Berlin Die Soforthilfen für Selbstständige in der Coronapandemie haben vor allem in stark digitalisierten Unternehmungen die Zuversicht erhöht, die Krise zu überstehen. Bei Selbstständigen, die erst nach Beginn der Pandemie in die Digitalisierung investierten, zeigen sich dagegen kaum Effekte. Dies zeigt eine gemeinsame Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), des ZEW Mannheim und der Universität Trier.
Zu Beginn der Coronakrise im Frühjahr 2020 hatte die damalige Bundesregierung die Soforthilfe aufgelegt, um Umsatzeinbußen bei Selbstständigen abzufedern. Diese konnten bis zu 15.000 Euro erhalten. Rund jeder zweite der etwa vier Millionen Selbstständigen stellte einen Antrag, mehr als 13 Milliarden Euro wurden ausgezahlt.
Für ihre Untersuchung haben die Forscher die Ergebnisse einer Onlineumfrage ausgewertet, an der zwischen dem 7. April und dem 4. Mai 2020 gut 27.000 Selbstständige teilgenommen haben. Verglichen wurden Selbstständige, an die die Soforthilfe zum Befragungszeitpunkt bereits ausgezahlt worden war, mit solchen, die die Unterstützung erst beantragen wollten.
Die Angaben zum Digitalisierungsgrad beruhen auf einer Selbsteinschätzung der Befragten, inwieweit ihre angebotenen Produkte und Dienstleistungen, ihre internen Geschäftsprozesse und Kundenbetreuung und Vertrieb digitalisiert sind.
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Dabei zeigt sich: Die Selbstständigen, die bereits Soforthilfe erhalten haben, sind optimistischer als die Kontrollgruppe ohne Soforthilfe. Bei den Unterstützten liegt der Anteil der Firmen, die glauben, ihr Geschäft auch in den nächsten zwölf Monaten weiterbetreiben zu können, um 6,5 Prozentpunkte höher.
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Betrachtet man aber nur die hochdigitalisierten Unternehmungen, so ist der Effekt deutlich größer. Glauben rund 40 Prozent der hochdigitalisierten Selbstständigen ohne Soforthilfe, dass sie ihr Geschäft in den nächsten zwölf Monaten weiterbetreiben können, so liegt der Anteil bei den Unternehmungen, die die Unterstützung bereits erhalten haben, rund ein Viertel höher (51 Prozent). Bei Selbstständigen mit schwachem oder mittlerem Digitalisierungsgrad lassen sich dagegen keine signifikanten Effekte beobachten.
„Unsere Studie zeigt, dass große Unterschiede bei der Wirkung der Soforthilfe abhängig vom Grad der Digitalisierung bestehen“, sagt Alexander Kritikos, der am DIW die Forschungsgruppe Entrepreneurship leitet. Allerdings: „Die Digitalisierung kann nicht kurzfristig aufgeholt werden“, ergänzt Co-Autorin Irene Bertschek, die den ZEW-Forschungsbereich Digitale Ökonomie leitet.
Zwar haben rund 20 Prozent der Selbstständigen nach Beginn der Pandemie in die Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse investiert, etwa in digitale Vertriebswege oder Videochatsoftware. Doch bei diesen „Nachzüglern“ hat sich die Zuversicht, die Coronakrise überstehen zu können, durch die Soforthilfe nicht signifikant erhöht.
Für Jörn Block, Co-Autor und Sprecher des Forschungszentrums Mittelstand der Universität Trier, sind Programme, die die Digitalisierung bei Selbstständigen und Kleinunternehmen fördern, also ein wichtiger Beitrag zur Krisenresilienz.
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