Oct 20, 2022
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Energiepreise: Ministerin Stark-Watzinger fordert Rettungsschirm für Spitzenforschungseinrichtungen

Written by Frank Specht


Teilchenbeschleuniger des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (Desy) in Hamburg

Die Union fürchtet, dass es bei energieintensiven Forschungsprojekten wegen stark gestiegener Strompreise zu massiven Einsparungen kommt.



(Foto: dpa)

Berlin Als Martina Brockmeier im August das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) besuchte, kam sie auch auf die steigenden Energiepreise zu sprechen. Das Budget für die Wissenschaft könne absehbar stagnieren oder gar sinken, warnte die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft. Denn die im Pakt für Forschung und Innovation vorgesehenen Steigerungen würden durch Inflation und Kostensteigerungen wohl weit übertroffen.

Das IPK betreibt Gewächshäuser und eine Genbank, die gekühlt werden muss, und gehört damit zu den großen Stromverbrauchern in der Wissenschaft. So wie auch andere Institute der vier großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Neben Leibniz sind das die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Helmholtz-Gemeinschaft.

Im vergangenen Jahr beliefen sich ihre Energiekosten auf 324 Millionen Euro. Für das laufende Jahr rechnen die vier Spitzenforschungsgemeinschaften mit Mehrkosten in Höhe von 75 Millionen Euro, wie sie auf Anfrage des Bundesforschungsministeriums mitteilten. Und im kommenden Jahr könnte sich die Energierechnung – ausgehend von der aktuellen Marktsituation – auf bis zu 780 Millionen Euro belaufen. Das wäre beinahe das Zweieinhalbfache des Wertes aus dem vergangenen Jahr.

70 bis 75 Prozent der Energiekosten entfallen auf Strom. Die Forschungseinrichtungen verbrauchen im Jahr rund 1350 Gigawattstunden, das entspricht ungefähr dem Verbrauch von 450.000 Haushalten. Die Energieausgaben machen aktuell zwischen knapp zwei und fünf Prozent ihres Gesamtbudgets aus, doch mit den steigenden Preisen droht der Anteil in den zweistelligen Bereich zu rutschen. Bei den energieintensiven Instituten liegt er schon jetzt bei fast zehn Prozent.

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Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sieht die Entwicklung mit Sorge. Zwar seien die Forschungseinrichtungen aufgerufen, Energie zu sparen, und sie setzten auch entsprechende Maßnahmen um. Aber unter den derzeitigen Marktbedingungen könnten insbesondere energieintensive Institute ihren Forschungsbetrieb nicht aufrechterhalten. „Im schlimmsten Fall kommt es zu einem unwiederbringlichen Verlust von Forschungsergebnissen sowie erheblichen, langfristigen Betriebsschäden“, sagte die Ministerin dem Handelsblatt.

Lesen Sie hier mehr zu den steigenden Energiepreisen:

So hatte das IPK beim Besuch der Leibniz-Präsidentin im August gewarnt, dass durch einen Ausfall der Stromversorgung in den Kühlzellen der Genbank die dort gelagerten wertvollen Muster auf immer verloren gehen würden. Um die Institute zu entlasten, fordert Stark-Watzinger, dass der von der Bundesregierung geplante wirtschaftliche Abwehrschirm auch auf die außeruniversitären Forschungseinrichtungen ausgedehnt werden müsse. „Denn Forschung ist der Schlüssel zur Überwindung der aktuellen und zukünftiger Krisen sowie für Wachstum und Wohlstand.“

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger

„Forschung ist der Schlüssel zur Überwindung der aktuellen und zukünftiger Krisen sowie für Wachstum und Wohlstand.“


(Foto: IMAGO/Bernd Elmenthaler)

Die Union wirft der Forschungsministerin vor, in diesem Punkt reichlich spät zu handeln. Durch explodierende Preise und Energiekosten seien Wissenschaftseinrichtungen in ihrer Existenz bedroht, schreibt die größte Oppositionsfraktion in einem Antrag, der an diesem Donnerstag vom Bundestag beraten werden soll. Es sei „grob fahrlässig, dass bei den bisher beschlossenen Entlastungspaketen der Bundesregierung kein einziger Euro für Bildung und Forschung vorgesehen wurde“.

Beim zur Helmholtz-Gemeinschaft gehörenden Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy), das Teilchen-Grundlagenforschung betreibt, würden die gestiegenen Energiekosten im kommenden Jahr voraussichtlich zu massiven Einsparungen führen, heißt es im Antrag weiter. Forschungsergebnisse, etwa aus der „Polarstern“-Expedition, dürften nicht durch unterbrochene Kühlketten dahinschmelzen, fordert die Union.

Die Bundesregierung soll deshalb die Bundesnetzagentur umgehend anweisen, Wissenschaftseinrichtungen im Notfall als geschützte Kunden prioritär mit Energie zu versorgen. Außerdem machen sich CDU und CSU für einen Energiegipfel für die Wissenschaft stark, der eine Bedarfsanalyse erstellt. Zusammen mit den Ländern soll der Bund dann ein Entlastungspaket für die Wissenschaft schnüren und zusätzlich einen Notfallfonds auflegen.

Mehr: Teilchenbeschleuniger in Raumgröße – Dieser Professor will ein revolutionäres Kompaktformat bauen



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Politik

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