Nov 22, 2022
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Bundesbank-Chef Joachim Nagel sieht Inflationshöhepunkt wohl noch nicht überschritten – Bundesbank sieht Bargeldversorgung im Krisenfall gesichert

Written by pinmin


“Ich würde gern daran glauben wollen, dass wir hoffentlich bessere Inflationszahlen sehen werden”, sagte Nagel am Montagabend in Frankfurt. Belastbare Daten sprächen aber eher dafür, dass sich die Teuerungsrate noch eine zeitlang auf einem hohen Plateau bewegen werde, bevor es dann deutlicher nach unten gehen könnte.

Die Ölpreise waren zuletzt gesunken, zugleich hatte sich der Preisauftrieb auf der Herstellerebene im Oktober in Deutschland deutlich abgeschwächt und Hoffnungen auf einen Rückgang der hohen Inflation geschürt.

Nagel zufolge dürfte die Inflationsrate in Deutschland auch im kommenden Jahr hoch bleiben. “Ich halte es für wahrscheinlich, dass im Jahresdurchschnitt eine Sieben vor dem Komma stehen wird”, sagte der Bundesbank-Präsident. Auch im Euroraum belaste die hohe Inflation die Konjunktur. “Der massive Preisauftrieb ist breit angelegt. Er bremst insbesondere den privaten Konsum.”

Im Dezember werde die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer weiteren Zinserhöhung nachlegen, um die Inflationsrate im Euroraum mittelfristig zurück auf 2 Prozent zu bringen, sagte Nagel, der als Bundesbank-Präsident im EZB-Rat mit über die Geldpolitik im gemeinsamen Währungsraum entscheidet. Die Größe des Zinsschrittes werde davon abhängen, wie sich die Daten und der Ausblick entwickelten. Die Notenbank legt bei der nächsten Zinssitzung am 15. Dezember ihre aktuellen Konjunktur- und Inflationsprognosen vor.

Zur geldpolitischen Normalisierung gehört neben weiteren Zinsschritten nach Einschätzung des Bundesbank-Präsidenten auch ein Abbau der durch milliardenschweren Anleihenkäufe aufgeblähten EZB-Bilanz. “Für mich spricht vieles dafür, Anfang nächsten Jahres damit zu beginnen, auslaufende Anleihen im Rahmen des APP nicht mehr vollständig zu ersetzen”, sagte Nagel. Das wäre auch ein weiteres wichtiges Signal des EZB-Rats zur Bekämpfung der Inflation.

Europas Währungshüter hatten zum 1. Juli 2022 zwar den Kauf neuer Wertpapiere im Rahmen des allgemeinen Kaufprogramms APP eingestellt. Gelder aus Papieren, deren Laufzeit endet, werden bislang aber in vollem Umfang wieder neu angelegt. Insgesamt steckte EZB im Rahmen des seit März 2015 genutzten Programms bis Ende Oktober rund 3,4 Billionen Euro in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere. Die Notenbank werde im Dezember über die Prinzipien der Rückführung ihres Anleihenkaufprogramms APP entscheiden, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde Ende Oktober gesagt.

Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei zwei Prozent Teuerung an. Im Oktober lagen die Verbraucherpreise im Währungsraum der 19 Länder um 10,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Notenbank stemmt sich seit Juli mit kräftigen Zinserhöhungen gegen die extrem hohe Teuerung. Der Leitzins im Euroraum, der jahrelang auf dem Rekordtief von null Prozent eingefroren war, liegt inzwischen bei 2,0 Prozent.

Nagel: Bundesbank braucht für 2022 erheblichen Teil ihrer Reserven


Die Deutsche Bundesbank wird nach den Worten ihres Präsidenten Joachim Nagel einen großen Teil ihrer Rückstellungen einsetzen müssen, um die aus dem rasanten Zinsanstieg resultierenden Verluste auszugleichen. “Wir wissen, dass wir einen erheblichen Teil der Reserven nehmen müssen”, sagte Nagel im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Die Bundesbank hat im vergangenen Jahr keinen Gewinn an das Finanzministerium überwiesen und ihre Wagnisrückstellungen in den vergangenen Jahren auf rund 20 Milliarden Euro aufgestockt. “Ich habe Herrn Lindner gesagt, dass er für die nächsten zwei bis drei Jahre nichts zu erwarten hat”, sagte Nagel.

Die Bundesbank muss wegen der gestiegenen Leitzinsen den Banken Zinsen für deren Einlagen zahlen. Zugleich hat sie über die vergangenen Jahre für geldpolitische Zwecke Anleihen – vor allem Staatsanleihen – für mehr als 1 Billion Euro gekauft, und zwar zu negativen Renditen. Nagel zufolge ist auch klar, dass sich die aus bilanzieller Sicht ungünstige Entwicklung auch 2024 fortsetzen wird. “Wir haben in unserer Rechnungslegung die Möglichkeit, dass man diese Verluste über die nächsten Jahre verteilt”, sagte Nagel. Die Notwendigkeit einer Rekapitalisierung sehe er nicht.

Bundesbank sieht Bargeldversorgung im Krisenfall gesichert


Die Bundesbank sieht sich für die Versorgung Deutschlands mit Bargeld im Krisenfall gut gerüstet. “Wir haben genügend Bargeld in den 31 Filialen gebunkert”, berichtete Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann am Dienstag in Frankfurt. “Wir sind dort für fünf Tage gesichert.” Darüber hinaus gebe es umfangreiche Reserven bei einigen regionalen Bargeldstützpunkten. “Die Bundesbank ist stets auszahlungsfähig.”

Die Notenbank rechnet Beermann zufolge nicht mit weitreichenden Stromausfällen infolge der Energiekrise. Sie sei aber auch dafür gerüstet. In den Filialen und der Bundesbank-Zentrale gebe es eine umfangreiche Notstromversorgung, die mindestens für 72 Stunden Ausfälle decken könne.

“Von unserer Seite gibt es im Krisenfall keine Bargeldobergrenze”, betonte Beermann. “Jeder kann aus unserer Sicht so viel Bargeld abheben, wie er möchte.” Zuletzt hatte es in Berichten geheißen, Deutschlands Finanzbehörden arbeiteten an Notfallplänen für die Bargeldversorgung, sollte es langfristig zu Stromausfällen kommen. Teil der Pläne sei auch eine mögliche Begrenzung der Summen, die Kunden von ihren Konten abheben könnten.

Zu der Vorbereitung von Banken und Sparkassen für den Fall von Stromausfällen, äußerte sich Beermann nicht. Für Krisenfälle gebe es ein gemeinsames Kommunikationsnetzwerk mit anderen Bargeldakteuren wie Kreditinstituten und Wertdienstleistern, die Scheine und Münzen transportieren und teilweise die Geldautomaten befüllen.

Nach Erfahrungen der Bundesbank steigt in Krisenzeiten die Nachfrage der Menschen nach Scheinen und Münzen. “Immer wenn es kritisch wird, dann gehen die Menschen in Deutschland aufs Bargeld”, berichtete Beermann mit Blick auf die Finanzkrise 2008 und jüngst die Corona-Krise.

FRANKFURT (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)

Bildquellen: Immersion Imagery / Shutterstock.com



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