Oct 25, 2022
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Energiekrise: Von diesen Punkten hängt ab, ob Europa genug Gas geliefert bekommt

Written by Moritz Koch


Arbeiter an einer Gas-Pipeline

Europas Gasversorgung ist auch im kommenden Jahr noch nicht sicher.


(Foto: Moment/Getty Images)

Brüssel Der Gaspreis sinkt – und nicht nur der tagesaktuelle, schwankungsanfällige Spot-Preis. Auch Lieferkontrakte für das kommende Jahr verbilligen sich. Wer heute Gas bestellt, das in einem Jahr fließen soll, zahlt unter 140 Euro pro Megawattstunde – 50 Prozent weniger als im August.

Der ungewöhnlich warme Herbst ist ein Grund dafür, ein anderer die Konjunkturflaute in China. Mit seiner Zero-Covid-Politik hat Staatschef Xi Jinping das Wachstum abgewürgt, der Gasbedarf der Volksrepublik ist erheblich zurückgegangen. Das bedeutet: weniger Preisdruck auf dem Markt.

Im inflationsgeplagten Europa ist der Preisrückgang derzeit eine der wenigen guten Nachrichten. Dennoch wäre es zu früh, Entwarnung zu geben. Die europäische Energiekrise ist noch lange nicht überstanden, mahnen Experten. Auch die EU stellt sich weiterhin auf schwere Zeiten ein.

In der Kommission kursiert derzeit eine Sammlung von Fakten, Grafiken und Tabellen über den Gasmarkt. Sie liegt dem Handelsblatt vor. Besonders interessant ist der Ausblick auf den kommenden Winter. Die EU-Experten erwarten, dass Europa in der Heizsaison 2023/2024 insgesamt 140 bis 180 Milliarden Kubikmeter Gas benötigt.

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Ob es gelingt, diese Menge über Pipelines und Flüssiggasfrachter zu beziehen, hänge maßgeblich von drei Faktoren ab.

1. Chinas wirtschaftliche Entwicklung

Die Flüssiggas-Importe „profitieren von der saisonalen Ebbe und der geringen chinesischen Nachfrage“, stellt die Kommission fest – und fragt: „Wie nachhaltig sind diese Kräfte?“ Sobald die chinesische Konjunktur wieder anspringt, wird auch der Gasbedarf des Landes zunehmen.

2. Lieferungen aus Russland

Der russische Energiekonzern Gazprom hat den Export in die EU zwar drastisch reduziert, aber nicht vollständig eingestellt. Über die Turkstream-Pipeline und das ukrainische Leitungsnetz fließt noch Gas nach Europa. Russische Gaslieferungen seien „weiterhin entscheidend“, urteilt die EU-Kommission, und könnten 14,4 Milliarden Kubikmeter zur Versorgung beisteuern – wenn der Kreml mitspielt.

3. Die Lage in Großbritannien

Das Vereinigte Königreich bezog früher im Winter stattliche Mengen russisches Gas über Pipelines aus der EU. Das hat sich umgekehrt. Über britische LNG-Terminals wird nun Flüssiggas angelandet, das dann in die EU weiterverkauft wird. Wenn dies auch in der beginnenden Heizsaison aufrechterhalten wird, hilft das der EU.

Wie groß das Angebot sein wird, lässt sich also nicht genau vorhersagen. Auch die Nachfrage ist unklar. „Derzeit stehen die Zeichen nicht auf Rationierung“, sagt der Energieökonom Lion Hirth. „Aber wie kalt der Winter wird und wie sehr die Haushalte sparen, wissen wir nicht. Die Situation kann noch sehr schwierig werden.“

LNG-Terminal in Großbritannien

Die EU-Länder profitieren von den Flüssiggas-Lieferungen nach Großbritannien.


(Foto: Bloomberg)

Die größten Sorgen bereitet derzeit der Winter 2023/2024. Denn im kommenden Jahr werden russische Gaslieferungen deutlich weniger zur Befüllung der Speicher beitragen können. Die EU-Kommission versucht darum, möglichst alles zu vermeiden, was den Verbrauch steigern könnte – insbesondere einen Gaspreisdeckel.

Mehr Handelsblatt-Artikel zur Gasversorgung in Europa:

Zum Treffen der EU-Energieminister am Dienstag legte die Kommission ein Diskussionspapier vor, das geeignet ist, einen Keil zwischen die Befürworter des „iberischen“ Gaspreisdeckels zu treiben. Sinn dieses Deckels wäre, Gas für die Produktion von Strom zu subventionieren, um damit den Strompreis zu senken.

In dem Papier, das dem Handelsblatt vorliegt, nennt die Kommission erstmals den Staat mit dem größten Nutzen der Maßnahme (Frankreich), die Staaten mit den höchsten Kosten (Deutschland, Italien, Niederlande) und die Staaten, die von all dem nur wenig profitieren (Teile Zentral- und Osteuropas). Grund für die unterschiedlichen Auswirkungen sind die unterschiedlichen Strommärkte. Frankreich importiert aus Gas erzeugten Strom, in Zentral- und Osteuropa sind Gaskraftwerke nur in wenigen Zeiträumen preissetzend.

Mehr: Ist Europa durch die Energiekrise auf dem Weg zum deindustrialisierten Kontinent?



<< Den vollständigen Artikel: Energiekrise: Von diesen Punkten hängt ab, ob Europa genug Gas geliefert bekommt >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.

Article Categories:
Politik

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