May 5, 2023
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Literatur statt Politik: Frankreich übt Kritik am neuen Roman von Finanzminister Le Maire

Written by Tanja Kuchenbecker


Bruno Le Maire

Der französische Wirtschafts- und Finanzminister hat bereits 13 Bücher veröffentlicht.


(Foto: Reuters)

Paris Frankreichs Finanz- und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat seinen zweiten Roman veröffentlicht – das Land fragt sich derweil, ob er nicht stattdessen mehr Zeit für die politische Arbeit nutzen sollte.

Das Buch „Fugue américaine“ (Deutsch: „Amerikanische Fuge“ oder „Flucht“) ist Le Maires fünftes Werk seit seinem Amtsantritt 2017, 13 Bücher hat er insgesamt geschrieben. In Frankreich hagelt es von allen Seiten Kritik daran, dass er so viel Zeit für sein literarisches Schaffen aufwendet, statt sich um die Staatsverschuldung oder um die Rentenreformkrise zu kümmern. Außerdem sind einige Stellen in dem Buch über den legendären Pianisten Vladimir Horowitz, der die Sowjetunion verließ und über Stationen in Deutschland und Frankreich in die USA emigrierte, sehr erotisch. Das bringt Le Maire zusätzliche negative Kommentare ein.

Eigentlich haben Präsident Emmanuel Macron und Frankreichs Regierung derzeit genug damit zu tun, in der Krise um die Rentenreform wieder für ein besseres Image ihrer selbst zu sorgen. Mit Themen aus den Bereichen Landwirtschaft, Schulen oder Umwelt reisen die Minister und Macron durchs Land.

Da kommt der neue Roman von Le Maire äußerst ungelegen – zumal er ihn just zu dem Zeitpunkt veröffentlicht hat, als die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit Frankreichs von „AA“ auf „AA-“ herabstufte. Le Maire spricht währenddessen über seine „Faszination“ für den Pianisten und seine Liebe für klassische Musik.

Oppositionspolitiker spotten über den schreibenden Politiker. Vertreter der linken Opposition bezeichnen ihn als geringschätzend. Die Tageszeitung „Libération“ berichtete, dass Le Maire seit Beginn seiner Amtszeit 1312 Seiten verfasst hat, mehr als der französische Schriftsteller Michel Houellebecq.

Le Maire verteidigt sich

Wie findet er dafür Zeit? Der Minister verteidigt sich und sein Buch: Darin steckten zehn Jahre Arbeit, er habe im Urlaub und am Wochenende geschrieben oder er sei um fünf Uhr morgens aufgestanden. Für ihn sei das Schreiben ein Ausgleich zum Job als Minister, wie andere gärtnerten oder Sport trieben – sein Hobby.

Dafür äußern französische Medien Verständnis, allerdings nicht für seinen Schreibstil. Viel besprochen werden dabei zehn Zeilen aus dem 480 Seiten langen Buch, ein erotisches Zitat. Da heißt es unter anderem, „Ich bin gedehnt wie nie“, wie eine Frau zu einem der Protagonisten sagt. Geradezu pornografisch sei das, machen sich viele in den sozialen Netzwerken lustig.

Dabei hat der Autor Le Maire Literatur studiert und Frankreichs Eliteschulen besucht. Nicht zum ersten Mal hat er allerdings eines seiner Werke mit erotischen Passagen versehen, das war auch schon im Buch „Le ministre“ (Deutsch: „Der Minister“) von 2004 der Fall. Aus der Regierung bekommt Le Maire etwas zögerlich Unterstützung. Arbeitsminister Olivier Dussopt sagte peinlich berührt auf die Frage nach dem Roman, er finde gut, dass hinter Ministeranzügen Gefühle steckten.

In Frankreich heißt es seit Längerem, dass Le Maire Ambitionen auf das höchste Amt im Staat hat. Respekt für eine Präsidentschaftskandidatur hat er sich damit womöglich nicht verschafft.

Mehr: Gewerkschaften hoffen auf Verhandlungen über Rentenreform



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