Jul 21, 2023
59 Views
Comments Off on Sartorius-Aktie volatil: Umsatz und Ergebnis von Sartorius fallen stärker als erwartet
0 0

Sartorius-Aktie volatil: Umsatz und Ergebnis von Sartorius fallen stärker als erwartet

Written by pinmin


Der Labor- und Pharmaausrüster Sartorius hat im zweiten Quartal weiter unter einer temporär schwachen Nachfrage in seinen beiden Sparten gelitten.

Der Pharma- und Laborausrüster Sartorius rechnet nach einem unerwartet schwachen ersten Halbjahr in Kürze mit Aufwind. Zum Ende des dritten Quartals dürften die zuletzt stark rückläufigen Aufträge wieder anziehen, sagte Konzernchef Joachim Kreuzburg am Freitag während einer Telefonkonferenz. Zwar hatten die Niedersachsen vor rund einem Monat ihre Jahresprognose gesenkt, doch bleiben Sartorius Zukunftsambitionen ungebrochen. Der Konzern setzt weiter auf eine stark wachsende Biopharmabranche und bestätigte erneut seine Mittelfristziele bis 2025. An der Börse drückte jedoch das maue Zahlenwerk auf die Laune der Investoren.

Sartorius beliefert unter anderem die biopharmazeutische Industrie und Labore. In der Pandemie hatte der DAX-Konzern eine Sonderkonjunktur dank einer hohen Nachfrage von Impfstoffforschern und -herstellern und nach Komponenten für Corona-Tests erlebt. Diese profitable Zeit hatten die Niedersachsen genutzt und kräftig in ihre weltweite Expansion mit dem Ausbau von Kapazitäten unter anderem in Deutschland, Frankreich, Südkorea und den USA investiert.

Doch nach den starken Pandemiejahren leiden die Niedersachsen nun seit Monaten unter der geringen Ausgabefreudigkeit ihrer Kunden. Viele davon hatten in der Corona-Zeit aus Sorge um angespannte Lieferketten Vorräte angelegt und bauen diese Bestände erst einmal ab. Auch halten sich laut Sartorius die Unternehmen mit Investitionen zurück, weil sie selbst nicht ausgelastet seien. Dem außerordentlich steilen Nachfrageanstieg in der Pandemie folge somit aktuell eine ebenso ungewöhnlich deutliche Korrektur nach unten, sagte Kreuzburg. In den ersten Monaten lag dadurch der Auftragseingang bei Sartorius mit 1,5 Milliarden Euro um rund ein Drittel unter dem Vorjahreswert.

“Die schwache Entwicklung des Auftragseingangs hält in beiden Sparten insgesamt länger an als ursprünglich erwartet”, sagte der Konzernlenker. Inzwischen geht das Management für die zweite Jahreshälfte von einer “schrittweisen Belebung der Auftragslage” aus. Die Kunden hätten Sartorius signalisiert, dass sie im Laufe des dritten Jahresviertels ihre Lager “auf Zielniveau” sehen, erläuterte der Manager in der Konferenz. Zum Quartalsende sei daher mit Auftrieb zu rechnen.

Sartorius hatte wegen der Nachfrageschwäche vor rund vier Wochen seine Umsatz- und Margenziele für das Jahr gesenkt. Die Unternehmensführung rechnet mit einem Umsatzrückgang im niedrigen bis mittleren Zehn-Prozent-Bereich. Von Januar bis Juni sank der Konzernerlös um rund 16 Prozent auf 1,74 Milliarden Euro. Besonders hart traf es die Biotech-Sparte, aber auch im Laborgeschäft ging der Umsatz zurück.

Konzernweit fielen die Einbußen beim Gewinn noch deutlicher aus als beim Umsatz, auch weil höhere Kosten belasteten. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verringerte sich um über ein Viertel auf knapp 517 Millionen Euro. Der auf die Aktionäre entfallende bereinigte Gewinn kam bei 202,5 Millionen Euro heraus, das waren etwa 40 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.

Sartorius steuerte zuletzt mit personellen Maßnahmen gegen. Nach dem Aufbau von rund 6000 Arbeitsplätzen in der Pandemie baute der Konzern weltweit 900 Stellen ab, rund 200 davon in Deutschland. Dies geschah laut Kreuzburg im Wesentlichen über inzwischen beendete Freiwilligenprogramme, in geringem Maße über die natürliche Fluktuation. Betriebsbedingte Kündigungen habe es nicht gegeben. Die Kosten für anfallende Abfindungen bezifferte der Sartorius-Chef auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.

“Wir sehen uns in den nächsten Jahren weiter als einen Arbeitgeber, der einstellt”, betonte der Manager ferner mit Blick auf das angepeilte mittelfristige Wachstum. Dazu dürften auch die Investitionen hoch bleiben, sagte Kreuzburg, ohne Zahlen zu nennen. Zweifel am Markt hinsichtlich der Mittelfristziele wischte er beiseite. Dank der Boom-Phase habe Sartorius zeitweise rund eineinhalb Jahre vor seinem Plan gelegen, inzwischen sei der Konzern wieder im Plan.

