Oct 13, 2022
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IWF-Jahrestagung: „Größter Wohlstandsvernichter“ – Bundesbank erhöht Inflationsprognose für 2023

Written by Astrid Dörner


Christian Lindner (l.) und Joachim Nagel

Wie hier beim G7-Gipfel in diesem Jahr ziehen auch bei der IWF-Tagung der Bundesfinanzminister und der Bundesbank-Präsident an einem Strang.



(Foto: Reuters)

Washington Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel haben bei der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) ein gemeinsames Vorgehen gegen die anhaltend hohe Inflation angekündigt. Die Bundesbank rechnet mittlerweile damit, dass die Inflation im kommenden Jahr über sieben Prozent betragen wird – und damit deutlich mehr, als die Europäische Zentralbank (EZB) als Ziel hat.

Es war eine ungewöhnliche Umgebung, in der Lindner und Nagel ihre gemeinsame Pressekonferenz bei der IWF-Jahrestagung hielten. Sie saßen am Donnerstag im Washingtoner Fairmont-Hotel in der Mitte eines Saals auf einem Podest, über ihnen ein Kronleuchter. „Fast wie eine Trauung“, sagte Lindner. In diesen schwierigen Zeiten müssten Finanz- und Geldpolitik „Hand in Hand“ arbeiten, „aber wir bleiben unverheiratet“.

Das gemeinsame Agieren von Finanzministern und Notenbankpräsidenten im Kampf gegen Inflation und Wirtschaftsschwäche ist gleichwohl das zentrale Thema bei der IWF-Jahrestagung. Um die galoppierende Inflation zu dämpfen, müssen Regierungen und Zentralbanken auf die Bremse treten – doch das schwächt die Konjunktur zusätzlich.

Weitere Zinserhöhungen sind zu erwarten

Aus Sicht von Lindner und Nagel muss das aber in Kauf genommen werden. „Die Inflationsbekämpfung hat für uns höchste Priorität“, sagte Lindner. Schließlich sei die Inflation „die größte Gefahr für unser wirtschaftliches Fundament“.

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Die Abkühlung der Wirtschaft solle möglichst gering und so kurz wie möglich sein, sagte Nagel. Eine dauerhaft hohe Inflation sei aber „der größte Wohlstandsvernichter“. Die Bundesbank rechnet im laufenden Jahr mit einer Teuerung von über acht Prozent. Und im kommenden Jahr wird es – anders als vor Kurzem noch erhofft – nicht so viel besser. „Ich rechne mit einer sieben vor dem Komma“, sagte Nagel.

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Damit hat die Bundesbank ihre Inflationsprognose abermals erhöht. Auch Bundesregierung und IWF haben ihre Schätzungen zuletzt regelmäßig nach oben anpassen müssen. Lindner und Nagel mahnten einen entschlossenen Kampf gegen die Inflation an. „In so einer Situation müssen Geld- und Fiskalpolitik Bündnispartner sein“, sagte der Bundesbank-Präsident.

Die EZB hatte zuletzt die Zinsen erhöht, wenn auch weniger drastisch als etwa die US-Notenbank Fed. „Der EZB-Rat hat entschlossen gehandelt“, sagte Nagel, „weitere Zinserhöhungen sind notwendig.“ Eine Größenordnung nannte er nicht, sprach von einem „robusten Zinsschritt“.

Gleichzeitig soll die Bundesregierung ihren Teil im Kampf gegen die Teuerung beitragen. Dazu könnte die geplante Gaspreisbremse beitragen. Nagel sagte, die Maßnahme könne die Inflation dämpfen, wie stark, wollte er aber nicht prognostizieren.

IWF warnt vor zu lockerer Ausgabenpolitik

Neben staatlichen Eingriffen zur Preiskappung kann die Regierung auch durch ein Senken der Staatsausgaben versuchen, die Inflation zu dämpfen. Der IWF empfiehlt den Ländern, die expansive Fiskalpolitik zu beenden. Dafür spricht sich auch Lindner aus. Sein Beharren auf das Einhalten der Schuldenbremse im kommenden Jahr begründet er damit.

Der Währungsfonds warnt wegen der höchsten Inflation seit Jahrzehnten vor einer zu lockeren Finanzpolitik. Die Haushaltsdefizite müssten reduziert werden, um die Inflation nicht noch zusätzlich anzuheizen, hieß es in einer Analyse des IWF. Dies würde ein starkes Signal senden, dass Regierungen und Notenbanken in die gleiche Richtung marschierten.

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Auch EZB-Chefin Christine Lagarde hat in Washington eine „stärkere Kooperation zwischen Geld- und Fiskalpolitik“ gefordert, um die Krisen in der Weltwirtschaft meistern zu können. „Während der Pandemie war das wesentlich einfacher als heute“, gab sie zu bedenken. Zinserhöhungen seien weiter der beste Weg, um die Inflation zu bekämpfen, so Lagarde.

„Wir gehen davon aus, dass Energiepreise ansteigen und eine Weile auf hohem Niveau bleiben werden“, so Lagarde. Gas sei zwischen sechs- und zehnmal so teuer wie in den USA. Die EZB-Chefin geht auch davon aus, dass sich die 27 Staaten der Europäischen Union stärker in ihrer Energiepolitik abstimmen werden und auf „gebündelte Energiebeschaffung setzen“.

Mehr: IWF senkt Konjunkturprognose für Deutschland



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