Jan 27, 2023
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Gewerkschaften : Machtkampf bei der IG Metall: Zwei Aspiranten wollen den Chefposten

Written by Frank Specht

Berlin Bei der IG Metall steht in diesem Jahr der Generationswechsel an: Auf dem Gewerkschaftstag im Oktober soll über die Nachfolge des Ersten Vorsitzenden Jörg Hofmann entschieden werden. Allerdings gibt es zwei Aspiranten für den Job.

Und die Gewerkschaftsspitze ist momentan sichtlich bemüht, im Herbst einen Showdown zwischen beiden zu vermeiden. Bis März verschaffe sich der Vorstand ein Meinungsbild, und vor der Sommerpause werde er dann einen Personalvorschlag machen, sagte Hofmann am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz.

Traditionell ist es bei der IG Metall so, dass der Zweite Vorsitzende irgendwann den Ersten beerbt. Danach würde mit Christiane Benner nun erstmals eine Frau an die Spitze der größten Gewerkschaft der freien Welt rücken. Die 53-Jährige verantwortet die Organisations- und Mitbestimmungspolitik und kümmert sich um die Zielgruppenarbeit, hat aber keine Erfahrung in der Tarifpolitik.

Anders als Roman Zitzelsberger. Der 56-jährige Bezirksleiter in Baden-Württemberg hatte vergangenen November den Pilotabschluss für die 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie ausgehandelt.

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IG-Metall-Chef Hofmann machte am Donnerstag deutlich, worauf es ihm besonders ankommt: „Tarifpolitik ist und bleibt der Markenkern von Gewerkschaften – und daran werden wir letztlich auch gemessen.“ Gleichzeitig lobte er auch die erfolgreiche Betriebsratsarbeit, die der Gewerkschaft viele neue Mitglieder beschert habe – und dafür ist Benner verantwortlich.

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Erwogen wird nun, im Rahmen der ohnehin geplanten Organisationsreform eine gleichberechtigte Doppelspitze einzuführen. Dazu müssten die Delegierten des Gewerkschaftstags im Herbst aber mit Zweidrittelmehrheit eine Satzungsänderung beschließen.

Ob diese zustande kommt, ist aber unklar. Denn Kritiker fragen, warum ausgerechnet jetzt die Satzung geändert werden soll, wenn erstmals eine Frau die Chance hat, an die Spitze zu rücken. Diese Frage werde im Übrigen nicht nur von weiblichen Mitgliedern gestellt, sagte Benner am Donnerstag.

Noch-Gewerkschaftschef Hofmann wich am Donnerstag Fragen aus, ob er sich eine Doppelspitze vorstellen könne: Es liege an den beiden Personen im künftigen Führungsduo, wie sie ihre Rolle interpretierten.

Eine Frau an die Spitze?

In vertraulicher Runde zeigte Benner bisher wenig Bereitschaft, zugunsten von Zitzelsberger zurückzustecken. Im Mai vergangenen Jahres hätte sie neue Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) werden können, wenn sie denn gewollt hätte. Sie entschied sich aber, ihre Karrierepläne bei der IG Metall weiterzuverfolgen.

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Am Donnerstag sagte sie nur, man müsse über eine moderne Teamstruktur nachdenken und schauen, welches Führungsmodell der Gewerkschaft guttue. Wenn sie sich eine Doppelspitze bei der IG Metall nicht vorstellen könne, würde sie nicht dafür werben. Im Jahr 2003 hatte es schon einmal einen Machtkampf zwischen Jürgen Peters und Berthold Huber um die Nachfolge von Gewerkschaftschef Klaus Zwickel gegeben.

Für reichlich Ärger hinter den Kulissen sorgt auch die geplante Verkleinerung des geschäftsführenden Vorstands der Gewerkschaft von sieben auf fünf Mitglieder. Dies könne helfen, „das eine oder andere Silodenken aufzubrechen“ und die Teamarbeit zu fördern – auch an der Spitze , sagte Hofmann.

Bisher bildet der siebenköpfige Vorstand die Spannbreite der Gewerkschaft von einem sehr weit links stehenden Flügel um den Sozialexperten Hans-Jürgen Urban bis hin zum pragmatischeren Flügel ab. Die Vorstandsverkleinerung würde auch dem Ziel Rechnung tragen, die IG Metall stärker „vom Betrieb her zu denken“, also vor allem die Arbeit in den Geschäftsstellen und Betrieben zu intensivieren.

Mitgliederverlust geht weiter

Was ihre Größe angeht, ist die mächtigste deutsche Gewerkschaft auch 2022 weiter geschrumpft. Ende des Jahres zählte die IG Metall knapp 2,15 Millionen Mitglieder – ein Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Allerdings habe die Tarifrunde in der Metall und Elektroindustrie, die den Beschäftigten am Ende eine zweistufige Tariferhöhung um insgesamt 8,5 Prozent plus 3000 Euro Inflationsausgleichsprämie bescherte, bei den Mitgliederzahlen zu einer „grandiosen Aufholjagd“ in der zweiten Jahreshälfte geführt, sagte Hofmann. So seien die 117.000 Neuaufnahmen im vergangenen Jahr insgesamt „ein schöner Erfolg“. Das ist der größte Zuwachs seit 2018.

Durch Mitgliedsbeiträge nahm die IG Metall 596 Millionen Euro ein, vier Millionen Euro mehr als im Jahr 2021. Von dem Geld flossen 215 Millionen Euro in die Geschäftsstellen. Traditionell legt die IG Metall 15 Prozent der Einnahmen zurück, um beispielsweise für Streiks gewappnet zu sein.

Kein Arbeitskampf werde am Geld scheitern, sagte Vorstandsmitglied und Hauptkassierer Jürgen Kerner. Der 54 Jahre alte Bayer dürfte im Herbst auf seinem Posten bestätigt werden, wenn er nicht am Ende sogar als lachender Dritter aus einem ungelösten Streit zwischen Benner und Zitzelsberger hervorgeht.

Kerner kündigte für den 9. März einen „Aktionstag Industriestrompreis“ in der Stahlindustrie an. In den energieintensiven Industrien gefährdeten die hohen Energiepreise massenhaft Arbeitsplätze: „Deutschland muss schnell eine Industriestrompreisbremse einführen.“

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Politik

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