Sartorius will seinen Umsatz bis 2025 auf 5,5 Milliarden Euro steigern, Analysten rechnen jedoch mit deutlich weniger. Kreuzburg zeigte sich zuversichtlich: Der für Sartorius relevante Markt werde “sehr nachhaltig wachsen”, betonte er. In diesem Zug setzt auch Sartorius auf neue Trends, wie etwa die Gen- und Zelltherapie. Hier hat der Konzern laut Kreuzburg inzwischen ein “extrem wettbewerbsfähiges” Portfolio als Zulieferer aufgebaut.

Nach bereits mehreren Zukäufen in dem Bereich schloss Sartorius erst kürzlich die Übernahme des französischen Unternehmens Polyplus ab, das mit rund 2,4 Milliarden Euro die bisher teuerste in der Unternehmensgeschichte ist. Polyplus stellt wichtige Komponenten für die Herstellung viraler Vektoren her, die wiederum als Vehikel in Gen- und Zelltherapien eingesetzt werden. In diesem Jahr sollen Übernahmen inklusive des französischen Unternehmens zwei Prozentpunkte zum Konzernwachstum beisteuern.

Zwar will Sartorius zügig seine durch die Übernahme stark angeschwollene Verschuldung senken, doch schloss Kreuzburg auch für die Zukunft weitere Übernahmen nicht aus. Kurzfristig dürften diese aber nicht einen ähnlichen Umfang wie Polyplus haben, so der Manager.

Sartorius-Anleger unentschlossen – Aktie mit deutlichen Schwankungen



Ein überraschend schwacher Quartalsbericht hat am Freitag die Aktien des Pharma- und Laborausrüsters Sartorius belastet. Dabei war nach den im Juni gesenkten Jahreszielen bereits mit mauen Zahlen gerechnet worden, wie Analysten hervorhoben. Die Papiere der in Paris notierten Tochter Sartorius Stedim Biotech hingegen starteten mit deutlichen Kursgewinnen, von denen sie allerdings im Handelsverlauf einen Teil wieder einbüßten. Das Plus wurde vor allem darauf zurückgeführt, dass die kürzlich abgeschlossene Übernahme des französischen Unternehmens Polyplus durch Stedim allem Anschein nach keine Kapitalerhöhung nach sich ziehen wird.



Zeitweise verlieren die Sartorius-Papiere via XETRA 1,08 Prozent auf 321,40 Euro, nachdem sie zwischendurch einen Erholungskurs eingeschlagen und bis auf 328,20 Euro gestiegen waren. Die Anteile des Technologieanbieters für die biopharmazeutische Industrie Sartorius Stedim Biotech gewinnen an der EURONEXT zeitweise 2,86 Prozent auf 244,30 Euro.


Die Sartorius- und auch die Stedim-Papiere mühen sich derzeit allerdings beide an ihrer gleitenden 50-Tage-Linie ab, die charttechnisch interessierten Anlegern den mittelfristigen Trend signalisiert.

Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan hatte bereits mit einem schwachen Handelsstart gerechnet, nachdem Umsatz und operatives Ergebnis im zweiten Quartal die Schätzungen der Analysten verfehlt hatten. Die negative Entwicklung im Auftragsbuch und die Signale rund um den Abbau der Lagerbestände ließen weiterhin keine Besserung erkennen, ergänzte ein anderer Experte.

Warburg-Analyst Michael Heider monierte ebenfalls: Zwar seien die Zahlen schwach ausgefallen, was nach der Gewinnwarnung erwartet worden sei, doch der Auftragseingang etwa sei noch stärker gesunken als von ihm geschätzt. Die nun erfolgte Bestätigung des jüngst gesenkten Ausblicks beinhalte zudem keine wesentliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Dass er dennoch bei seiner Anlageempfehlung “Buy” bleibt, begründete der Experte mit den sehr starken fundamentalen Marktdaten sowie der “exzellenten Marktposition” von Sartorius.

Dagegen sieht Odysseas Manesiotis, Analyst bei der Berenberg Bank, Anzeichen von Optimismus bei Sartorius, während das schwache zweite Quartal bereits ausreichend antizipiert worden sei. Dabei verwies er auf Aussagen von Vorstandschef Joachim Kreuzburg, der eine Auftragsbelebung im angelaufenen dritten Quartal avisiert hat. “Wir glauben, dass Sartorius die Talsohle erreicht hat”, schrieb Manesiotis.

Dass die Aktie der Tochter Stedim an diesem Tag relativ gesehen besser abschneidet als die der Mutter, dürfte ihm zufolge an den Aussagen des Managements zum Verhältnis von Investitionen zum Umsatz für 2023 und zum Verhältnis der Nettoverschuldung zum operativen Ergebnis liegen. Dies impliziere, dass die Konzerngruppe die Finanzierung der Polyplus-Übernahme weiterhin vollständig mit Fremdkapital plane. Nach seinen Gesprächen mit dem Unternehmen sei es wahrscheinlich, dass die Übernahme vollständig über Anleihen finanziert werde.


FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)

Bildquellen: T. Schneider / Shutterstock.com



<< Den vollständigen Artikel: Sartorius-Aktie volatil: Umsatz und Ergebnis von Sartorius fallen stärker als erwartet >> hier vollständig lesen auf www.finanzen.net.

Article Categories:
Finanzen

Comments are closed.