Mar 8, 2023
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Ukraine: Was über die Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines bekannt ist

Written by pinmin


Pipeline Nord Stream 2

Die ukrainische Regierung streitet eine Beteiligung an den Explosionen an den Ostseepipelines ab.



(Foto: Reuters)

Berlin, Düsseldorf Lange Zeit war die Sprengung der Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 Ende September 2022 ein Rätsel. Jetzt hat sich eine Spur aufgetan: Nach Medienberichten sollen proukrainische Saboteure für die Zerstörung verantwortlich sein.

Schon länger gilt es als gesichert, dass die Lecks an den Pipelines durch Explosionen entstanden, dennoch blieben zahlreiche Fragen offen. Was nun bekannt ist und was nicht – ein Überblick.

Was ist bereits bekannt?

Die neuen Erkenntnisse zu den proukrainischen Saboteuren wurden am Dienstag öffentlich und gehen auf US-amerikanische Regierungsbeamte zurück. Hinweise darauf, dass die Regierung in Kiew in die Planung verwickelt war, gibt es aber nicht.

Nach einer gemeinsamen Recherche von ARD, SWR und der „Zeit“ konnten deutsche Ermittlungsbehörden eine Jacht identifizieren, die offenbar für die Geheimoperation verwendet wurde. Das Boot soll von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden sein, die zwei Ukrainern gehören soll.

Demnach bestand die Crew aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin, die den Sprengstoff zu den Tatorten transportiert und dort platziert haben sollen. Die Nationalität der Täter sei unklar.

Wie die Bundesanwaltschaft am Mittwoch bestätigte, durchsuchten Ermittler im Rahmen der Untersuchungen im Januar ein verdächtiges Schiff, das in Verbindung mit den Explosionen stehen soll. Es bestehe der Verdacht, dass das Schiff zum Transport von Sprengstoff verwendet worden sein könnte. Ob es sich um das in den Recherchen beschriebene Schiff handelt, ist unklar.

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Was ist noch unbekannt?

Nicht gesichert ist, wer die Zerstörung in Auftrag gegeben hat. Die Bundesanwaltschaft erklärte, noch keine belastbaren Aussagen zu Tätern, Motiven oder Hintergründen treffen zu können.

Was sagen die Bundesregierung und die Nato?

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) warnte am Mittwoch vor voreiligen Schlüssen. Nach Meinung von Experten könnte es sich bei der Sabotage auch um eine sogenannte False-Flag-Operation gehandelt haben, sagte er am Mittwoch in Stockholm. Damit ist gemeint, dass die Täter absichtlich falsche Spuren gelegt haben könnten, die auf andere Urheber hindeuten.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sieht ebenfalls noch Klärungsbedarf bei der Frage, wer für die Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines verantwortlich ist. Ermittlungen liefen noch. Es sei „richtig zu warten, bis diese abgeschlossen sind, bevor wir mehr darüber sagen, wer dahintersteckt“.

Wie reagiert die Ukraine?

Der Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, stritt eine Beteiligung der Ukraine entschieden ab. Die Regierung in Kiew habe nichts mit dem Anschlag in der Ostsee zu tun und keine Informationen über proukrainische Sabotage-Gruppen, twitterte er.

Im Umfeld von Geheimdiensten hieß es allerdings zuletzt, dass ohne staatliche Unterstützung ein solcher Anschlag kaum umsetzbar wäre. So ist für die Detonationen eine erhebliche Menge an Sprengstoff nötig, wie sich an den Schäden am Meeresgrund zeige.

Welche Auswirkungen haben die Entdeckungen?

Die Nato hatte kurz nach den Explosionen ein Statement veröffentlicht, in dem sie ihre „tiefe Besorgnis“ über das Geschehnis ausdrückte. Damals wurde eher über eine russische Urheberschaft spekuliert. Jeder vorsätzliche Angriff auf die kritische Infrastruktur der Bündnispartner würde „mit einer gemeinsamen und entschlossenen Reaktion beantwortet werden“, teilte die Nato damals mit.

Die Nord-Stream-Pipelines wurden von europäischen Firmen kofinanziert und galten bis zum Beginn des Ukrainekrieges als zentrales Element der deutschen Energieversorgung. Sollte sich bestätigen, dass proukrainische Kräfte den Anschlag verübt haben, könnte das zu erheblichen Spannungen im westlichen Bündnis führen.

Bundesverteidigungsminister Pistorius wollte am Mittwoch nicht darüber spekulieren, was es für die deutsche Unterstützung für die Ukraine bedeuten würde, wenn ukrainische Stellen beteiligt gewesen sein sollten. „Ich würde so eine Frage gerne beantworten, wenn ich etwas Belastbares weiß“, sagte Pistorius. „Alles andere ist Hypothese.“

Mehr: Die Nord-Stream-Enthüllungen sind allenfalls die halbe Wahrheit – ein Kommentar



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