Mar 23, 2023
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EU-Gipfel: Scholz will sich aus Streit um Verbrenner und E-Fuels raushalten

Written by Christoph Herwartz


Kanzler Olaf Scholz (SPD) in Brüssel

Im Gegensatz zu den anderen EU-Staats- und Regierungschefs hält sich Scholz bewusst aus dem Verbrenner-Streit heraus.


(Foto: AP)

Brüssel Bundeskanzler Olaf Scholz will sich offenbar nicht in den Verbrenner-Streit einmischen. Zum Auftakt des EU-Gipfels in Brüssel äußerte er sich maximal distanziert: „Wenn ich die Gespräche zwischen der Kommission und der Bundesregierung richtig verstehe, was den zuständigen Kommissar und den zuständigen Minister betrifft, ist das alles auf gutem Weg“, sagte Scholz.

Gemeint sind der Vizepräsident der EU-Kommission Frans Timmermans und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), deren Büros derzeit die Details aushandeln, wie nach 2035 Autos mit Verbrennungsmotoren zugelassen werden sollen. Dabei soll das Gesetz nicht angetastet werden, das zum Ziel hatte, dass die letzten Diesel- und Benzin-Pkw 2034 verkauft werden.

Mehrere Seiten erhöhen derzeit den Druck auf Scholz, die Sache zu klären. So sagte Lettlands Premierminister Krisjanis Karins, die gesamte Architektur der europäischen Entscheidungsfindung würde auseinanderfallen, wenn sich alle so verhielten wie Deutschland.

Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Britta Hasselmann, forderte von Scholz eine klare Position auf dem EU-Gipfel. Er müsse klarmachen, dass auf Deutschland Verlass sei. Ihre Kollegin im Europaparlament, Terry Reintke, sagte: „Es wird immer schwieriger, unseren europäischen Partnerinnen und Partnern zu erklären, warum Bundeskanzler Scholz in dieser Frage keine Führung zeigt.“

Die FDP hatte vor gut drei Wochen überraschend die rechtskräftige Einigung auf das Gesetz zum Verbrenner-Aus blockiert, obwohl sie in der Bundesregierung mehrfach entsprechende Beschlüsse mitgetragen hatte. Die plötzliche Wende Deutschlands war in der EU-Kommission, bei Parlamentariern und Vertretern anderer EU-Regierungen auf Unverständnis gestoßen, da die Verhandlungen über das Gesetz längst abgeschlossen waren.

Österreichs Kanzler an der Seite der FDP

Scholz schloss sich in Brüssel klar der Argumentationslinie der FDP an: Es habe bei den Verhandlungen eine Zusage der EU-Kommission für eine Regelung gegeben, nach der reine E-Fuels-Fahrzeuge auch nach 2035 zugelassen werden können. Nun gehe es nur darum, wie diese Zusage pragmatisch umgesetzt werde. Unterstützung bekam er von Österreichs Kanzler Karl Nehammer.

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Andere lesen die Zusage so, dass es allein um Spezialfahrzeuge wie Krankenwagen geht. Mittlerweile hat die Kommission aber Vorschläge gemacht, die eine Lücke für alle Fahrzeuge schaffen sollen, die ausschließlich mit E-Fuels gefahren werden können.

E-Fuels sind Kraftstoffe, die in der Regel aus Wasserstoff und CO2 hergestellt werden. Ihre Produktion verbraucht viel Strom. Wenn dieser aus erneuerbaren Quellen kommt, sind sie klimaneutral.

Ohne Deutschland kommt auf EU-Ebene keine ausreichende Mehrheit für das Verbrenner-Aus zustande, weil mindestens Polen, Bulgarien und Italien dagegen sind. Eigentlich ist das Verbrenner-Aus nicht auf der Tagesordnung des Gipfels. Er hoffe dennoch, dass es am Rande des Treffens oder bald danach eine Einigung gebe, sagte der Ministerpräsident der Niederlande, Mark Rutte.

Laut der Präsidentin der EU-Parlaments, Roberta Metsola, ist die Verzögerung geeignet, das Vertrauen in der EU und in ihren Gesetzgebungsprozess zu beschädigen.

Macron will Atomkraft-Unterstützung

Aus Paris hieß es vor dem Treffen, Präsident Emmanuel Macron werde in Brüssel das Verbrenner-Aus verteidigen. Macron selbst steht unter Druck, einen Erfolg nach Hause zu bringen. Groß angelegte Streiks gegen seine Rentenreform legten tagelang das Land lahm.

Ihm geht es darum, den Widerstand gegen die Atomkraft zu brechen und damit bessere Förderbedingungen zu erreichen, obwohl auch dieses Thema nicht offiziell auf der Agenda ist. Frankreich will seine Kraftwerke modernisieren und ergänzen. Französische Atomkonzerne bieten außerdem in anderen EU-Ländern ihre Dienste an.

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Zuletzt gab es für die Technologie auf EU-Ebene aber einen Rückschlag: Die EU-Kommission führte Atomkraft nicht als förderfähige Technologie auf, als sie ihren Vorschlag für einen „Net Zero Industry Act“ vorlegte. Viele Milliarden sollen in den kommenden Jahren in Wind, Sonne, Batterien und Wasserstoff fließen – nicht aber in Atomkraft.

Die Mitgliedstaaten können genauso wie das Parlament Änderungen vornehmen. Und Frankreich wird viel dafür tun, dass Atomkraft in die Liste aufgenommen wird.

Mehr: Darum geht es im Streit um die E-Fuels



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