NEW YORK (dpa-AFX) – Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat Russland massenhafte Verschleppungen ukrainischer Kinder vorgehalten und dies als Völkermord angeprangert. Russland deportiere Tausende Kinder, um sie von russischen Familien adoptieren und zu Russen umerziehen zu lassen. “Das ist ein Völkermord, und dem stehen wir heute gegenüber”, sagte Kuleba am Mittwoch zu Beginn einer Sondersitzung der UN-Vollversammlung zum Jahrestag des russischen Einmarschs.
Moskau hatte ähnliche Vorwürfe zuletzt dementiert. Die Ausreise vieler Ukrainer nach Russland wird als Flucht aus der Kampfzone dargestellt. Auch die Verschleppung von Kindern wird von russischer Seite trotz gegenteiliger Belege bestritten. Wenn Kinder nach Russland verbracht werden, wird dies oft mit medizinischer Behandlung oder Erholung begründet.
Ein Jahr nach Kriegsbeginn stellte Kuleba vor dem größten UN-Gremium eine Resolution mit der Forderung nach Frieden und dem Rückzug Moskaus vor, die am Donnerstag beschlossen werden soll. Kuleba sagte, dass die Staaten der Welt sich angesichts der russischen Aggression nicht neutral verhalten könnten und rief zur Zustimmung auf. Es wird mit Dutzenden weiteren Reden hochrangiger Sprecherinnen und Sprecher gerechnet, neben Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sollen ihr US-Amtskollege Antony Blinken und der britische Chefdiplomat James Cleverly sprechen.
Der Resolutionsentwurf bekräftigt eine Reihe von zuvor bereits beschlossenen Positionen der Vollversammlung – zum Beispiel die territoriale Integrität der Ukraine und einen Rückzug der russischen Truppen aus dem Nachbarland. Die Strategie der westlichen Unterstützer der Ukraine ist es dabei nicht, komplexe Umrisse für eine Beendigung des Krieges zur Abstimmung zu stellen, sondern so viele Länder wie möglich zu einem “Ja” zu bewegen.
Damit wollen sie an die Abstimmungsergebnisse des vergangenen Jahres anknüpfen, als sich im Oktober 143 Staaten bei einer ähnlichen Abstimmung gegen völkerrechtswidrige Annexionen durch Moskau gestellt hatten. Ein starkes Ergebnis in der Größenordnung vergangener Abstimmungen könnte dem Eindruck entgegentreten, es gebe in Teilen der Welt eine Kriegsmüdigkeit und bröckelnden Rückhalt für Kiew./scb/DP/he
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