• Joe Kaeser plaudert in Podcast aus dem Nähkästchen
• Genie und Wahnsinn bei Musk “ohne Puffer” miteinander verbunden
• Kaeser lobt hohe Risikobereitschaft Musks
Es gibt wohl kaum einen Menschen, der die Massen so spaltet wie Tesla-Chef Elon Musk. So scheinen bei dem Visionär bahnbrechende Ideen und verbale Entgleisungen sehr nah beieinander zu liegen. In einem Podcast wurde jüngst auch Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser zu seinen Erfahrungen mit dem Tesla-CEO befragt, woraufhin dieser ein gemischtes Bild zeichnete.
Ein gemeinsamer Freund macht Kaeser und Musk miteinander bekannt
Kennengelernt hätten sich Musk und Kaeser durch einen gemeinsamen Freund, der im Silicon Valley lebte und einer der ersten Chefs der Elektroautobauers zu den Anfangszeiten gewesen sei. Dieser hätte sich bei dem ehemaligen Konzernlenker gemeldet und gesagt, er hätte da jemanden “der will elektrische Autos bauen, hat aber keine Ahnung wie das geht”. So hätte der gemeinsame Freund Kaeser um Hilfe beim Aufbau des Automatisierungsprozesses für eine Fabrik gebeten. Dies sei der Anfang der Bekanntschaft zwischen dem Ex-Siemens-Chef und dem jetzigen Tesla-CEO gewesen.
Nächtlicher Hilferuf
Auch zu einem späteren Zeitpunkt hätte Musk weiter den Kontakt zu Kaeser gesucht. So erzählt der Aufsichtsratschef von Siemens Energy und Daimler Trucks von einem hitzigen Telefonat, welches Kaeser in Erinnerung geblieben sei. Musk hätte den Wirtschaftsexperten einmal mitten in der Nacht angerufen und so gebrüllt, “man hätte das Handy weglegen können und über den Atlantik hätte ich ihn auch noch gehört”, und gefordert “Beweg deinen Arsch hierher, ich will dich morgen sehen”. Hintergrund waren Probleme beim Hochlaufen der Produktionslinie gewesen, bei denen Musk offenbar dringend Hilfe benötigte.
Letztlich sei Kaeser nicht zu Musk geflogen, er erkundigte sich jedoch nach dem Problem und erfuhr schließlich, “dass eine organisierte Fertigung mit seiner Art, mit Menschen und Problemen umzugehen, nicht möglich war”. Schlussendlich hätte Musk die Probleme jedoch in den Griff gekriegt und mittlerweile sei auch Siemens-Automatisierungsequipment in den unterschiedlichen Tesla-Fabriken, die in Grünheide eingeschlossen, verbaut.
“Unglaublich interessante Persönlichkeit”
Für den Ex-Siemens-Chef sei Elon Musk “eine unglaublich interessante Persönlichkeit”. So sähe er er bei dem Tesla-Chef eine “Trennlinie und oberhalb der Trennlinie ist Genie und unterhalb der Trennlinie ist […] Chaos oder etwas Negatives”. Die Herausforderung läge dabei darin, dass es zwischen dieser Grenze zwischen Genie und Wahnsinn “keinen Puffer” gäbe. “Er ist entweder genial unterwegs oder er ist in einer Weise unterwegs, dass man sich wundern muss, dass solche Leute überhaupt Erfolg haben können.”
Kaeser lobt Musks hohe Risikobereitschaft
Allerdings findet Joe Kaeser auch lobende Worte für den Tausendsassa. So lobt er in dem Podcast mehrfach die Bereitschaft Musks, Risiken einzugehen, “obwohl er schon viel zu verlieren hat”. So gäbe es viele Visionäre, die durch ihre Unternehmen oder Startups reich geworden seien, die ihre Risikobereitschaft mittlerweile jedoch vollständig eingebüßt hätten. Zu Teslas Anfangszeiten sei es schließlich keine Kunst gewesen, “anderer Leute Geld zu verbrennen, eine halbe Milliarde jedes Quartal. Das kann im Prinzip fast jeder.” Als einer der reichsten Menschen der Welt jedoch noch immer den Mut zu haben, “hohe Risiken einzugehen, mehr zu machen, Sachen auszuprobieren, SpaceX zum Beispiel und oder Batteriefabriken […]”, rechne er dem Visionär hoch an.
Zur Twitter-Übernahme steht das Urteil noch aus
Was die Twitter-Übernahme angehe, würde sich noch zeigen, ob es sich dabei um einen Erfolg handeln würde. “Elon Musk gewinnt seine Spiele immer 8:6 und nie 1:0. Weil er eben auch sehr viele Dinge macht, bei denen man sagt: Versteht kein Mensch.” Kaeser sieht Musks derzeitiges Verhalten jedoch “unter dieser Trennlinie”.
Redaktion finanzen.net
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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Bildquellen: Siemens, Kevork Djansezian/Getty Images
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