Jan 24, 2023
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Forschung und Entwicklung: So unsicher wie seit 30 Jahren nicht – Krisen hemmen Innovationsausgaben

Written by Teresa Stiens


Digitalisierte Qualitätskontrolle von Getriebeplatten

Laut Studie seien es derzeit schwierige Zeiten für disruptive, also bestehende Strukturen und ganze Märkte radikal verändernde, Erfindungen.


(Foto: Elrnig Klinger)

Berlin Innovationsausgaben sind eine Wette auf die Zukunft. Wie diese jedoch aussehen wird, scheint für viele Unternehmen derzeit so unsicher wie lange nicht mehr. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die dem Handelsblatt vorliegt.

Die Erhebung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), des Fraunhofer Instituts und des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft in Bonn zeichnet zunächst ein positives Bild. Die aktuellsten Daten liegen für das Jahr 2021 vor. Demnach sind die Innovationsausgaben nach dem Pandemiejahr 2020 wieder deutlich um 4,7 Prozent auf 178,6 Milliarden Euro gestiegen. Das Niveau aus dem Jahr 2019 wurde allerdings nur knapp übertroffen.

Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger sagt deshalb: „Es ist eine gute Nachricht, dass die Unternehmen bei den Innovationsausgaben im zweiten Pandemiejahr stark aufgeholt haben und sogar mehr in Innovationen investiert haben als noch im Jahr vor der Pandemie.“

Zeit für eine echte Erholung von den konjunkturellen Folgen der Pandemie blieb allerdings kaum. Denn die deutsche Wirtschaft hat es in kurzer Zeit mit mehreren schweren aufeinanderfolgenden Krisen zu tun, die kaum vorhersehbar waren. Auf Corona folgte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundene Energiekrise. Viele Unternehmen sind enorm verunsichert.

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Für 2022 und 2023 gibt es bisher nur Prognosen, doch diese sehen düster aus. Für 2022 rechneten die Unternehmen nur mit einem ganz leichten Anstieg der Ausgaben von 1,1 Prozent, als sie im Vorjahr zu ihren Investitionsabsichten befragt wurden. Inflationsbereinigt erwarteten sie damit einen Rückgang der Innovationskraft. Für dieses Jahr plant die Wirtschaft sogar insgesamt mit weniger Ausgaben. Im Vergleich zu den Erwartungen für 2022 sollen sie um 0,3 Prozent sinken. Aufgrund der unsicheren Lage gelten diese Prognosen allerdings nur als „grobe Richtwerte“.

Eine neue Art der Krisen

Christian Rammer, Projektleiter im Forschungsbereich Innovationsökonomik des ZEW und Mitautor der Studie, sagte: „Das ist eine Situation, wie wir sie seit Beginn der Erhebungen vor 30 Jahren noch nie hatten.“

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Viele der Befragten wollten wegen der unsicheren Aussichten gar keine Schätzungen abgeben, wie viel ihr Unternehmen in Zukunft in Innovationen investieren möchte. Seit 1993 erhebt das ZEW die Innovationsausgaben der deutschen Wirtschaft. In diesem Jahr haben rund 16.000 Unternehmen an der Erhebung teilgenommen.

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Die deutlichen Krisenauswirkungen sind schwer einzuberechnen. „Eine plötzliche Verdreifachung der Energiepreise in mögliche Szenarien einzubeziehen, wie sie einige erlebt haben, macht für Unternehmen keinen Sinn“, gibt Rammer zu bedenken.

Es gibt auch Aspekte, die Mut machen. Die Zahl der Unternehmen, die kontinuierlich selbst Forschung und Entwicklung betreiben und dabei Innovationen hervorbringen, ist um knapp acht Prozent auf 42.000 angestiegen. Der höchste Wert seit Beginn der Innovationserhebung.

Innovationstreiber kleine und mittlere Unternehmen

Die Chemie- und Pharmaindustrie, die Elektroindustrie und der Maschinenbau führen die Branchen mit der höchsten Forschungs- und Entwicklungstätigkeit an. In der Werbebranche, aber auch dem Großhandel finden sich deutlich weniger Unternehmen, die selbst forschen.

Bundesbildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP)

Innovationen sind laut Stark-Watzinger wichtig für den Standort Deutschland.


(Foto: ddp/FlashPic)

Als Innovationstreiber gelten der Studie zufolge eher kleine und mittlere Unternehmen, die ihre Ausgaben um neun Prozent steigern konnten. Bei den Großunternehmen lag der Zuwachs im Vergleich zu 2020 nur bei 3,9 Prozent. Die Anzahl der Unternehmen, die 2021 Marktneuheiten eingeführt haben, ging im Vergleich zu 2020 um acht Prozent zurück.

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Gleichzeitig stieg der Anteil der Prozessinnovationen, die vor allem Kosten reduzieren sollen. Sie sind beliebter als disruptive Neuheiten, deren finanzieller Erfolg nicht direkt absehbar ist.

Allzu weit sollten die Unternehmen ihre Innovationstätigkeit nicht herunterfahren. Denn dadurch könnten die nötigen Fachkräfte wechseln oder abwandern. Dann dürfte es auf lange Sicht schwierig werden, den Bereich Forschung und Entwicklung schnell wieder hochzufahren.

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Politik

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