Auf Drängen Deutschlands sollte die EU prüfen, ob und gegebenenfalls wie synthetische Kraftstoffe auch künftig eingesetzt werden können. Bisher hat sich die EU-Kommission dazu aber nicht geäußert, die FDP drängt zur Eile und droht deshalb nun mit einer Blockade.
Doch was sind E-Fuels ganz genau, wie umweltfreundlich sind sie? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was sind E-Fuels?
E-Fuels (englisch: electrofuels) – sind ynthetische Kraftstoffe, die zum Betrieb eines Verbrennungsmotors genutzt werden können. Sie werden mithilfe von Strom aus Wasser und Kohlenstoffdioxid (CO2) hergestellt. Dieser Prozess wird als „Power-to-X“ bezeichnet. „Power“ steht für Strom, das „X“ wahlweise für Benzin, Diesel oder auch Kerosin. E-Benzin, E-Diesel oder E-Kerosin könnten dann ohne Probleme in den heutigen Motoren als Kraftstoff verwendet werden.
Sind E-Fuels umweltfreundlich?
Die Verbrennung von E-Sprit erzeugt grundsätzlich ebenso viel umweltschädliche Abgase wie herkömmliche Kraftstoffe. Wenn jedoch der Strom zur Herstellung vollständig aus erneuerbaren Quellen stammt und zudem das notwendige CO2 aus der Atmosphäre, Biomasse oder Industrieabgasen stammt, also ohnehin schon vorhanden ist, wäre ihre Nutzung klimaneutral – aber eben nur dann.
Gibt es schon heute E-Fuels?
Für normale Kunden sind synthetische Kraftstoffe bisher so gut wie nicht zugänglich. Es gibt nur kleinere Pilotanlagen für Forschung und Entwicklung, die nur minimale Mengen produzieren. Als einziger deutscher Autobauer investiert Porsche in die E-Fuel-Produktion – vor allem in der Hoffnung, noch lange herkömmliche Sportwagen betreiben zu können.
Im windreichen Süden Chiles baut das Unternehmen für eine halbe Milliarde Euro eine Anlage, die mithilfe von Windstrom E-Fuels herstellen soll. Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Projekt mit gut acht Millionen Euro.
Wie ist die Energiebilanz von E-Fuels?
Bei der Herstellung elektrobasierter Kraftstoffe müssen mehrere energiefressende Umwandlungsstufen durchlaufen werden; vor allem für die Herstellung des Wasserstoffes sind große Mengen Strom nötig. Daher ist die Energiebilanz von E-Fuels-Autos deutlich schlechter als die von E-Autos.
>> Lesen Sie hier: Das nahende Aus für E-Fuels trifft vor allem Porsche und die Zulieferer
Nach Angaben des Thinktanks Agora Energiewende kommen synthetische Kraftstoffe auf einen Wirkungsgrad von etwa 13 Prozent: Also lediglich 13 Prozent der eingesetzten elektrischen Energie bewegen das Fahrzeug. Bei E-Autos sind es 69 Prozent.
Anders gesagt: Mit E-Fuels betankte Autos brauchen pro Kilometer fast fünfmal so viel Energie wie ein Batterie-Auto.
Wie teuer sind E-Fuels?
Nach Angaben der Bundesregierung betragen die Kosten von strombasierten Flüssigkraftstoffen mindestens 4,50 Euro pro Liter Dieseläquivalent, also im Vergleich zu einem Liter Diesel. Die Europäische Kommission geht davon aus, dass die Produktionskosten drei bis sechsmal höher sind als die Marktpreise fossiler Kraftstoffe.
Da es aber bisher nur Pilotanlagen gibt, ist damit zu rechnen, dass die Produktion in Großanlagen deutlich günstiger wäre. Das hängt vor allem davon ab, wo E-Fuels produziert werden und wie teuer dort der Ökostrom ist. Das ist der Hauptgrund für Porsche, in Chile zu produzieren, wo fast dreimal so viel Wind weht wie an der Nordsee.
Das Fraunhofer-Institut für Energieinfrastruktur und Geothermie geht allerdings davon aus, dass sich die Weltmarktpreise für grünen Wasserstoff, der aus Ökostrom hergestellt wird, schon bis 2030 verdreifachen könnten. Der Import von E-Fuels aus Sonnen- oder Wind-Staaten sei also voraussichtlich „kein billiges Patentrezept“. Zwar sei die E-Fuel-Produktion etwa in Nordafrika oder dem Nahen Osten wegen der vielen Sonnenstunden attraktiv.
>> Lesen Sie hier: So wollen Autohersteller aus dem Verbrenner aussteigen
Zunehmende Kapital- und Transportkosten könnten diese Vorteile aber schnell schmälern oder sogar zunichtemachen. Die Bundesregierung erwartet, dass die Kosten für E-Fuels „auf absehbare Zeit bis in die 2030er-Jahre hinein auf jeden Fall deutlich über denen für fossile Kraftstoffe liegen werden“.
Fördert die Bundesregierung E-Fuels?
Die Ampelregierung hält E-Fuels für „unerlässlich, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen“, allerdings vor allem für Verkehrsträger, die „schwer zu elektrifizieren sind“, also etwa Flugzeuge, für die die erforderlichen Batterien viel zu schwer wären.
„Um perspektivisch das klimaneutrale Fliegen zu ermöglichen“, fördert sie sowohl die Erforschung als auch Vermarktung von E-Kerosin. Bei dessen Produktion fallen jedoch produktionstechnisch bedingt auch gewisse Mengen an E-Diesel und E-Benzin an, die dann etwa für Schiffe oder im Straßenverkehr genutzt werden könnten. Insgesamt fördert der Bund mehr als 30 Forschungsprojekte für synthetische Kraftstoffe und vier Projekte zu ihrer Herstellung.
Gibt es in Deutschland Vorgaben für den Einsatz von E-Fuels?
Laut Gesetz muss ab 2026 Flugbenzin 0,5 Prozent E-Kerosin enthalten. Der Anteil steigt dann bis 2030 schrittweise auf zwei Prozent. Für Pkw, Lkw oder Schiffe gibt es keine direkten Vorgaben. Allerdings gibt es Regeln, wonach die Kraftstoffhersteller Benzin und Diesel einen bestimmten Anteil an umweltfreundlichen Kraftstoffen beimischen müssen. Das waren früher ausschließlich Biokraftstoffe und können heute auch E-Fuels sein.
Was geschieht mit den vor 2035 zugelassenen Benzinern und Dieseln?
Das Verbrenner-Aus in der EU ab 2035 soll nur für Neuwagen gelten. Selbst nach optimistischen Schätzungen gibt es dann aber noch 30 Millionen gebrauchte Verbrenner allein in Deutschland, die erst nach und nach verschwinden.
>> Lesen Sie hier: Airlines wehren sich gegen Vorgaben der EU zur Verwendung von Bio- und E-Kraftstoffen
Die Befürworter der E-Fuels argumentieren, die Klimawende sei nicht zu schaffen, wenn diese dann nicht zunehmend mit E-Sprit betrieben werden. Gegner meinen, die Nutzung von E-Fuels würde dafür sorgen, dass die alten Verbrenner länger als nötig im Betrieb blieben.
Erstpublikation: 24.07.2022
Mehr: BMW setzt auf die Brennstoffzelle – dabei sortieren fast alle anderen Autohersteller sie aus
<< Den vollständigen Artikel: Energiewende : Alternative zum E-Auto oder Augenwischerei? Die wichtigsten Fragen und Antworten zu E-Fuels >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.