Nov 20, 2022
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Energieversorgung: Blackout im Winter: Bundesamt rechnet mit Stromausfällen – Grüne warnen vor Panikmache

Written by Dietmar Neuerer


Tiesler sagte der „Welt am Sonntag“: „Wir müssen davon ausgehen, dass es im Winter Blackouts geben wird.“ Damit meine er eine regional und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung, betonte der Behördenchef.

Die Ursache sei dann nicht nur Energieknappheit, sondern auch das „gezielte, zeitweise Abschalten der Netze“ durch die Betreiber, um die Netze zu schützen und die Gesamtversorgung nicht zu gefährden. Das Risiko dafür steige ab Januar und Februar, sagte der Katastrophenschützer weiter. Von da an könne es „stellenweise für eine gewisse Zeit“ zu Unterbrechungen der Stromversorgung kommen.

Die Grünen widersprachen der Warnung des obersten Katastrophenschützers. „Für den Fall, dass es regional zu zeitlich begrenzten Stromausfällen kommt, müssen wir dem mit entsprechender Vorbereitung begegnen“, sagte die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, dem Handelsblatt. „Gleichzeitig gilt es angesichts der Prognosen der Bundesnetzagentur, die nicht von erzwungenen Abschaltungen im Winter ausgeht, keine Panik zu schüren.“

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Die Netzagentur war den Einschätzungen des BBK mit dem Hinweis entgegengetreten, dass Deutschland über eines der weltweit zuverlässigsten Stromversorgungssysteme verfüge. „Es gibt zahlreiche Mechanismen und Reserven zur Stabilisierung des Stromnetzes in angespannten Situationen“, sagte ein Sprecher der Netzagentur den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Allerdings hält auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, regionale Stromausfälle im Winter für denkbar.

Stromausfälle sind in Deutschland keine Seltenheit

„Die vom Bundesamt beschriebene Situation ist gerade nicht der teilweise Blackout mit einem flächendeckenden, dauernden Stromausfall, sondern lediglich der richtige Hinweis, dass bei Energieknappheit zur Stabilisierung des Netzes vorübergehend regional und zeitlich begrenzt die Stromversorgung abgeschaltet oder begrenzt werden muss“, sagte Landsberg dem Handelsblatt.

>> Lesen Sie auch: Was wirklich bei einem Blackout passieren kann

Stromausfälle sind in Deutschland keine Seltenheit. Laut der Bundesnetzagentur haben sie im Jahr 2020 bundesweit sogar zugenommen. Die Folgen waren jedoch überschaubar. Bezogen auf den einzelnen Kunden bedeuteten die Blackouts im Schnitt 10,73 Minuten lang keinen Strom, wohlgemerkt im ganzen Jahr. Dies war die bisher geringste Ausfallzeit seit der ersten Erhebung durch die Behörde 2006.

Dass in diesem Jahr eine größere Stromausfall-Gefahr besteht als sonst, glauben Experten, wie der Leiter des Instituts für Energiesysteme an der TU Dortmund, Christian Rehtanz, eher nicht. „Das Stromsystem wird in der Spitze durch Gaskraftwerke abgesichert, um die benötigte Leistung zu decken“, sagte Rehtanz. „Aufgrund der immensen Wichtigkeit des Stromsektors wird man alles tun, um dieses lauffähig zu halten.“

Tatsächlich hat die Bundesregierung vorgesorgt. Die Laufzeiten von Kohle- und Kernkraftwerken wurden verlängert, um den Gaseinsatz zur Stromerzeugung zu verringern und größere Mengen in die Speicher zu leiten. Die Speicher sind inzwischen zu praktisch 100 Prozent gefüllt.

Hinzu kommt eine wohl günstige Wetterlage. Modellrechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erwarten für die Monate Dezember, Januar und Februar vergleichsweise milde Temperaturen. Sollte es so kommen, könnte dadurch Heizenergie eingespart werden. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sieht dennoch ein Restrisiko. Es gebe zwar dank voller Gasspeicher eine gute Ausgangslage, sagte Müller. Doch schon ein paar kalte Tage könnten ausreichen, dass der Verbrauch steige und die Speicher sich schnell leerten.

Kommunen fordern Neuausrichtung des zivilen Katastrophenschutzes

Das könnte das von BBK-Präsident Tiesler skizzierte Szenario wahrscheinlicher machen, dass es zu gesteuerten, zeitlich begrenzten Stromabschaltungen kommt. Bei solchen sogenannten Brownouts nehmen die Übertragungsnetzbetreiber einzelne Großverbraucher oder Regionen stundenweise vom Netz. Dies könne bei großer Kälte etwa am frühen Abend geschehen, wenn der Haushaltsstromverbrauch stark zunehme, erläuterte Strommarktexperte Fabian Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool.

Tiesler kritisierte in diesem Zusammenhang, dass staatliche Stellen nicht immer ausreichend für Krisenlagen wie Stromausfälle gewappnet seien. Ein Teil der Kommunen und Behörden sei „wirklich mustergültig“ aufgestellt, mit genauen Plänen und einer Sicherstellung der Stromversorgung durch Notstromaggregate vor Ort. „Andere stehen deutlich schlechter da, die sind nicht ausreichend vorbereitet.“

Kommunenchef Landsberg verlangte vor diesem Hintergrund eine Neuausrichtung und Modernisierung des zivilen Katastrophenschutzes. „Wir brauchen einen Pakt zwischen Bund, Ländern und Kommunen zur nachhaltigen Verbesserung des Katastrophenschutzes und der Einstellung auf neue Gefahrensituationen“, sagte er. „Nicht zuletzt die Flutkatastrophe im Ahrtal hat gezeigt, dass wir den Katastrophenschutz modernisieren und verstärken müssen.“

Dazu gehört aus Sicht Landsbergs eine bessere Vorsorge, etwa durch Notstromaggregate, eine nationale Notstromreserve sowie die Vorhaltung von lebensnotwendigen Medikamenten. Auch die Bevölkerung sei gefordert und sollte ein gewisse Menge an Wasser und Lebensmitteln sowie batteriebetriebenen Kommunikationsmitteln vorhalten.

Landsberg betonte: „Es geht nicht um Panikmache, sondern um die notwendigen Konsequenzen aus den letzten Katastrophen und auch um das Bewusstsein, dass zur politischen Zeitenwende leider auch die Vorbereitung auf mögliche Krisensituationen gehört.“

Mehr: Wie sich Banken auf einen möglichen Blackout bei der Stromversorgung vorbereiten



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Politik

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