Nov 9, 2022
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DIW-Studie zu Forschungsetats: China ist weltweit der wichtigste Industrieforschungsstandort

Written by Barbara Gillmann

Berlin Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) sind in Deutschland im Corona-Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um insgesamt 5,3 Prozent gesunken.  Allein die Unternehmen in Deutschland reduzierten ihre FuE-Etats um fast acht Prozent – insbesondere in der Industrie und dort wiederum im Kraftfahrzeugbau. 

Damit steht Deutschland international ausgesprochen schlecht da: Denn die in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) organisierten Industrieländer erhöhten 2020 im Durchschnitt erstmals in einem Krisenjahr ihre FuE-Ausgaben. Am meisten legte China zu. Das geht aus einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor, und zwar auf Basis von inflationsbereinigten Daten der OECD, der EU und des Stifterverbandes. 

„Deutschland ist und bleibt international ein wichtiger Forschungsstandort, droht aber ins Hintertreffen zu geraten“, warnt DIW-Autorin Heike Belitz. „Das hat vor allem strukturelle Gründe, denn weltweit wachsen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung vor allem in Branchen, auf die deutsche Unternehmen nicht spezialisiert sind, etwa Software und Computerdienste, Hardwareproduktion sowie Pharma und Biotechnologie.“ 

Ausgaben schon seit Längerem rückläufig

Erste Daten der EU für das Jahr 2021 deuten zwar darauf hin, dass zumindest die forschungsstarken Großunternehmen ihre FuE-Anstrengungen im zweiten Coronajahr wieder gesteigert haben. Der Zuwachs bleibe im Vergleich zu den internationalen Wettbewerbern aber „wohl dennoch unterdurchschnittlich“.

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Generell ist der Negativtrend in Deutschland nicht neu: Das Wachstum der FuE-Ausgaben ist schon seit mehreren Jahren wenig dynamisch. Zwar gaben die Unternehmen in Deutschland im Zeitraum von 2016 bis 2020 im Jahresschnitt jeweils 1,3 Prozent mehr für Forschung und Entwicklung aus. Das war aber bereits deutlich weniger als in den vorangegangenen Fünfjahreszeiträumen, schreibt Belitz.

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Und noch viel wichtiger: Es war weniger als in den Konkurrenznationen. In der  EU betrug das Plus in diesem Jahrfünft im Schnitt 2,9 Prozent, in der OECD 4,6 Prozent und in den USA 6,7 Prozent. In China waren es sogar 8,7 Prozent. Damit „ist  China mittlerweile der weltweit wichtigste Industrieforschungsstandort, gefolgt von den USA, Japan und Deutschland an vierter Stelle“, heißt es in der DIW-Studie. 

Unternehmen reduzierten Personal kaum

Zwar sei die FuE-Intensität der deutschen Industrie –  also das Verhältnis der Forschungsausgaben zur Wirtschaftsleistung – nach wie vor relativ hoch: Sie sank 2020 nur leicht auf 3,14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Damit lag Deutschland im ersten Coronajahr zwar hinter den USA und Japan, aber noch deutlich vor europäischen Ländern wie Frankreich und Italien. Die FuE-Aufwendungen sanken aber etwas stärker als die Produktion. Damit rückte zugleich das Ziel der Bundesregierung, im Jahr 2025 eine Intensität von 3,5 Prozent zu erreichen, wieder in weitere Ferne.

Als ermutigende Nachricht wertet die DIW-Forscherin aber die Tatsache, dass die deutschen Industrieunternehmen ihr Personal in Forschung und Entwicklung in der Krise kaum reduziert haben. So seien etwa im Kraftfahrzeugbau die FuE-Ausgaben im Jahr 2020 um mehr als 13 Prozent gesunken – die Anzahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aber nur um 3,7 Prozent.

Das sei vermutlich aus Sorge geschehen, später angesichts des Fachkräftemangels kein geeignetes Personal mehr zu finden. „Das lässt hoffen, dass die Unternehmen auch künftig ordentlich am Forschungsstandort Deutschland investieren werden“, schreibt Belitz.

„Deutsche Wirtschaft auf Zugang zu weltweitem Wissen angewiesen“

Damit die deutsche Wirtschaft die enorm herausfordernde doppelte Transformation zu einer klimaneutralen und digitalisierten Wirtschaft meistern könne, „ist sie auf den Zugang zu weltweitem Wissen angewiesen – sowohl über eigene Forschung im Ausland als auch über internationale Forschungskooperationen“, mahnt die Innovationsforscherin. Die Globalisierung von Forschung und Entwicklung sei „eine wichtige Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit hiesiger Unternehmen und damit auch für den Erhalt des Forschungsstandorts Deutschland“.

Um Nachteile gegenüber den großen Standorten China und den USA auszugleichen, sollte die Forschungspolitik auch auf europäischer Ebene gestärkt werden. „Als größter europäischer Industriestandort muss Deutschland dabei eine Schlüsselrolle einnehmen.“

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Politik

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