Oct 17, 2022
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Ukraine – Die Lage am Mittag: Erneut Explosionen im Zentrum von Kiew – Heftige Kämpfe in Charkiw, Donezk und Cherson

Written by pinmin


Kiew

Die Hauptstadt Kiew ist erneut unter Beschuss.


(Foto: AP)

Kiew Zahlreiche mit Sprengstoff beladene russische Drohnen haben am Montagmorgen die ukrainische Hauptstadt Kiew attackiert. Laute Explosionen erschütterten die Stadt, Gebäude wurden in Brand gesetzt. Behördenangaben zufolge wurden mehrere Menschen getötet.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sagte, es sei unter anderen das zentrale Stadtviertel Schewtschenko getroffen worden. Wohnblocks und ein anderes Gebäude seien in Brand geraten. Die Einwohner der Stadt rief er auf, Schutz zu suchen.

Aus den Trümmern eines Wohngebäudes seien 18 Menschen gerettet worden, sagte Klitschko. Rettungskräfte versuchten, zwei weitere Menschen zu finden, von denen man wisse, dass sie sich unter den Trümmern befänden.

„Die ganze Nacht und den ganzen Morgen terrorisiert der Feind die Zivilbevölkerung“, erklärte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski. „Kamikaze-Drohnen und Raketen greifen die ganze Ukraine an.“ Und: „Der Feind kann unsere Städte angreifen, aber er wird nicht in der Lage sein, uns zu brechen.“

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Wie viele Drohnen zum Einsatz kamen, war zunächst unklar. Allein in der Region Kiew seien 13 Drohnen abgeschossen worden, die aus südlicher Richtung gekommen seien, sagte ein Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat.

Neue Angriffe auf Kiew: Mutmaßlicher Einsatz von „Kamikaze-Drohnen“

Vor einer Woche hatte Russland mit Raketen ebenfalls zum Wochenbeginn im Berufsverkehr am Morgen das Zentrum von Kiew beschossen. Zuvor war es zu einer Explosion auf der Brücke zu der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim gekommen.

Kremlchef Wladimir Putin hatte dem ukrainischen Geheimdienst einen „Terroranschlag“ gegen die Brücke vorgeworfen – und dann die Raketen als Vergeltung abschießen lassen. Dabei starben in Kiew und anderen Städten in der Ukraine mehr als ein Dutzend Menschen, mehr als 100 wurden verletzt.

Heftige Kämpfe in Charkiw, Donezk und Cherson halten an

Nach Angaben des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte beschießen russische Streitkräfte weiterhin ukrainische Stellungen an mehreren Fronten, darunter Städte in den Regionen Charkiw, Donezk und Cherson.

Die schwersten Kämpfe fänden nördlich von Bachmut statt, schreibt der ukrainische Militärexperten Oleh Schdanow im Internet. Die ukrainischen Streitkräfte hätten in den vergangenen 24 Stunden russische Vorstöße auf die Städte Torske und Sprine zurückgeschlagen. „(Die Russen) haben beschlossen, durch Torske und Sprine zu ziehen.“ Die Frontlinie verschiebe sich ständig. „Unser Kommando verlegt Verstärkungen dorthin, Männer und Artillerie, um der russischen Überlegenheit in diesen Gebieten zu begegnen.“

Selenski will mehr Getreide exportieren und Strom sparen

Selenski sagte am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache, obwohl der Krieg die Exporte weiter behindere, habe die Ukraine seit dem Inkrafttreten des Getreideabkommens fast acht Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Seeweg ausgeführt. „Das sind mehr als 300 Schiffe. 60 Prozent der Menge sind nach Afrika und Asien gegangen.“

Erst vor wenigen Tagen hatte Russland damit gedroht, den Getreidedeal zu stoppen und die ukrainischen Häfen wieder zu blockieren, weil nach Moskaus Ansicht Versprechungen gegenüber Russland nicht eingehalten worden seien und zudem angeblich der Sprengstoff für den Anschlag auf die Krim-Brücke über den Seeweg aus der Ukraine geschmuggelt worden sei.

Wolodimir Selenski

Der ukrainische Präsident betonte die Relevanz des Getreideabkommens.



(Foto: dpa)

Angesicht der russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur bat Selenski seine Landsleute nun darum, Strom zu sparen. „Aufgrund des russischen Raketenterrors ist es in einigen Städten und Regionen der Ukraine notwendig, die Stromversorgung zu begrenzen, damit das gesamte System stabil funktioniert“, sagte er.

Gerade in den Stoßzeiten am Abend sei es notwendig, Strom zu sparen, da es sonst zu Überlastungen komme und die Elektrizitätswerke zu Abschaltungen gezwungen seien.

