• Portfolio der Daily Journal Corporation seit Jahren wenig verändert
• Vertrauensverhältnis zu Geschäftsführern der Unternehmen zentral
• Investitionen auf Langfristigkeit ausgelegt
Die beste Investitionsstrategie sieht laut Charlie Munger wie folgt aus: “Man schließt besser einige wenige große Wetten ab und lehnt sich dann zurück und wartet ab. Mathematisch betrachtet bringt Nichtstun hier viele Vorteile. Oder, um es noch anschaulicher zu sagen: Wenn du ein paar großartige Firmen gekauft hast, dann kannst du getrost auf deinem Hintern sitzen bleiben”, so zitiert ihn das private banking magazin. Mittlerweile hat der langjährige Geschäftspartner von Warren Buffett den Vorsitz seines Unternehmens Daily Journal Corporation zwar abgegeben, fungiert aber immer noch als Vorstand.
Auch ein Blick in das Portfolio der Daily Journal Corporation im ersten Quartal 2023 zeigt eine Konstanz: Mit einem verwalteten Vermögen von 160,982 Millionen US-Dollar ist der Gesamtwert der Beteiligungen marktbedingt zwar stark gesunken, die Positionen im Munger-Depot blieben jedoch unverändert (Stand 31. März 2023). Es handelt sich dabei um Beteiligungen an U.S. Bancorp (mit 140.000 Anteilen), dem Amazon-Konkurrent Alibaba (mit 300.000 Papieren), Wells Fargo (mit 1.591.800 Aktien) und Bank of America. Die 2.300.000 Anteilsscheine der Bank of America hält Munger sogar bereist seit 2013 ohne Anpassung.
Die wichtigsten Investitionen seines Lebens
Die wertvollsten Investitionen in seinem Leben waren jedoch andere – in einem Interview mit der Financial Times sagte der Berkshire Hathaway-Vize Charlie Munger, er habe in seinem Leben nur mit vier Investitionen wirklich Geld verdient: Berkshire Hathaway, Costco, einem Fonds von Li Lus Himalaya Capital und Afton Properties.
Berkshire Hathaway: Bereits seit 1978 steht Charlie Munger an der Seite von Warren Buffett dem Konglomerat Berkshire Hathaway vor. Aufgrund ihrer vielen Gemeinsamkeiten wurde Charlie Munger vielfach als Warren Buffetts “Alter Ego” bezeichnet. Die beiden Vermögensverwalter verbindet eine bereits Jahrzehnte andauernde Freundschaft, die 1959 bei einem gemeinsamen Mittagessen begonnen haben soll.
Der Erfolg von Berkshire Hathaway bleibt ungebrochen: Im letzten Quartal wies das Unternehmen einen Umsatz von 85,39 Milliarden US-Dollar auf, was einer Steigerung von 20,59 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Fester Bestandteil der langfristigen Strategie sind die Dividendengewinne im Berkshire Hathaway-Portfolio zur Absicherung gegen Inflation. So soll etwa Warren Buffett persönlich mit seinen Berkshire-Anteilen nach Berechnungen von Dow Jones jährlich rund 5,7 Milliarden US-Dollar nur mit Dividenden einstreichen.
Costco-Aktie: Beim Einzelhändler Costco sitzt Charlie Munger seit 1997 im Vorstand. Auf der Daily Journal-Aktionärsversammlung im Februar dieses Jahres sagte Munger laut yahoo finance!: “Ich liebe alles an Costco. Ich bin total süchtig und werde nie eine Aktie verkaufen”. Bei einer vorangegangenen Aktionärsversammlung sagte er, er wünsche sich, dass die USA so gut wie Costco funktionieren würden. Während sich Berkshire Hathaway 2020 von seinen Costco-Anteilen trennte, behielt Munger seine persönliche Beteiligung und hielt im November letzten Jahres 196.095 Costco-Aktien. Er ist damit nach CEO Craig Jelinek größter Einzelaktionär. Der Costco-Chef bezeichnete Munger gegenüber yahoo finance!, unter anderem wegen seiner fast schon legendären Schlagfertigkeit und seinem fotografischen Gedächtnis als große Bereicherung für den Konzern.
Costco blieb bei Umsatz und Quartalsgewinn zuletzt leicht hinter den Erwartungen zurück und konnte gegenüber dem Vorjahresergebnis den Umsatz um 2 Prozent auf 53,65 Milliarden US-Dollar steigern.
Die Analysten auf TipRanks zeigen sich jedoch optimistisch für den Konsumgüter-Konzern: 19 Analysten setzen die Aktie auf “Buy” und 7 auf “Hold”. Auch bei Morgan Stanley rangiert Costco unter den “30 Aktien für 2025”. Die Analysten sehen langfristig Wettbewerbsvorteile und gute Renditen.
Himalaya Capital und Afton Properties: Geschäftsführerpersönlichkeiten
Li Lus Himalaya Capital: Der in Seattle ansässige Investor Li Lu folgt mit seinem Fonds Himalaya Capital den Value-Investmentprinzipien der Investorenlegenden Warren Buffett und Charlie Munger. Er konzentriert sich dabei nicht auf die USA, sondern auf den asiatischen Markt – überwiegend China. Im Fokus der Anlagestrategie stehen Unternehmen mit großem Wachstumspotenzial und vertrauenswürdigem Management. Li Lu galt jahrelang als potenzieller Nachfolger von Buffett und Munger bei Berkshire Hathaway, und sein Fonds gehört zu Mungers Kerninvestments.
Unter den Beteiligungen von Himalaya Capital befinden sich etwa H-Shares des Weltmarktführers bei Eisenbahnausrüstung CRRC. Außerdem investiert der Fonds in Tencent. Die chinesische Tencent-App gilt als “Super-App”, die die Funktionen von Facebook, WhatsApp, Netflix, Uber und PayPal vereint. Aber auch große Beteiligungen an East West Bancorp und Bank of America sind im Portfolio zu finden.
Afton Properties: Afton Properties konnte in den vergangenen Jahren ein Immobilienportfolio mit einem geschätzten Wert von rund 1,2 Milliarden US-Dollar aufbauen und kaufte vor allem im vergangenen Jahr mehr Wohneinheiten in Kalifornien hinzu als jedes andere Unternehmen. Laut The Straits Time gaben bislang weder die Afton Properties-Geschäftsführer Avi Mayer und Reuven Gradon noch Charlie Munger bekannt, wie groß die Beteiligung des Starinvestors an dem massiven Immobilienportfolio ist. Bekannt ist, dass Munger bereits vor mehr als 15 Jahren in das Unternehmen des jungen Avi Mayer investiert hat, den er eher zufällig kennenlernte. Heute ist das Unternehmen zu einer festen Größe auf dem Immobilienmarkt geworden, das aggressiv Apartmenthäuser in Kalifornien aufkauft – nach Medienberichten seien die Investoren sogar bereit, für Apartmentkomplexe in bar zu bezahlen.
Aktuell sieht Charlie Munger das Investitionsumfeld allerdings als zunehmend schwierig an. Ein diversifiziertes Portfolio sei keine “todsichere Taktik” mehr. Daher rät Munger jungen Anlegern genauer hinzuschauen, da die Zeit vorbei sei, in der jährliche Renditen von durchschnittlich zehn Prozent mit langfristigen Investitionen erreicht werden konnten.
Redaktion finanzen.net
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