Jan 12, 2023
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Ukraine-Krieg: Russlands neuer Kommandeur für die Ukraine: Wer ist Waleri Gerassimow?

Written by Mareike Müller

Riga Waleri Gerassimow ist seit Mittwoch neuer Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine. Der 67-jährige Generalstabschef der russischen Streitkräfte wurde vom russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu ernannt, er folgt damit auf den Luftwaffengeneral Sergej Surowikin, der erst seit Anfang Oktober im Amt war.

2015 ernannte Präsident Wladimir Putin Gerassimow zum Chef des Generalstabs der russischen Streitkräfte. Er gilt als einer der Mitentwickler der Planung des groß angelegten russischen Angriffs auf die Ukraine. Auch im Westen ist Gerassimow daher kein Unbekannter: Wegen Russlands Vorgehen gegen die Ukraine seit 2014 steht er seit Jahren auf verschiedenen Sanktionslisten, unter anderem der der Europäischen Union.

Sein Vorgänger Surowikin, der erst seit Oktober im Amt war, wird künftig als einer der drei Stellvertreter Gerassimows agieren. Beobachter stufen das als Herabstufung ein. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte zur Begründung hingegen, der Schritt sei eine Reaktion auf eine Erweiterung des Umfangs der sogenannten „Spezialoperation“, wie der Krieg in Russland von offizieller Seite genannt wird. Außerdem verwies das Ministerium auf die „Notwendigkeit, „eine engere Interaktion zwischen den Truppen zu organisieren“.

Surowikin, der in russischen Medien wegen seines skrupellosen Vorgehens auch gegen zivile Ziele den Spitznamen „General Armageddon“ trägt, hatte die Bombardierung der Energieinfrastruktur der Ukraine befohlen. Millionen Menschen in dem Land sind seither von Stromausfällen betroffen. Er hatte außerdem den Rückzug der russischen Truppen im November aus Cherson angeordnet, was einen militärischen Rückschlag für Moskau bedeutete.

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Gerassimow ist nunmehr der vierte Kommandant und zugleich der dienstälteste Oberbefehlshaber seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine, den das russische Militär am 24. Februar 2022 begann.

Russisches Militär in Bedrängnis

Die schnelle Ablösung seines Vorgängers verdeutlicht für viele Experten die Hoffnung, die der Kreml in Gerassimow steckt. Ursprünglich hatte der Kreml erwartet, den Krieg gegen die Ukraine in wenigen Wochen zu gewinnen. Die Entscheidung für Gerassimow gilt als Versuch von Kremlchef Wladimir Putin, das Ansehen der zuletzt wegen zahlreicher Niederlagen in dem Krieg in die Kritik geratenen Militärführung des Landes wieder zu stärken.

>> Lesen Sie hier: Schlacht um Soledar – Wiederholt Russland den Fehler aus dem Sommer?

Zugleich könnte die Entscheidung auch für Gerassimow selbst eine Art Degradierung oder zumindest eine Bürde darstellen, schreibt der britische Historiker und Russlandanalyst Mark Galeotti auf Twitter. Der Generalstabschef sei nun persönlich verantwortlich für die gesamte Operation – und damit auch für Putins unrealistische Erwartungen, so Galeotti.

Fast elf Monate nach Beginn des Angriffs spricht vieles dafür, dass der Kremlchef nach den vielen Rückschlägen der russischen Armee unzufrieden ist und sich in jüngster Zeit schnellere Erfolge erwartet hätte.

Stattdessen bringt die ukrainische Gegenoffensive die russische Armee seit Monaten vielerorts in Bedrängnis. Aktuell sind die russischen Streitkräfte in intensive Kämpfe um die Stadt Soledar im Osten der Ukraine verwickelt. Die Söldner der Wagner-Gruppe meldeten die Einnahme der Stadt, das ukrainische Verteidigungsministerium hingegen sagte, dass die russischen Streitkräfte beim Versuch der Eroberung der Stadt „kolossale Verluste“ erlitten hätten.

Kampf um Soledar

Mit Raketenwerfern bekämpfen die ukrainischen Truppen die russischen Angreifer.



(Foto: dpa)

Die relativen Erfolge der Wagner-Gruppe sowie Truppen unter tschetschenischer Führung hatten immer wieder dafür gesorgt, dass russische Militärblogger und -beobachter Generalstabschef Gerassimow für den allgemeinen Zustand der Armee kritisierten.

Schon seit Langem gibt es innerhalb Russlands Kritik am Vorgehen der russischen Armee, die auch vielen pro-russischen Kriegsbefürwortern zufolge nicht effektiv genug geführt wird. Außerdem stellten auch Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, und Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow die Fähigkeiten der Militärführung immer wieder in Frage. Beide stellen Russland Truppen für den Kampf in der Ukraine.

Laut Evgeny Buzhinsky, pensionierter russischer General und Verteidigungsanalyst aus Moskau, ist Gerassimows neue Rolle auch eine Warnung an den Tschetschenenführer und den Wagner-Chef, ihre Position in Hierarchie zu respektieren. „Kadyrow und Prigoschin sind angesehene Menschen, sie tragen viel bei, aber sie sollten nicht über den Verlauf dieser Operation entscheiden“, sagte Buzhinsky der Nachrichtenagentur Bloomberg. So könnte die Ernennung Gerassimows auch als Zeichen an Prigoschin und Kadyrow gewertet werden.

Der Außenpolitikexperte Dmitri Trenin sieht in der Personalentscheidung allerdings Grund zur Annahme, dass Russland den Krieg gegen die Ukraine intensivieren könnte. „Der Umfang der Operation könnte noch über das hinausgehen, was wir heute sehen“, sagte der ehemaliger Direktor der russischen Denkfabrik Carnegie Moscow Centers dem TV-Sender Al Jazeera. „Die Eskalation des Krieges hält an“.

Gerassimov, der als schweigsam gilt, stammt aus der Millionenstadt Kasan, die etwa 700 Kilometer östlich von Moskau liegt. In der Öffentlichkeit tritt er nur sehr selten auf.

Mehr: Kämpfe um ostukrainische Städte spitzen sich zu





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