Nov 15, 2022
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FSB: Klimaszenarien kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen

Written by pinmin


Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)–Die physischen Auswirkungen des Klimawandels für die Stabilität einzelner Finanzsysteme sind nach Aussage des Financial Stability Board (FSB) ebenso schwer quantifizierbar oder untereinander vergleichbar wie die Stabilitätsrisiken, die sich aus staatlichen Maßnahmen zur Bremsung des Klimawandels ergeben. In einem jetzt veröffentlichten Bericht kommt der FSB zu dem Ergebnis, dass die nationalen Aufsichtsbehörden die klimabedingten Stabilitätsrisiken einerseits als “nicht gering, aber eingedämmt” betrachten.

Andererseits wiesen sie darauf hin, dass die vom “Network of Central Banks and Supervisors for Greening the Financial System” (NGFS) entworfenen Klimaszenarien Risiken mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit (“tail risks”), Zweitrundeneffekte und Nicht-Linearitäten nicht ausreichend abbildeten.

Der FSB unterteilt die Risiken gemäß NGFS-Vorgaben in “physische”, die sich aus dem Klimawandel selbst ergeben, und transitorische, die aus dem Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft resultieren.

1. Transitorische Risiken

Die detailliertesten Angaben kommen von der Deutschen Bundesbank. Sie nimmt an, dass 19 Prozent der Kredite, 33 Prozent der Aktien und 45 Prozent der nicht-finanziellen Anleihen von Sektoren mit Exponierung gegenüber dem “Übergang” betroffen sind. Die EZB berichtet mit Blick auf den Euroraum von 14 Prozent der Kredite in betroffenen Sektoren, die Banque de France von 10 Prozent und der Banco de Espana von 1,5 bis 3,5 Prozent. Die Bank of England meldet 12 Prozent, hat aber auch noch die Versicherer untersucht, bei denen 21 Prozent der Assets in den relevanten Sektoren betroffen wären.

2. Physische Risiken

Laut Schätzung der EZB sind 30 Prozent der Unternehmenskredite von solchen Risiken betroffen. Allerdings gibt es hier weder Angaben aus Deutschland oder Frankreich – dafür aber aus Finnland. Hier wurden die Klimarisiken aus Gewerbeimmobilien untersucht: Der “value at risk” beläuft sich auf 1,3 Prozent der Unternehmenskredite. In Norwegen sind 5,5 Prozent der Immobilien betroffen, in England 11 Prozent der Unternehmenskredite in klimagefährdeten Sektoren und 18 Prozent der entsprechenden Assets von Versicherern.

Laut FSB sind die Klimaszenarien des NGFS zwar eine wichtige Grundlage für nationale Aufsichtsbehörden, doch hätten deren Untersuchungen oft unterschiedliche Ziele, was zu Modifikationen führe und die Ergebnisse letzten Endes unvergleichbar mache.

Gleichwohl traut sich der FSB ein vorläufiges Fazit zu: “Viele Tests zeigen keine schwerwiegenden Auswirkungen bei einem geordneten Szenario, berichten aber von signifikanten Verlusten bei der wirtschaftlicher oder finanzieller Natur bei einem ungeordnetem Übergang, sowie beträchtliche Verluste im Falle eines Szenarios ohne Übergang mit hohen physischen Risiken.” Das bedeutet: Teuer wird es, wenn der Übergang zu spät eingeleitet und deshalb radikal ausfällt oder wenn einfach wie bisher weitergemacht wird.

Die übergreifende Botschaft mit Blick auf die Finanzstabilität ist laut FSB, dass die Auswirkungen der Klimarisiken zwar nicht gering sind, sich aber auf einige Sektoren zu konzentrieren scheinen und insgesamt, zumindest im Moment, mit Blick auf die einzelnen Finanzsysteme begrenzt sind. Allerdings hätten einige der befragten Aufsichtsbehörden betont, dass die Szenarien keine Zweitrundeneffekte oder Nicht-Linearitäten erfassten. Gleiches gelte für Maßnahmen, die andere Akteure zur Verringerung ihrer Risiken ergreifen könnten, oder für abrupte Verluste an den Finanzmärkten.

“Die Knappheit der verfügbaren Daten, Modellierungsbeschränkungen und -unsicherheiten sind weitere wichtige Gründe, die aus Sicht der Teilnehmer dafür sprechen, dass diese vorläufigen Ergebnisse die tatsächlichen klimabedingten Risiken und Auswirkungen erheblich unterschätzen”, warnt der FSB.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/kla

(END) Dow Jones Newswires

November 15, 2022 08:06 ET (13:06 GMT)



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