Nov 22, 2022
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Beschäftigung: Mehr Frauen, mehr Ältere, mehr Einwanderer: Wie sich der Fachkräftemangel eindämmen lässt

Written by Frank Specht


Personalwerbung auf einem Krankentransportwagen

Ohne Zuwanderung und höhere Erwerbsquoten wird das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland bis 2035 um sieben Millionen Personen sinken.


(Foto: imago images/Ralph Peters)

Berlin Ab Mitte des Jahrzehnts gehen die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge in den Ruhestand. Ohne Zuwanderung und steigende Erwerbsquoten würde die Demografie die Zahl der Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, bis zum Jahr 2035 um mehr als sieben Millionen sinken lassen, zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Doch die Autoren um IAB-Forscher Enzo Weber machen auch Vorschläge, wie sich gegensteuern ließe:

Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen

Die Erwerbsquote von Frauen ist in den zurückliegenden Jahren zwar deutlich gestiegen. Sie liegt bei den mittleren Jahrgängen der 30- bis 59-Jährigen mit 85 bis 90 Prozent aber immer noch leicht unter jener der Männer mit mehr als 90 Prozent. Potenzial ließe sich vor allem bei Frauen ohne deutschen Pass heben, deren Erwerbsquote um bis zu 20 Prozentpunkte unter der von deutschen Frauen liegt.

Erwerbsbeteiligung Älterer erhöhen

Nach der IAB-Analyse liegen die Erwerbsquoten der 60- bis 64-Jährigen noch immer bis zu 20 Prozentpunkte unter jener der 55- bis 59-Jährigen. Hier ist in der Vergangenheit aber schon viel Potenzial gehoben worden. Vor 20 Jahren lag der Abstand noch bei bis zu 40 Prozentpunkten. Und durch die Rente mit 67 dürfte die Erwerbsbeteiligung Älterer weiter zu nehmen, erwarten die Forscher.

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Das IAB zeigt drei Szenarien und ihre möglichen Effekte auf das Erwerbspersonenpotenzial auf:

  • Die Erwerbsquote von 15 bis 59 Jahre alten ausländischen Frauen steigt auf das Niveau deutscher Frauen im gleichen Alter.
  • Deutsche Frauen im Alter von 30 bis 59 Jahren kommen auf die gleiche Erwerbsquote wie Männer.
  • Die Erwerbsquoten der 60- bis 64-Jährigen sowie der 65- bis 69-Jährigen steigen jeweils auf das Niveau der Altersgruppe darunter.

Zusammengenommen würden diese Szenarien dazu führen, dass im Jahr 2035 rund 3,4 Millionen zusätzliche Erwerbspersonen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stünden, die demografische Schrumpfung würde also um etwa die Hälfte reduziert.

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Zuwanderung und Bleibebereitschaft erhöhen

Wandern jährlich 100.000 Personen mehr ein als aus, würde sich das Arbeitskräftepotenzial bis 2035 nach den IAB-Berechnungen um 1,5 Millionen Personen erhöhen – wenn die Alters- und Geschlechtsstruktur der Zuwanderer dem Durchschnitt der zurückliegenden zehn Jahre entspricht.

Im zurückliegenden Jahr lag der Wanderungssaldo bei 330.000 Personen. Würde er jedes Jahr gehalten, stünden dem Arbeitsmarkt im Jahr 2035 rund 3,7 Millionen Personen zusätzlich zur Verfügung. Dies ist allerdings ehrgeizig.

Denn unterstellt man, dass die Abwanderungsquote der ausländischen Bevölkerung jährlich bei 9,1 Prozent liegt – so wie im Durchschnitt der 2010er-Jahre –, müsste die Bruttozuwanderung von aktuell 1,14 Millionen Ausländern bis 2035 auf 1,64 Millionen steigen, wenn unter dem Strich jedes Jahr der letztjährige Wanderungssaldo von knapp 330.000 Personen erreicht werden soll.

Da aber viele der Hauptherkunftsländer in Mittel- und Osteuropa inzwischen selbst mit demografischen Problemen kämpfen und die Zuwanderung deshalb wahrscheinlich zurückginge, müsse mehr dafür getan werden, einmal eingewanderte Personen auch zum Bleiben zu bewegen, schreiben die IAB-Forscher.

Arbeitslose eingliedern

Von Vollbeschäftigung sprechen Arbeitsmarktexperten, wenn eine Arbeitslosenquote von zwei bis drei Prozent erreicht ist. Im Oktober lag die Quote bei 5,3 Prozent.

Sollte es gelingen, sie durch eine bessere Förderung und Integration von Arbeitslosen bis 2035 auf 2,5 Prozent zu senken, stünden dem Arbeitsmarkt 1,3 Millionen Personen zusätzlich zur Verfügung.

Arbeitszeitwünsche erfüllen

Rein theoretisch könnte die drohende Arbeitskräftelücke um knapp 1,4 Millionen Beschäftigte reduziert werden, wenn sich bestehende Arbeitszeitwünsche realisieren ließen. Etwa vier von zehn Beschäftigten arbeiten in Teilzeit. Von ihnen gaben bei den Männern zwölf Prozent und bei den Frauen acht Prozent an, dies unfreiwillig zu tun. Auch viele Minijobber würden gern mehr arbeiten.

Allerdings werden sich diese Potenziale kaum gänzlich heben lassen, weil Arbeitsangebot und -bedarf hinsichtlich Qualifikation, Wohnort oder Beruf nicht immer zusammenpassen.

Mehr: IW-Studie: Deutschland muss mehr ausländische Studierende anwerben und ihnen Perspektiven bieten



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Politik

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