Belarus bewaffnet seinen Zivilschutz

In Belarus steigen vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine die eigenen militärischen Aktivitäten. „Jetzt haben wir alle Waffen vom Verteidigungsministerium erhalten, die wir bekommen sollten, und haben sie in den Waffenkammern gelagert“, teilte der Chef des belarussischen Zivilschutzes, Wadim Sinjawski, am Sonntag im Staatsfernsehen mit. Es seien zugleich Einheiten gebildet worden, die zusammen mit dem Militär „zur Verteidigung des Vaterlands“ herangezogen werden könnten.

Der ranghohe Beamte sprach zugleich von rund 5000 unterirdischen Anlagen, die in Belarus als Bombenschutzkeller verwendet werden könnten. Der belarussische Grenzschutz teilte derweil mit, seine Einheiten an der Grenze „wegen der verstärkten Aufklärungstätigkeit der Ukraine“ verstärkt zu haben.

Erste russische Soldaten für gemeinsame Truppe in Belarus

Derweil schickte Russland erste Soldaten für eine gemeinsame Truppe mit Belarus in das Nachbarland. „Die ersten Truppenzüge mit russischen Soldaten (…) kamen in Belarus an“, zitierte die russische Agentur Tass am Sonntag einen Sprecher des Verteidigungsministeriums in Minsk. „Die Verlegung wird mehrere Tage dauern. Die Gesamtzahl wird etwas weniger als 9000 Menschen betragen“, hieß es.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte am vergangenen Montag die Aufstellung einer gemeinsamen regionalen Truppe mit Russland bekanntgegeben. Sie solle angesichts der steigenden Spannungen die belarussische Grenze schützen. Lukaschenko dementiert, dass sein Land selbst am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine teilnehmen werde.

Alexander Lukaschenko

Der belarussische Präsident hatte die Bildung einer gemeinsamen regionalen Militäreinheit der Streitkräfte seines Landes mit der russischen Armee angekündigt.



(Foto: dpa)

Ukraine setzt hohes Kopfgeld auf Ex-Separatistenführer Girkin aus

Teilnehmen will derweil der ehemalige Anführer der Separatisten im Donbass, Igor Girkin, bekannt unter seinem Decknamen Strelkow. Russischen Militärbloggern zufolge meldete sich Girkin bei einem Freiwilligenbataillon zum Einsatz in der Ukraine. Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR setzte 100.000 Dollar (rund 103.000 Euro) Kopfgeld für die Ergreifung des einstigen russischen Geheimdienstoffiziers aus. Girkin wird unter anderem für den Abschuss eines Passagierflugzeugs über dem Donbass verantwortlich gemacht.

Igor Girkin

Auf den ehemaligen Separatistenführer ist ein hohes Kopfgeld ausgesetzt.



(Foto: dpa)

Noch kein Zugang zu Kriegsgefangenen: Rotes Kreuz weist Kritik zurück

Das Rote Kreuz wehrt sich gegen Kritik aus Kiew, dass es zahlreiche Kriegsgefangene noch nicht besucht habe. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) habe moralische Verpflichtungen, hatte der ukrainische Präsident Selenski vergangene Woche gesagt und umgehende Besuche verlangt. „Es hilft weder den Kriegsgefangenen noch ihren Familien, wenn dem IKRK die Schuld dafür gegeben wird, dass ihm der uneingeschränkte und sofortige Zugang verweigert wird“, teilte das IKRK am Sonntagabend mit. Elf Mitarbeiter, darunter ein Arzt, stünden in der von Russland besetzten Region Donezk für solche Besuche bereit, hätten aber bislang keine Erlaubnis erhalten.

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Diese müsse von den beteiligten Staaten kommen. Sie seien nach den Genfer Konventionen verpflichtet, dem IKRK Zugang zu gewähren. Das IKRK verlange seit fast acht Monaten vergeblich, sämtliche Orte, an denen Kriegsgefangene interniert seien – darunter das Gefangenenlager Oleniwka – ungehindert und regelmäßig besuchen zu können.

Das wird am Montag wichtig

Die Außenminister der EU-Staaten beraten an diesem Montag (9.30 Uhr) in Luxemburg unter anderem über die weitere Unterstützung der Ukraine. Bei dem Treffen sollen ein Ausbildungseinsatz für die ukrainischen Streitkräfte sowie der Einsatz von weiteren 500 Millionen Euro für den Kauf von Waffen und Ausrüstung beschlossen werden.

Vor dem Hintergrund der Spannungen mit Russland beginnt die Nato ihre jährlichen Manöver zur Verteidigung des europäischen Bündnisgebiets mit Atomwaffen. An der Übung „Steadfast Noon“ werden nach Nato-Angaben neben Deutschland 13 weitere Staaten beteiligt sein. Schauplatz ist insbesondere der Luftraum über Belgien, Großbritannien und der Nordsee.

Mehr: Verpassen Sie keine Entwicklung – Alles Neue in unserem Newsblog zum Ukrainekrieg



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