Nov 23, 2022
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Corona: Lahmende Booster-Kampagne: Wie sich die Impfbereitschaft steigern lässt

Written by Jürgen Klöckner


Berlin Die Impfkampagne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kommt nicht in Fahrt – trotz eines Millionenbudgets für Plakate und Werbespots. Derzeit lassen sich im Schnitt rund 55.000 Menschen pro Tag gegen das Coronavirus impfen, vor einem Jahr waren es fast zehnmal so viele. Etwa 13 Prozent der Menschen haben sich bislang ein viertes Mal impfen lassen.

Wann und warum sich Menschen impfen lassen, haben Forscher in der Coronapandemie besonders intensiv untersucht. Ein Forscherteam des Mannheimer ZEW-Instituts und der amerikanischen Cornell University analysierte anhand der Impfkampagne im vergangenen Jahr, wie die Impfbereitschaft erhöht werden kann. Das Handelsblatt konnte die Ergebnisse vorab einsehen.

Für ihre Studie befragten die Forscher im Dezember 2021 rund 550 vollständig geimpfte Menschen, ob und unter welchen Voraussetzungen sie sich für einen Booster entscheiden würden. Die Studie wurde zwar in den USA durchgeführt, die Autoren leiten daraus allerdings mit einigen wenigen Abstrichen auch Aussagen über die jetzige deutsche Impfkampagne ab.

Denn die entscheidenden Parameter sind durchaus vergleichbar. Dazu zählen die gute Verfügbarkeit des Impfstoffs und die kursierenden hochansteckenden, aber milderen Varianten, zu denen damals wie heute Omikron gehört. „Das grundlegende Umfeld hat sich nicht verändert“, sagte Co-Autor und ZEW-Forscher Nicolas Ziebarth im Gespräch mit dem Handelsblatt.

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Im Kern fanden die Forscher drei Faktoren, die die Booster-Bereitschaft der Bevölkerung positiv beeinflussen. Ein entscheidender Faktor ist der Hersteller des Vakzins. „Biontech/Pfizer hatte einen Vorteil“, sagt Ziebarth. Für einen Booster des Unternehmens aus Mainz würden sich 68 Prozent der Befragten entscheiden, für eine solche Impfung mit Moderna lediglich 63 Prozent.

Corona: Ist die Booster-Impfung besonders effektiv, lassen sich mehr Menschen impfen

Ein weiterer Faktor, auf den die Befragten offenbar sehr viel Wert legen, ist die Effektivität des Impfstoffes. Bei einem Impfstoff, der das Risiko von symptomatischen Krankheitsverläufen um 90 Prozent senkt, sind 73 Prozent der Befragten bereit für einen Booster. Bei einer hypothetischen Effektivität von 50 Prozent ist es nicht einmal jeder Zweite.

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„Es ist deswegen wichtig, die Effektivität des Impfstoffes bei jeder Gelegenheit von politischer Seite und auch in der Kampagne zu betonen“, sagt Ziebarth. Das sei bei der aktuellen Kampagne nicht klar erkennbar. In kurzen Clips sind darin Menschen zu sehen, die erklären, warum sie sich impfen lassen. „Das setzt auf Identifikation, aber nicht unbedingt auf Fakten“, sagt der Forscher.

Darüber hinaus wollten die Autoren wissen, ob sich die Booster-Bereitschaft mit finanziellen Anreizen erhöhen lässt. „Bei einer Zahlung von zehn Dollar würden sich 53 Prozent der Befragten zu einer Boosterimpfung bereit erklären“, sagt Ziebarth. Bei einer Zahlung von 100 Dollar wären es bereits 61 Prozent und bei 1000 Dollar 69 Prozent.

In der Praxis aber könnten Geldzahlungen negative Folgen für das kommende Jahr haben, wenn erneut Auffrischungsimpfungen sinnvoll und nötig würden, so Ziebarth. Die Bürger würden dann möglicherweise wieder Geld erwarten. Das ließe sich auf Dauer nicht durchhalten. Besser wären Belohnungen wie Essen oder Getränke, ähnlich wie beim Blutspenden.

Keinen Unterschied machte offenbar, ob ein Impfstoff einen Schutz vor zukünftigen Varianten bietet oder nicht. „Die Befragten gehen davon aus, dass sie sich ohnehin jedes Jahr einmal impfen lassen werden – ähnlich wie bei der Grippe“, sagte Ziebarth.

Deswegen sieht er auch keinen grundlegenden Unterschied, ob sich die Leute nun für eine erste Auffrischimpfung wie vor einem Jahr oder eine zweite Auffrischimpfung wie in diesem Jahr entscheiden müssen. Zwar gibt es Unterschiede, etwa bei der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, die nur Menschen ab 70 und Risikopatienten einen zweiten Booster empfiehlt. „Aber die Faktoren, die die Entscheidung beeinflussen, bleiben bestehen: Hersteller, Effektivität und finanzieller Anreiz“, sagte Ziebarth.

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Politik

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