Sep 30, 2022
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Konjunktur: Verbraucher wollen kaum noch Geld ausgeben – und greifen auf Ersparnisse zurück

Written by pinmin


Supermarkt in Bayern

Während der Pandemie konnten Verbraucher viel Geld sparen, nun müssen sie auf die Ersparnisse zurückgreifen.


(Foto: imago images/Action Pictures)

Düsseldorf Deutschlands Verbraucher blicken besorgt auf den Herbst und den bevorstehenden Winter. Das HDE-Konsumbarometer für Oktober ist auf ein neues Allzeittief gerutscht, seit Sommer 2021 sinkt der Index nunmehr nahezu stetig.

Das HDE-Barometer wird monatlich vom Handelsblatt Research Institute für den Handelsverband HDE berechnet. Es setzt sich aus verschiedenen Teilindikatoren zusammen und basiert auf einer repräsentativen Befragung von rund 1600 Haushalten.

Die Konjunktur- und Einkommenserwartung der Verbraucher für die kommenden Monate sanken laut der Befragung weiter, die Inflationserwartungen sind mittlerweile so hoch wie nie. Erst am Donnerstag hatte das Statistische Bundesamt für September eine Inflationsrate von 10,0 Prozent ermittelt – Tendenz weiter steigend. Schließlich entsteht Inflation aus wissenschaftlicher Sicht auch immer dann, wenn die Menschen beginnen, über Inflation zu reden.

Der Pessimismus der Verbraucher deckt sich mit den Prognosen von Wirtschaftsforschern. Vergangene Woche signalisierte das DIW-Konjunkturbarometer eine beginnende Rezession, zuvor war schon das Ifo-Geschäftsklima abgestürzt.

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Auch die am Donnerstag veröffentlichte Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute signalisiert einen gesamtwirtschaftlich harten Winter. Voraussichtlich wird die deutsche Wirtschaft drei Quartale in Folge schrumpfen, ehe dann im Frühjahr eine blutleere Erholung beginnen dürfte – sofern nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt.

Verbraucher halten sich bei Einkäufen zurück

Eines der Szenarien der Wirtschaftsforscher – von ihnen „Risikoszenario“ getauft – ergab einen schweren Einbruch der Wirtschaftsleistung sowohl im ersten Quartal 2023 als auch im ersten Quartal 2024, weil an allen Ecken und Enden Energie fehlen könnte. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet würde die Wirtschaftsleistung 2023 dann um knapp acht Prozent und 2024 um weitere gut vier Prozent schrumpfen. Das Bruttoinlandsprodukt wäre 2024 dann niedriger als 2011, also am Beginn der „goldenen Dekade“ der deutschen Volkswirtschaft.

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Die Verbraucher reagieren auf die schlechten Nachrichten mit Kaufzurückhaltung. Die Anschaffungsneigung, die eher auf langlebige Konsumgüter abstellt, ging sprunghaft zurück. Der Konsum von langlebigen Gebrauchsgütern war zu Beginn der Pandemie kräftig gestiegen, ging dann jedoch schon in der ersten Hälfte dieses Jahres spürbar zurück. Dieser Trend dürfte sich also fortsetzen.

Die steigenden Preise drücken das verfügbare Einkommen; dieses Jahr dürften die realen Einkommen um rund ein Prozent und kommendes Jahr gar um rund drei Prozent sinken. Nunmehr gaben die befragten Verbraucher an, weniger sparen zu wollen, um ihren gewohnten Konsum einigermaßen aufrechterhalten zu können.

Ein Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Sparquote von 10,8 auf 8,8 Prozent würde zusätzlichen Konsum von rund 40 Milliarden Euro im kommenden Jahr ermöglichen. Im vergangenen Frühjahr erreichte die Sparquote erstmals wieder ihr Vorkrisenniveau, nachdem sie während der Pandemie sprunghaft gestiegen war. Schätzungen zufolge hatten die privaten Haushalte während der Pandemie zusätzliche Ersparnisse von rund 200 Milliarden Euro gebildet, auf die sie nun zurückgreifen können.

Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin robust

Einziger Lichtblick bleibt vorerst der robuste Arbeitsmarkt. Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, betonte am Freitag, der Arbeitsmarkt sei trotz steigender Preise und der Sorge vor Energieknappheit „insgesamt weiter stabil“. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung seien zu Beginn der Herbstbelebung gesunken. Allerdings gäbe die Arbeitskräftenachfrage „auf sehr hohem Niveau leicht nach“.

Zwar stieg die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit im September den vierten Monat in Folge auf nunmehr 2,51 Millionen an. Doch ist dies vor allem darauf zurückzuführen, dass Ukraine-Flüchtlinge sich seit dem Sommer arbeitslos melden müssen, um in Deutschland Sozialleistungen zu bekommen. Seit Kriegsbeginn wurden rund eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland registriert.

Im Sommer zählte das Statistische Bundesamt erstmals mehr als 84 Millionen Einwohner in Deutschland. Selbst wenn dieses Jahr nur rund 80.000 Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland eine Erwerbstätigkeit aufnehmen dürften, so sind sie dennoch eine Stütze für den privaten Konsum in Deutschland. Perspektivisch könnten die Zuwanderer dafür sorgen, dass die Erwerbstätigkeit weiter steigt.

Mehr: Blackrock-Chef Larry Fink: „Es wird dauern, bis wir überhaupt drei Prozent Inflation erreichen“



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Politik

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