negativ aufgenommenen Zahlen des Softwarekonzerns ihren jüngsten Abwärtstrend am Donnerstag beschleunigt. Der Kurs fiel via XETRA letztlich um 0,89 Prozent auf 105,00 Euro.
Im vergangenen Jahr steigerte SAP den Umsatz um 11 Prozent, ohne den schwachen Euro wäre der Erlös aber nur um 5 Prozent geklettert. Damit blieb SAP etwas hinter den Markterwartungen zurück. Unter dem Strich sackte der Nettogewinn um gut zwei Drittel ab. Für 2023 setzte sich der Softwarehersteller vorsichtige Finanzziele und liegt beim Umsatzausblick eher am unteren Ende der Analystenerwartungen. SAP kündigte den Abbau von 3.000 Stellen an und will damit die jährlichen Kosten um 350 Millionen Euro senken. Zudem denkt der Vorstand über einen Verkauf der US-Tochter Qualtrics nach.
Alles in allem lägen die Geschäftszahlen eher am unteren Ende der vom Unternehmen ausgerufenen Spannen und hätten die Markterwartungen leicht unterboten, lautete ein erster Kommentar von Analyst Knut Woller von der Baader Bank. Der Gewinnausblick für 2023 belege aber, dass nach zwei Jahren des Übergangs das operative Geschäft an Fahrt gewinne.
Analyst Toby Ogg von JPMorgan verwies auf den Gegenwind durch negative Wechselkurseffekte. Andreas Wolf von Warburg Research betonte, dass der Softwareentwickler die finanziellen Ziele erreicht habe, allerdings seien die Markterwartungen etwas höher gewesen. Der Ausblick auf 2023 stimme mit den Erwartungen am Markt überein.
Die SAP-Aktie hatte sich von den Tiefs im vergangenen Herbst zuletzt wieder deutlich lösen können, von knapp unter 80 Euro ging es hoch bis auf über 109 Euro, bevor einige Anleger in den vergangenen Handelstagen erst einmal Kasse machten. Im bisher noch recht jungen Jahresverlauf liest sich die Performance trotz des aktuellen Rückschlags mit plus 6 Prozent aber immer noch respektabel.
UBS belässt SAP auf ‘Buy’ – Ziel 120 Euro
Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für SAP auf “Buy” mit einem Kursziel von 120 Euro belassen. Bis auf den freien Barmittelfluss sei das vierte Quartal des Softwareherstellers solide verlaufen, schrieb Analyst Michael Briest in einer ersten Einschätzung am Donnerstag.
/ajx/ag
Veröffentlichung der Original-Studie: 26.01.2023 / 07:34 / GMT
Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 26.01.2023 / 07:34 / GMT
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