Jul 11, 2023
44 Views
Comments Off on Nato-Gipfel: Nur acht Nato-Länder erfüllen das Zwei-Prozent-Ziel
0 0

Nato-Gipfel: Nur acht Nato-Länder erfüllen das Zwei-Prozent-Ziel

Written by Ben Mendelson


Die 31 Nato-Mitgliedstaaten haben viel zu besprechen auf dem Gipfeltreffen am 11. und 12. Juli in Litauens Hauptstadt Vilnius. Im Vordergrund dürften der Ukrainekrieg und die militärische Unterstützung Kiews stehen, dazu kommen der Nato-Beitritt von Schweden und eine mögliche Nato-Perspektive für die Ukraine. Bei allen Fragen geht es immer auch ums Geld, insbesondere um das Zwei-Prozent-Ziel der Nato.

Medienberichten zufolge haben sich die Nato-Mitglieder im Vorfeld des Gipfels darauf verständigt, das Ziel für die nationalen Militärausgaben zu verschärfen: Alle Nato-Mitglieder sollen mittelfristig zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die eigene Armee ausgeben. Bislang besagte die Vorgabe, dass sich die Nato-Mitglieder diesem Wert bis 2024 annähern sollten.

Doch wie viele der Nato-Mitglieder haben dieses Ziel zuletzt eingehalten? Wie viele werden es laut Prognosen 2023 erreichen? Wie viele aktive Soldaten haben die Nato-Staaten? Welche Nato-Armeen sind die größten? Und welche wichtigen Waffensysteme haben Nato-Staaten zuletzt gekauft? Fragen und Antworten zum Nato-Gipfel in Vilnius.

Welche Nato-Mitglieder haben 2022 das Zwei-Prozent-Ziel erreicht?

Bislang gibt nur ein Bruchteil der Nato-Mitgliedstaaten zwei Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung für das eigene Militär aus. Im vergangenen Jahr erreichten nur acht Staaten das Zwei-Prozent-Ziel. Die folgende Grafik zeigt, wie weit einige Nato-Länder noch davon entfernt sind. Bei der BIP-Quote der Militärausgaben führen indes nicht die USA die Liste an, sondern ein europäisches Land.

Island ist eine Ausnahme, weil das Land keine eigene Armee hat. Während Frankreich fast zwei Prozent des BIP für den Verteidigungsetat ausgab, verpassten 15 EU-Mitglieder diese Zielmarke im vergangenen Jahr deutlich. Bemerkenswert ist: Die Länder, die der Nato erst später beigetreten sind, haben im Schnitt eine höhere Quote der Verteidigungsausgaben. So gaben die ost- und südosteuropäischen Länder, die der Nato 2004 beitraten, im vergangenen Jahr 1,8 Prozent ihres BIP für das Militär aus. Unter den Gründungsmitgliedern (ohne Island) lag diese Quote bei gut 1,6 Prozent.

Wie viele Nato-Mitglieder werden 2023 das Zwei-Prozent-Ziel einhalten?

Laut aktuellen Prognosen der Nato werden die meisten Nato-Mitglieder den Anteil ihrer Verteidigungsausgaben am BIP 2023 erhöhen. Das größte Wachstum prognostiziert die Nato für Polen, das mit einer Quote von 3,9 Prozent prozentual die höchsten Militärausgaben innerhalb der Nato hätte. Drei weitere Länder könnten im laufenden Jahr das Zwei-Prozent-Ziel erreichen: die Slowakei, Finnland und Rumänien.

Deutschland wird 2023 laut Nato-Prognose seine Verteidigungsausgaben auf 1,59 Prozent des BIP erhöhen. Mit sinkenden Quoten der Militäretats rechnet die Nato bei Belgien, der Türkei, Italien, Kroatien, Großbritannien und Griechenland.

Wie viele aktive Soldaten haben die Nato-Staaten?

Insgesamt haben die Nato-Mitglieder laut der laufend aktualisierten Datenbank Global Firepower fast 3,4 Millionen aktive Soldaten. Davon entfallen fast 1,4 Millionen Soldaten auf die USA. Außer den US-Streitkräften gibt es nur acht Nato-Armeen mit mehr als 100.000 Soldaten.

Grafik

Nicht abgebildet sind die kleineren Armeen europäischer Nato-Staaten. Zum Größenvergleich: Die Niederlande (35.000 Soldaten), Portugal (27.000), Belgien (26.000), Tschechien (26.000), Bulgarien (25.000), Finnland (24.000), Norwegen und Ungarn (je 23.000) haben zusammengerechnet weniger als halb so viele Soldaten wie die Türkei. Die wenigsten Soldaten haben Estland (4000), Montenegro (2500) und Luxemburg (1000).

>> Lesen Sie auch: Das aktuelle Ranking der größten Armeen der Welt nach Militärausgaben und Anzahl der Soldaten

Welche Waffensysteme haben Nato-Staaten 2023 gekauft?

Angesichts der Bedrohung durch Russland und der militärischen Unterstützung der Ukraine haben Nato-Mitglieder in den vergangenen anderthalb Jahren zahlreiche Waffensysteme (nach-)gekauft. Allein die deutsche Bundeswehr meldete seit Juni 2022 geplante Anschaffungen im Wert von mindestens 22,7 Milliarden Euro. Dazu zählten 35 US-Tarnkappen-Jets vom Typ F-35, mehr als 100 Radpanzer vom Typ Boxer, 50 neue Puma-Schützenpanzer, 18 Kampfpanzer vom Typ Leopard II sowie 60 schwere Transporthubschrauber vom Typ CH-47F Chinook.

Militärhubschrauber bei einer Nato-Übung

Viele Mitglieder der Verteidigungsallianz haben in den vergangenen Monaten neue Großbestellungen getätigt.

(Foto: AP)

Das US-Verteidigungsministerium kaufte seit Ende 2022 Waffensysteme für bis zu 45 Milliarden US-Dollar. Mit 30 Milliarden US-Dollar wurde der größte Teil dieses Budgets in 398 Kampfflugzeuge des Typs F-35 investiert. Für das französische Militär wurden 2023 unter anderem 42 Rafales-Kampfjets für rund vier Milliarden Euro gekauft, die ab 2027 geliefert werden sollen.

Die polnische Armee wird seit Ende 2022 mit insgesamt 1000 Panzern des südkoreanischen Typs K2 Black Panther beliefert. Allein die ersten 180 Panzer kosteten 3,3 Milliarden US-Dollar. Außerdem kaufte Polen 48 Kampfjets des Typs KAI FA-50 für 13,7 Milliarden US-Dollar. Die Lieferung beginnt Mitte des Jahres.

Dass viele Nato-Staaten in neue Waffensysteme investieren, liegt auch daran, dass sie die Ukraine militärisch unterstützen. Deutschland reserviert etwa zusätzliche zwölf Milliarden Euro für die militärische Unterstützung der Ukraine und hat zahlreiche Waffensysteme aus eigenen Beständen an die Ukraine abgegeben.
Mehr: USA könnten Ukraine nach Kriegsende Schutz bieten wie Israel



<< Den vollständigen Artikel: Nato-Gipfel: Nur acht Nato-Länder erfüllen das Zwei-Prozent-Ziel >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.

Article Categories:
Politik

Comments are closed.