Neben höheren Verkaufspreisen profitierte der im MDAX notierte Chemiekonzern von einem Sparprogramm. Dem stand ein Anstieg der Belastung durch Kosten für Energie, Rohstoffe und Logistik im Vergleich zum Vorjahr von rund 1,3 Milliarden Euro gegenüber.
Nach einem kurzen Kursrutsch fingen sich die WACKER CHEMIE-Papiere und grenzten ihre Verluste ein.
Am Nachmittag notierten sie mit 132,25 Euro noch 0,19 Prozent im Minus. Damit stabilisierten sie sich weiter, nachdem Anleger in den vergangenen Tagen wegen wieder etwas größerer Konjunktursorgen und nach der Erholungsrally bis Mitte Januar erst einmal Kasse gemacht hatten.
Im vierten Quartal habe – wie in der gesamten chemischen Industrie – der Bestandsabbau der Kunden größeren Einfluss auf den Umsatz und Ergebnis gehabt, erklärte Wacker-Chemie-Chef Christian Hartel. Das habe sich vor allem im Geschäft mit Silikonen bemerkbar gemacht. Dabei handelt es sich um vielseitig einsetzbare Kunststoffe – die etwa in der Elektronikindustrie, der Baubranche, bei Textilherstellern, Medizintechnikunternehmen und Autobauern gefragt sind.
Die Kundenzurückhaltung dürfte indes nur begrenzt überraschen, nachdem jüngst bereits der Kunststoffkonzern Covestro und der Hersteller von Duftstoffen und Aromen Symrise die Erwartungen enttäuscht hatten. Analysten hatten in diesem Zusammengang bereits Hoffnung auf eine Besserung im Jahresverlauf gemacht.
Zusätzlich ist laut Konzernchef Hartel die Binnennachfrage in China aufgrund der coronabedingten Restriktionen unter ihren Möglichkeiten geblieben: “Das hat außerhalb von China zu zunehmendem Importdruck und sinkenden Preisen geführt.” China hatte bei seiner strikten Corona-Politik erst spät im vierten Quartal eine Kehrtwende vollzogen. Seither hoffen Investoren, dass das Land wieder zu einem Zugpferd der Weltwirtschaft wird.
Vor diesem Hintergrund fiel das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Schlussquartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich auf 360 Millionen Euro und verfehlte damit auch die durchschnittliche Analystenschätzung von 420 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Montag in München auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte.
Für das Gesamtjahr ergibt sich damit ein operatives Ergebnis von etwa 2,1 Milliarden Euro. Das ist zwar etwas weniger als die von Analysten im Mittel erwarteten knapp 2,15 Milliarden Euro, aber ein Plus von mehr als einem Drittel im Jahresvergleich. Zudem erreichte das Unternehmen das eigene Ziel eines operativen Gewinns von 2,1 bis 2,3 Milliarden Euro.
Dabei steigerten drei der vier Geschäftsbereiche den operativen Gewinn. Im Polysilizium-Geschäft profitierte der Konzern von höhere Preisen für Solarsilizium sowie für Silizium zur Produktion von Computerchips. Auch dem Polymer- und Silikon-Geschäft kamen höhere Absatzpreise zugute, letzteres profitierte zudem von einer Wertzuschreibung auf eine Beteiligung in China.
Der mit Abstand noch kleinste Geschäftsbereich Biosolutions rund um Biotech-Produkte litt derweil unter dem Ausfall einer Produktionsanlage am Standort Burghausen während der ersten Monate des vergangenen Jahres sowie unter ausbleibenden Zahlungen eines Kunden, wie es weiter hieß. Hinzu kamen Vorlaufkosten an den Standorten San Diego und Halle. Mit Investitionen in die Standorte will Wacker von Trend hin zu Gentherapien in der Pharmaindustrie sowie mRNA-Impfstoffen profitieren.
Alles in allem legten der Konzern auch unter dem Strich deutlich zu. Das Jahresergebnis stieg 2022 um mehr als die Hälfte auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um knapp ein Drittel auf 8,2 Milliarden Euro zu. Den Geschäftsbericht will Wacker am 14. März vorlegen.
FRANKFURT (Dow Jones) / MÜNCHEN (dpa-AFX)
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